Wohnraumentwicklung

So sieht es mit dem Wohnungsbau an der Bergstraße aus

Kommunen müssen Wohnraum schaffen - Gleichzeitig verlangen die Bürger ansprechende Bauten und den Schutz von Flächen

22.07.2019 UPDATE: 23.07.2019 06:00 Uhr 4 Minuten, 16 Sekunden

Jeder, der von Süden nach Weinheim kommt, sieht es: Das Gebiet "Lützelsachsen Ebene" ist eine von mehreren Weinheimer Bauflächen, die in den letzten Jahren dazukamen. Foto: Kreutzer

Neckar/Bergstraße. (ans/nip/stu/web) In den Städten wird zu wenig gebaut, auf dem Land zum Teil zu viel. So lässt sich ein Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zusammenfassen. Demnach ist der Druck auf den Wohnungsmarkt in Ballungsräumen weiter enorm, was auch an der zuletzt boomenden Konjunktur gelegen habe. Doch wie sieht es in den Kommunen an Neckar und Bergstraße aus? Was wird getan, um den Markt zu entlasten? Und wo sind die Grenzen des Wachstums? Eine Übersicht.

> Weinheim: Es sei unstrittig, dass in Städten Wohnungen fehlen, besonders preisgünstige Mietwohnungen, teilt die Verwaltung auf RNZ-Anfrage mit. Die Zuwanderung nach Weinheim spüre man seit Jahren, was an "vielen positiven Standortfaktoren" liege. Gleichzeitig sei in den vergangenen Jahren ein starker Fokus auf dem Bau von Einfamilienhäusern gelegen, während das Interesse an Mietwohnungen aufseiten der Investoren eher gering war.

Weinheim setze darüber hinaus ganz wesentlich auf das Thema "Innenverdichtung", um die Nutzung freier Flächen einzugrenzen. "Unser Amt für Stadtentwicklung hat 2018 Eigentümer von Grundstücken angeschrieben, die grundsätzlich bebaubar sind und für eine entsprechende Nutzung aktiviert werden könnten", so Stadtsprecher Roland Kern.

Gleichwohl sind in den letzten zehn Jahren mehrere größere Wohngebiete hinzugekommen. Das sind "Lützelsachsen Ebene", das Gebiet "Multring-Mierendorffstraße" sowie "Schollstraße/Goerdelerweg", das Areal "Östlich Am Steinbrunnen" in Hohensachsen und nicht zuletzt "Steingrund-Süd" in Rippenweier. Auch die Anschlussunterkünfte in der Händelstraße, der Klausingstraße, der Sommergasse und im Seeweg seien so konzipiert, dass sie dauerhaft von allen Bevölkerungsgruppen - vor allem mit niedrigen Einkommen - bewohnt werden.

"Vor uns liegen das Neubaugebiet ,Allmendäcker’ und das Sanierungsgebiet ,Westlich Hauptbahnhof’", so der Verwaltungsvertreter. In den Allmendäckern zwischen TSG-Gelände und Waidsee entstehe auf sechs Hektar Fläche ein Wohngebiet für breite Bevölkerungsschichten. "Zehn Prozent sozialer Mietwohnungsbau und zehn Prozent preisgedämpfter Wohnungsbau" lautet das Konzept zum sozialen Ausgleich. Insgesamt entstehen hier 270 Wohnungen. Dabei werden sowohl Geschosswohnungsbau betrieben als auch verschiedene Typen von Einfamilienhäusern errichtet. Darüber hinaus gibt es mindestens 45 Plätze für "betreutes Wohnen". Aktuell laufen Gespräche mit den Investoren, damit deren Entwürfe optimiert werden können. Wenn die Pflegeeinrichtungen der GRN Anfang 2020 in Richtung Hammelsbrunnen weiterziehen, soll im Westen des Hauptbahnhofs auf 47.000 Quadratmetern ein Quartier mit rund 400 Wohnungen entstehen. Vorgesehen sind auch dort zehn Prozent sozialer Mietwohnungsbau und zehn Prozent preisgedämpfter Wohnungsbau, überwiegend in Geschosswohnungsbauten. Mit dem Beginn der Erschließungs- und Bauarbeiten rechnet die Stadt Mitte 2020.

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Zudem gibt Überlegungen, auf dem Gebiet der Schweitzer-Grundschule Wohnungen zu bauen. Auch diese Einrichtung wandert weiter, sie geht im Schulzentrum Weststadt auf. Der seit 2004 geltende Flächennutzungsplan sehe weitere, bislang nicht entwickelte Wohnbauflächen in unterschiedlicher Größe und Lage vor, teilt die Verwaltung mit. Selbst eine stagnierende Bevölkerung benötige zusätzliche Fläche, weil die Wohnfläche pro Kopf immer weiter ansteigt. Andererseits hat OB Manuel Just bekräftigt, dass sich der "Flächenverbrauch" auf der Zielgeraden befinde. Die Städte müssten vorsichtig sein, ohne den Wohnraummangel zu vernachlässigen - eine Gratwanderung.

> Hirschberg: Die jüngsten Neubaugebiete sind schon älter. Zuletzt wurden der "Sterzwinkel" in Großsachsen und "Nördlich der Weinheimer Straße" in Leutershausen bebaut. Größere Baugebiete sind derzeit in keinem der beiden Ortsteile vorgesehen, wohl will man aber voraussichtlich noch in diesem Jahr über ein kleineres im Gemeinderat beschließen. Der frühere Hirschberger Bürgermeister und jetzige OB von Weinheim, Manuel Just, nannte es eine "Arrondierung". Geplant ist auch, dass in dem kleinen Gebiet sozialer Wohnungsbau berücksichtigt wird. In welcher Form steht noch nicht fest. Auch im Bürgermeisterwahlkampf klang das Thema "Neubaugebiet" an, wobei sich die Kandidaten einig sind, dass die Gemeinde nur mäßig wachsen sollte und vor allem Wert auf Innenverdichtung und die Ermittlung von Leerständen legen müsse.

> Heddesheim: Es wird kräftig gebaut: Im Juni erfolgte der erste Spatenstich für das Neubaugebiet "Mitten im Feld II". Gegenüber dem ersten Bauabschnitt ändert sich die Struktur des neuen Wohngebiets, in dem künftig 450 bis 500 Menschen leben. So soll es nicht nur Wohnangebote für Familien geben, sondern auch für Ältere. Ebenso soll bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen. Dazu entstehen ein Lebensmittel- und ein Drogeriemarkt. Im Herbst 2020 können wohl erste Häuser gebaut werden. Das Gebiet fasst 1500 Menschen, wenn es einmal erschlossen ist.

> Ladenburg: Nachdem in Ladenburg das Projekt "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" 2015 mit der Schließung der meisten Baulücken in der Altstadt endete, öffnete sich der Gemeinderat für die Erschließung neuer Baugebiete. Noch 2015 erfolgte der Spatenstich für das Wohnbaugebiet "Hockenwiese" in der Weststadt. Dort entstand ein Wohngebiet für 350 Menschen. Bis Ende August beziehen die letzten Neubürger Mehrfamilienhäuser. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hockwiese wird ein weiteres Baugebiet umgesetzt. Es handelt sich um ein Mischgebiet, in dem sich auch Gewerbe ansiedelt. Um die 500 Neubürger sollen dort eine neue Heimat finden.

Bereits Ende 2019 ziehen die ersten Bewohner in den Wohnkomplex "Martinshöfe". Die neu gebauten 150 Eigentumswohnungen mit zum Teil "betreutem Wohnen" sind fast alle verkauft. Wegen der Höhe der Gebäude am Stadteingang West wird Kritik laut, denn die Wuchtigkeit der drei Komplexe stört viele Bürger.

Nach einem umfangreichen Beteiligungsverfahren wurde die Bebauung "Nordstadt-Kurzgewann" in Angriff genommen. Die Erschließungsarbeiten für das Wohngebiet sind fertig. Um 1200 Menschen finden dort ein Zuhause, wobei die Stadt als eine der Grundstückseigentümerinnen darauf Wert legte, bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Weil in den nächsten fünf Jahren Ladenburg um 2000 Einwohner wächst, werden auch Infrastrukturmaßnahmen auf den Weg gebracht. Es entstehen neue Betreuungsplätze in der ganzen Stadt, in der Weststadt wird die Astrid-Lindgren-Schule erweitert. Auch der zügige Bau einer Dreifeld-Sporthalle steht im Zusammenhang mit den 2000 Neubürgern.

> Edingen-Neckarhausen: Der Bedarf nach Wohnraum ist da, die Ablehnung großer Baugebiete aber auch. Folglich liegt der Fokus auf kleineren Flächen. In Edingen entstehen auf dem gemeindeeigenen, ehemaligen 0,6 Hektar großen Tennisgelände in der Robert-Walter-Straße 24 Wohnungen in drei Mehrfamilienhäusern. Das Vorhaben gilt als Innenentwicklung und sollte ursprünglich größer ausfallen. Nur ein wenig weiter weg ist in "Hundert Morgen" die Errichtung von drei Mehrfamilienhäusern mit 19 Wohnungen geplant. Der Bauantrag liegt heute Abend im Gemeinderat auf dem Tisch. Ebenfalls auf Gemeindegrund wird in der Jahnstraße preisgünstiger Wohnraum geschaffen: Geplant ist ein Gebäude für 20 Wohnungen und eine Tiefgarage. Gemäß Landeswohnraumförderungsgesetz wird der Preis pro Quadratmeter 7,65 Euro betragen.

In Neckarhausen sind zwei Baugebiete im Werden: einmal auf der Wiese gegenüber der Bäko und einmal in Neckarhausen-Nord. Das Baugebiet "Wiese Wingertsäcker" beherbergt 24 Reihenhäuser. Das größte Baugebiet in Arbeit ist "Neckarhausen-Nord". Auf einer Nettofläche von rund 32.000 Quadratmetern ist ein "Dorf im Dorf" geplant: eine Mischung aus Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern sowie Geschosswohnungen. In der Summe ergeben sich 112 "Wohneinheiten". Weitere Baulücken gibt es noch in Edingen "Hinter der Kirche" sowie in Neu-Edingen.

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