Uniklinik-Justiziar massiv unter Druck
Markus Jones droht erneute Freistellung - Offenbar Auflösungsvertrag in Vorbereitung

Markus Jones. Foto: Privat
Von Klaus Welzel
Heidelberg. Nach dem Bluttest-Skandal setzt das Heidelberger Universitätsklinikum offiziell auf Transparenz. Doch davon ist seitens der Beschäftigten noch nicht allzuviel zu spüren. Nach der emotionalen Personalversammlung am Mittwoch waren die Anwälte wieder am Zug. Der Vorstand (oder der Aufsichtsrat, ganz klar wird das nicht) beauftragte erneut die Stuttgarter Anwaltskanzlei Gleiss Lutz - mit einem Rauswurf.
Am Donnerstagabend wurde der frühere stellvertretende Kaufmännische Direktor und Noch-Leiter der Rechtsabteilung, Markus Jones, vor die Wahl gestellt: Entweder er erklärt sich damit einverstanden, seinen Urlaub bis 30. September zu verlängern - oder er wird wieder freigestellt. Jones war bereits einmal "widerruflich" freigestellt worden, weil er angeblich in zu viele Aspekte des Skandals verwickelt sei. Als der Vorstand im Juli diese Freistellung aufhob, setzte ihn kurz darauf der Aufsichtsrat als stellvertretenden Kaufmännischen Direktor ab. Seine restlichen Positionen sollte er behalten.
Jetzt beginnt das entwürdigende "Spiel" von Neuem. Nachdem Jones’ Anwalt Michael Eckert am Freitag nachfragte, worin die Gründe für die neuerliche Freistellung bestünden, hieß es lapidar: Um einen Auflösungsvertrag abzuschließen. Sprich: Jones muss gehen. Nach 14 Jahren - aus seiner Sicht - erfolgreicher Arbeit.
Bei der Personalversammlung war die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Schwanitz sichtbar bemüht, Gründe anzudeuten, weshalb überhaupt Jones und seine frühere Chefin, die Kaufmännische Direktorin, Irmtraut Gürkan, Verantwortung für den Skandal tragen. Über ein "Es lief nicht alles vorbildlich" ging die Argumentation aber nicht hinaus. Wenn man bedenkt, dass bei der Aufarbeitung des Skandals die Kanzlei Gleiss Lutz unter anderem sämtliche Aktivitäten von Jones für das Klinikum durchleuchtete - wie berichtet stellte sie für ihre Arbeit über 142.000 Euro in Rechnung -, ist das eine sehr dürftige Argumentation. Und als Eckert nachfragte, weshalb die Trennung erfolgen solle, gab es wohl auch nur ein Schulterzucken.
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In der Rechtsabteilung fühlt man sich nun in einer Befürchtung bestätigt: Dass die Ärztliche Direktorin, Prof. Annette Grüters-Kieslich, die restlichen drei Monate nutzen wird, um "aufzuräumen". Ohnehin wurde es mit einem Murren quittiert, dass die beliebte Kaufmännische Direktorin Gürkan ihren Job sofort aufgab, Grüters-Kieslich aber, die viel tiefer in den Skandal involviert war, noch eine Dreimonatsfrist erhält. Was sie genau vorhabe, war auch Thema bei der Personalversammlung. Ihre Antworten wurden jedoch von vielen Mitarbeitern als ausweichend empfunden.
Immerhin bestätigte Grüters-Kieslich etwas, was die RNZ schon lange angeprangert: dass im Vorstand die Zuständigkeiten nicht geklärt waren, weshalb sich niemand richtig verantwortlich fühlte. Auf die Frage, wie sie nun eine bessere Kommunikation hinbekommen wolle, antwortete Grüters-Kieslich aber nicht.
Das Misstrauen ihr gegenüber rührt im Wesentlichen aus der dilettantisch betriebenen Aufklärung des Skandals. Auch die Tatsache, dass Grüters-Kieslich selbst Jones die erste Freistellung überbrachte, stieß übel auf. So positiv der Befreiungsschlag mit dem Doppelrücktritt aufgenommen wurde: Er muss auch gelebt werden. Dass jemand, der so tief in den Skandal verwickelt war, den Neuanfang plant, konnte die Mitarbeiter am Mittwoch nicht beruhigen.