Bürgerentscheid Großer Ochsenkopf

Grüne wollen den Betriebshof an der Speyerer Straße (plus Videos)

Kampagne für den Bürgerentscheid: Ochsenkopfwiese erhalten, Betriebshof verlagern und in Bergheim Platz für Neues schaffen

03.07.2019 UPDATE: 04.07.2019 10:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden

Das Gelände rund um den Recyclinghof am Oftersheimer Weg sehen die die Grünen als idealen Betriebshof-Standort an. Foto: Welker

Von Timo Teufert

Heidelberg. Bislang ging es beim Bürgerentscheid am 21. Juli immer um zwei Optionen: Bleibt der Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) am alten Standort in der Bergheimer Straße oder wird er auf der Grünfläche am Großen Ochsenkopf neu gebaut?

Doch jetzt bringen die Grünen einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein: Sie fordern die Bürger auf, im übertragenen Sinne drei Mal mit "Ja" zu stimmen: Für den Erhalt der Ochsenkopfwiese, für die Verlagerung des Betriebshofes an die Speyerer Straße und - so die Vision der zukünftig stärksten Gemeinderatsfraktion - für eine klimafreundliche Straßenbahn-Anbindung des Patrick-Henry-Village (PHV). Auf einer Mitgliederversammlung - die mit 150 Anwesenden so gut besucht war, dass viele im Literaturcafé stehen mussten - wurde dieser Kurs bei einer Gegenstimme angenommen.

>>> Mehr zum Thema Betriebshof-Verlagerung an den Ochsenkopf: www.rnz.de/ochsenkopf <<<

"Wir nehmen in Hinblick auf den Bürgerentscheid eine hohe Verunsicherung in der Bevölkerung wahr, weil zum Beispiel keine Alternative angeboten wird", erklärt der künftige Stadtrat Derek Cofie-Nunoo die Beweggründe für die Kampagne.

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Nach dem Kommunalwahlergebnis der Grünen sei der Bürgerentscheid nun die erste Bewährungsprobe für seine Partei. "Denn wir sind diejenigen, die eine Lösung des Problems anbieten", sagt Cofie-Nunoo und meint damit einen möglichen Standort an der Speyerer Straße, der im Vorfeld der Gemeinderatsentscheidung auch geprüft wurde. "Doch er wurde mit einer dürren Begründung weggewischt, weil die Stadt von Anfang an auf den Ochsenkopf festgelegt war", sagt Stadtrat Christoph Rothfuß.

Die Stadt suggeriere, dass es keine Alternativen gebe. Doch "wir wollen im Herzen Bergheims Lebensraum für Menschen schaffen, nicht für Maschinen", sagte Stadtrat Manuel Steinbrenner. Schließlich verdiene Bergheim-West zwei Grünflächen - die am Großen Ochsenkopf und die geplante auf dem heutigen Betriebshof-Areal.

"Der Erhalt der Ochsenkopfwiese bedeutet nicht den Verbleib des Betriebshofs auf dem alten Standort", unterstreicht auch Rothfuß. Es gebe bei der Abstimmung kein Entweder-Oder, weil ein Standort an der Speyerer Straße in der gleichen Liga spiele wie die beiden anderen. Zwar fehle noch der Schienenanschluss, doch den müsse man sowieso bauen, wenn man PHV mit der Straßenbahn erschließen wolle. "Und die Vorzugsvariante der Stadt für die Erschließung läuft über die Speyerer Straße", weiß Rothfuß. Eine Verlängerung der bisherigen Linie 26 mache dagegen keinen Sinn: "Das ist ein unattraktiver Umweg, der durch die vielen eingleisigen Abschnitte für eine zweite Linie verdammt eng wird", so Rothfuß.

Außerdem wollen die Grünen den Nahverkehr weiter ausbauen: "Wir müssen den ÖPNV attraktiv fürs Umland ausbauen, denn unsere innerstädtischen Verkehrsprobleme entstehen durch die großen Einpendlerströme, vor allem aus dem Süden", weiß Rothfuß. Deshalb müsse man dort das Angebot attraktiver machen und beispielsweise die Planungen für eine Ringstraßenbahn von Leimen über Nußloch, Wiesloch, Walldorf, Sandhausen nach Kirchheim wieder aufnehmen.

Doch eine solche Strecke sei bei den Kapazitäten im geplanten Neubau nicht berücksichtigt: "Der Betriebshof am Großen Ochsenkopf ist mit der Fertigstellung zu klein und nicht zukunftsfähig. Heute passen 37 Busse in den Betriebshof, am großen Ochsenkopf sind es nur 36 Fahrzeuge, für 2030 sind aber 47 Busplätze nötig", rechnet Rothfuß vor.

Bei der Straßenbahn sehe es ähnlich aus: "Derzeit gibt es 33 Bahnen, am Ochsenkopf ist Platz für 46 Bahnen und für 2030 ist der Betrieb von 45 Bahnen geplant." Reserve ist bei diesen Zahlen nur für die Trassen nach PHV und ins Neuenheimer Feld eingerechnet, dabei bräuchte man laut Rothfuß für eine Ringlinie mindestens sechs weitere. "Das zeigt, dass die RNV-Planung nicht klimafreundlich und nicht zukunftsfähig, sondern auf Kante genäht ist", sagt Rothfuß.

Dagegen könne man an der Speyerer Straße deutlich günstiger bauen (laut Machbarkeitsstudie 65 Millionen Euro gegenüber 87 Millionen Euro) und es gebe um den Recyclinghof Reserveflächen für die Zukunft. "Der Bau würde nicht viel länger dauern als sechs Jahre. Und diese sechs Jahre sieht der Zeitplan auch am Ochsenkopf vor", meint Rothfuß. Schließlich könne man die Strecke ins PHV in zwei Bauabschnitte unterteilen und denjenigen bis zum Betriebshof zuerst angehen. "Wir arbeiten dafür, dass das Areal Speyerer Straße eine Mehrheit bekommt", verspricht Cofie-Nunoo.

Denn auch das Kleinklimagutachten sei keine Legitimation für den Bau eines Betriebshofes auf dem Großen Ochsenkopf: "Das Ergebnis reicht nicht aus, um die negativen Punkte, die durch einen Bau entstehen, auszugleichen", betont Rothfuß.

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