Rhein-Neckar

Darum fiel der Strom in mehreren Gemeinden aus

"Erdschlüsse" sorgten für die Stromausfälle - Betroffen waren Schwetzingen/Plankstadt und Teile der Bergstraße - Syna kontrolliert Netz

03.06.2019 UPDATE: 04.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Umspannanlagen, wie hier in Dossenheim, kontrolliert Netzbetreiber Syna seit Montag und noch bis kommenden Freitag - per Hubschrauber aus der Vogelperspektive. Foto: Dorn

Von Alexander Albrecht und Annette Steininger

Rhein-Neckar. Fernsehgeräte streikten zur besten Sendezeit, Klimaanlagen stoppten den Betrieb, Computer fielen aus und Lebensmittel in Kühltruhen drohten aufzutauen: Binnen zwei Stunden ist am Sonntagabend in Teilen des Rhein-Neckar-Kreises der Strom ausgefallen.

Betroffen war gegen 19 Uhr zunächst die Bergstraße. Sicherheitsabschaltungen führten zu Stromausfällen in den Nachbargemeinden Hirschberg und Heddesheim. Grund für die Störung war nach Angaben der Stadtwerke Viernheim vermutlich ein Kurzschluss unter der Erde, im Fachjargon "Erdschluss" genannt.

Ausgelöst worden sein könnte er durch ein nicht mehr isoliertes Kabel, marode Verbindungen oder Bauteile, aber auch eine Überlastung. Die Hitze am Sonntag könnte das Ganze noch verstärkt haben, sagte Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke Viernheim. "Wir werden an einer Stelle aufbaggern, aber den Fehler bei einem viele Kilometer langen Kabelnetz zu finden, ist nicht ganz einfach."

Die alarmierten Mitarbeiter des Bereitschaftsdiensts der Stadtwerke stellten Schäden an jeweils zwei Mittelspannungsstationen in beiden Gemeinden fest. "Das ist schon ein außergewöhnliches Schadensbild, das in diesem Umfang in den vergangenen 20 Jahren nicht aufgetreten ist", ergänzte Franke.

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In großen Teilen Hirschbergs konnte die Stromversorgung innerhalb von ein bis zwei Stunden wiederhergestellt werden, Bewohner in einzelnen Straßen hatten dagegen Pech und mussten sich bis zu fünf Stunden in Geduld üben.

Kurz vor 21 Uhr kam es dann zu einem weiteren "Erdschluss" in der Trafostation am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Infolge starker Rauchentwicklung eilte die Feuerwehr zu der Anlage.

Über die Warn-Apps "Nina" und "Katwarn" informierte die Integrierte Leitstelle in Ladenburg die Bevölkerung. Als Ursache machten Mitarbeiter der Zentralen Leitstelle des Betreibers Netze BW ein defektes Kabel in der Nähe des Umspannwerks Borsigstraße aus, wie Firmensprecher Ulrich Stark auf RNZ-Anfrage sagte.

Betroffen vom Ausfall des 20.000-Volt-Netzes waren anfänglich Haushalte und Betriebe westlich des Schwetzinger Bahnhofs. "Vorsorglich und um mögliche größere Schäden zu vermeiden, schaltete die Bereitschaft im Anschluss auch einen kleineren Stromkreis ab, der den Süden Plankstadts versorgt", so Stark. Nach einer provisorischen Instandsetzung der Trafostation am Gymnasium und einer Reihe von Schutzmaßnahmen hätten es die Monteure bis 22.40 Uhr geschafft, die betroffenen Anschlüsse nach und nach wieder ans Netz zu bekommen.

Der Kabelfehler sei schließlich am Montagmorgen mithilfe eines Messwagens genau lokalisiert und repariert worden. Komplizierter gestaltete sich die Reparatur der stark beschädigten Station am Gymnasium. "Zumindest ist die Versorgung aktuell von einer Seite aus gesichert", sagte Ulrich Stark am Nachmittag.

Generell seien Erdkabel deutlich weniger störungsanfällig als Freileitungen, betonte der Firmensprecher. Dennoch könne es zu Defekten kommen - "beispielsweise durch Erdbewegungen, die die Kabel verschieben, möglicherweise auch schon bei der Verlegung nicht bemerkte kleinste Beschädigungen oder auch durch Vorschädigungen in Folge von Blitzschlag oder Tiefbauarbeiten", zählte Stark auf.

Für einige Stunden fielen am Montagmorgen nahezu alle Ampeln im Schwetzinger Stadtgebiet aus. Zudem sicherte die Polizei einzelne Schulwege. In Hirschberg ereilte die Feuerwehr während der Störung nur ein Anruf von einer Frau, deren Treppenlift nicht mehr funktionierte. "Wir mussten aber nicht tätig werden; die Dame hat dann im Erdgeschoss genächtigt", sagte Feuerwehrkommandant Peter Braun.

Mit viel Humor nahmen die Gäste einen einstündigen Stromausfall im Restaurant "Zur Bergstraße" im Ortsteil Leutershausen. "Hast Du Deine Stromrechnung nicht bezahlt?", witzelte ein Gast in Richtung des Wirts, der während des ungewöhnlichen Abends Kerzen aufstellen ließ.

Bereits am Freitagmorgen war die Stromversorgung in zwölf Kommunen zwischen Heidelberg und Sinsheim lahmgelegt worden. Allerdings nur für vier Minuten. Laut Stromnetzbetreiber Syna sei am 110-Kilo-Voltnetz, irgendwo an den großen Überlandmasten, ein Kabelfehler aufgetreten. Unabhängig von der Störung kontrolliert Syna seit Montag und noch bis kommenden Freitag mit einem Hubschrauber das Hochspannungsnetz im Rhein-Neckar-Kreis.

Ort des Geschehens

Diese Einsätze dauerten in der Regel mehrere Stunden, in denen der Pilot möglichst nahe die Trasse Meter für Meter abfliegt. Der Netzexperte der Syna achtet dabei auf jedes Detail. Jede Beobachtung werde festgehalten, damit die jeweilige Situation später bewertet und entsprechende Maßnahmen getroffen werden könnten, hieß es.

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