Stadt verspricht "größten Park Heidelbergs"
Pläne für den bisherigen Standort in Bergheim vorgestellt - Viel Grün und mindestens 140 Wohnungen

So könnte laut einer Machbarkeitsstudie der Stadt der Park - dann der größte in Heidelberg - auf dem bisherigen Gelände des RNV-Betriebshofes aussehen: mit großen Bäumen, einem Straßencafé, einem Spielplatz und freiem Blick auf das Landfried-Gelände. Visualisierung: Stadt Heidelberg
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Der Wahlkampf zum Bürgerentscheid um den Erhalt der Grünfläche am Großen Ochsenkopf oder die Verlagerung des RNV-Betriebshofes dorthin geht in die heiße Phase. Während das "Bündnis Bürgerentscheid Klimaschutz" am Aktionstag Lebendiger Neckar fleißig Flyer verteilte, rührten Baubürgermeister Jürgen Odszuck und Gunnar Straßburger, Leiter des Bereichs Infrastruktur bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, gestern in einem Pressegespräch die Werbetrommel für eine Verlagerung des Straßenbahn- und Busdepots.
Hintergrund
> Der Bürgerentscheid zur Verlagerung des RNV-Betriebshofs geht am 21. Juli über die Bühne. Dann sind alle Heidelberger aufgerufen, abzustimmen, ob auf dem Großen Ochsenkopf zwischen Bergheim und Wieblingen ein neuer Betriebshof gebaut wird - oder nicht. Die Frage auf dem
> Der Bürgerentscheid zur Verlagerung des RNV-Betriebshofs geht am 21. Juli über die Bühne. Dann sind alle Heidelberger aufgerufen, abzustimmen, ob auf dem Großen Ochsenkopf zwischen Bergheim und Wieblingen ein neuer Betriebshof gebaut wird - oder nicht. Die Frage auf dem Stimmzettel wird wörtlich lauten: "Sind Sie dafür, dass die Grünfläche Großer Ochsenkopf erhalten bleibt und dort kein Betriebshof gebaut wird?". Ein "Ja" bedeutet also eine Stimme gegen die Verlagerung des Betriebshofs auf den Ochsenkopf. Ein "Nein" bedeutet eine Stimme für die Verlagerung des Betriebshofs dorthin.
Der Bürgerentscheid wendet sich gegen den Beschluss des Gemeinderats vom Dezember 2018: Dieser hatte mit dem "Zukunftskonzept Bergheim" beschlossen, den Betriebshof auf den Großen Ochsenkopf zu verlagern und die frei werdende Fläche an der Bergheimer Straße je zur Hälfte für Wohnraum und eine Grün- und Freifläche zu nutzen.
> Eine Informationsveranstaltung der Stadt zu diesem Bürgerentscheid gibt es am Dienstag, 25. Juni, um 18 Uhr in der Halle 02. Dort werden sowohl die Befürworter als auch die Gegner der Verlagerung ihre Ziele, Argumente und Vorstellungen präsentieren.
Das sind ihre Argumente:
Warum braucht die RNV einen größeren Betriebshof? Die Stadt wächst - und zwar laut einer aktuellen Prognose bis 2025 um 2200 Einwohner pro Jahr. "Wir haben in den letzten Jahrzehnten zig Millionen Euro in den Nahverkehr investiert", sagt Odszuck. Und er müsse noch weiter ausgebaut werden. "Wir müssen den Takt verdichten und dazu brauchen wir auch mehr Fahrzeuge." Nach wie vor wolle die Stadt auch neue Straßenbahnlinien ins Neuenheimer Feld und zum Patrick Henry Village. Laut Straßburger ist der alte Betriebshof aber schon jetzt "am Ende seiner Kräfte". Da bereits seit 25 Jahren neue Standorte diskutiert würden, seien wichtige Instandhaltungsarbeiten immer wieder verschoben worden.
>>> Mehr zum Thema Betriebshof-Verlagerung an den Ochsenkopf: www.rnz.de/ochsenkopf <<<
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Die bestehende Halle sei zu kurz für die modernen, 40 Meter langen Straßenbahnen, deshalb ragten sie schon jetzt vorne und hinten raus. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Arbeiter zwischen den breiten Fahrzeugen eingequetscht würden, auch die Evakuierungswege seien zu lang. Die Berufsgenossenschaft arbeite schon seit Jahren mit Ausnahmegenehmigungen, um die Betriebserlaubnis nicht entziehen zu müssen. Ein weiteres Problem: Das Streusalz der vergangenen Jahrzehnte griff den Stahlbeton an, bereits jetzt müssen einige Kellergeschosse aufgegeben werden. In den nächsten Jahren müssen 8,4 Millionen Euro investiert werden, damit nicht alles zusammenfällt.

Der neue Betriebshof am Großen Ochsenkopf soll ein begrüntes Dach bekommen. Wegen der Statik wären große Bäume nur am Rand möglich. Visualisierung: Stadt Heidelberg
Warum wird nicht der bisherige Betriebshof ausgebaut? Die 25.000 Quadratmeter große Fläche am bisherigen Standort reiche bei Weitem nicht aus, so Odszuck. Ohne eine Ausdehnung des Areals auf die Emil-Maier-Straße und das Kreativwirtschaftszentrum "Dezernat 16" in der ehemaligen Feuerwache sei ein Ausbau nicht möglich. Odszuck: "Doch dort haben sich 99 Kleinunternehmen angesiedelt. Wir wollen das erhalten. Das gehört zu einem lebendigen Stadtteil." Vor allem aber und das ist für den Baubürgermeister das Hauptargument, sei es wichtig, den bisherigen Standort des Betriebshofs anderweitig zu entwickeln. Laut Gemeinderatsbeschluss sind dort ein 12.500 Quadratmeter großer Park und ein ebenso großes Wohnquartier vorgesehen. "Auch klimatisch benötigen wir dort die Grünfläche, wo wir schon jetzt laut Klimagutachten die größte Hitzeinsel Heidelbergs haben", ist Odszuck überzeugt. Endlich sei damit auch eine vernünftige Wegeverbindung zwischen Dezernat 16 und Landfriedgelände und vielleicht sogar bis hinunter zum Neckar möglich. Odszuck: "Bergheim West hätte das verdient."
Wie könnten der Stadtpark und das Wohnquartier aussehen? "Wir planen keine begrünte Tiefgarage, sondern einen richtigen Park mit großen, schattenspendenden Bäumen", betont Odszuck. Er wäre sogar noch größer als die Schwanenteichanlage an der Stadtbücherei und damit der größte Park Heidelbergs. Spielgeräte für Jung und Alt seien dort ebenso denkbar wie Straßencafés. Die verbleibenden 12.500 Quadratmeter seien dann für günstiges Wohnen vorgesehen. Mindestens 140 Wohnungen könne man am bisherigen Betriebshof-Standort unterbringen. Der Baubürgermeister schlägt einen Mix wie beim ehemaligen US-Hospital in Rohrbach vor - mit einem kleinen Teil Eigentumswohnungen für Familien. Alles solle von der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH gemacht werden, um Spekulationen von Baufirmen zu vermeiden. Die weiteren Pläne sollten im Rahmen der Bürgerbeteiligung entwickelt werden. Vor allem die 2500 Anwohner in der direkten Umgebung würden von dem Park profitieren, so Odszuck. Direkt mit dem Bezug des neuen Betriebshofes könnte in Bergheim-West die Umsetzung beginnen.
Wieso ist das Airfield keine Alternative? Der Betriebshof könnte am Großen Ochsenkopf viel schneller gebaut werden, denn direkt daneben verlaufen schon die Gleise der Linie 5. Bei einem Betriebshof auf dem ehemaligen US-Airfield zwischen Kirchheim und Pfaffengrund sei hingegen ebenfalls Widerstand von den Anwohnern zu erwarten, zudem gebe es dafür keinerlei Planungen. Laut Straßburger würde es mindestens neun Jahre dauern, bis dort begonnen werden könnte.
Ist der Große Ochsenkopf nicht viel zu klein? Er bietet Platz für 46 moderne Straßenbahnen (statt bisher 33) und 36 statt 37 Busse - also sogar einen Bus weniger als am bisherigen Standort. Doch reiche der Platz immerhin noch für neue Straßenbahnlinien nach Schwetzingen und ins Neuenheimer Feld. Daher ist der Ochsenkopf-Standort laut Straßburger zukunftsfähig. Trotzdem müsse die RNV wohl mittelfristig wegen neuer Elektro- und Wasserstoffbusse nach einem neuen Bus-Betriebshofsgelände Ausschau halten, gibt der RNV-Verantwortliche zu. Odszuck: "Für Busse lässt sich aber leichter ein Standort finden."
Und was wird aus der Wiese am Großen Ochsenkopf? Stadt und RNV wollen auf dem Dach des neuen Betriebshofes eine für die Öffentlichkeit begehbare Grünfläche anlegen. Diese sei vor allem Lebensraum für Insekten. Große Bäume seien wegen der Statik nur am Rande möglich.
Gibt es einen Plan B? Nein. Dann würden die Planungen wieder von vorne anfangen. Falls die Mehrheit der Heidelberger beim Bürgerentscheid aber mit "Nein" - und damit für die Verlegung - stimmt, könnte der Betriebshof laut Straßburger bereits bis 2024 fertig gebaut sein.