Die spannendsten Fakten zur Kommunalwahl in Heidelberg
Wahlen nach Zahlen - Eine kleine Nachlese

Am Tag nach der Kommunalwahl erfassen die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung im Bürgeramt Mitte die Stimmen, die auf den gelben Listen abgegeben wurden. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Wer sich die Statistik der Kommunalwahl genauer anschaut, findet darin zahlreiche interessante Aspekte. Eine kleine Nachlese zur Abstimmung am Sonntag:
Wie hoch war die Wahlbeteiligung? Sie lag um 14,3 Prozentpunkte höher als bei der letzten Wahl 2014 (von 50,6 Prozent auf 64,9 Prozent). Bei der Europawahl am gleichen Tag lag die Wahlbeteiligung bei 70,1 Prozent (2014: 54,77 Prozent). Die Differenz bei der Wahlbeteiligung ergibt sich aus der unterschiedlichen Anzahl an Wahlberechtigten: Bei der Europawahl darf erst ab 18 Jahren gewählt werden, für das Kommunalparlament schon ab 16 Jahren.
Wie schon bei der letzten Kommunalwahl waren die Neuenheimer die eifrigsten Wahlgänger: Die Wahlbeteiligung lag dort bei 73,6 Prozent, gefolgt von Schlierbach (72,2 Prozent) und der Südstadt (71,2 Prozent). Die geringste Wahlbeteiligung verzeichneten die städtischen Statistiker im Emmertsgrund. Dort lag sie bei 45,8 Prozent.

Für wie viele Stimmen gibt es einen Sitz? Die Bandbreite an Stimmen, die zum Erreichen eines Mandats nötig sind, ist enorm: So hat die Stimmenkönigin Luitgard Nipp-Stolzenburg (Grüne) mit 40.844 Stimmen fast zehn Mal so viele Kreuzchen von den Wählern bekommen wie Raimund Beisel (Freie Wähler). Bei ihm reichten 4635 Stimmen, um in den neuen Gemeinderat einzuziehen. Durch die hohe Anzahl der abgegebenen Stimmen hat sich auch die Stimmenzahl pro Mandat deutlich erhöht: Lag sie 2014 noch bei 13.675, liegt sie 2019 bei 19.850.
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Was in diesem Jahr besonders hervorsticht, ist die hohe Anzahl der Stimmen, die die Grünen-Kandidaten erreicht haben. Allein die ersten zwölf Gewählten auf der Grünen-Liste haben jeweils mehr Stimmen erhalten als die "Stimmenkönige" von SPD (Anke Schuster: 24.646 Stimmen) und CDU (Werner Pfisterer: 24.270 Stimmen). Insgesamt haben die Grünen 986.886, die CDU 464.080 und die SPD 429.571 Stimmen erhalten.
Wer wurde "hochgewählt"? Gemeinderatswahlen sind Persönlichkeitswahlen, deshalb rutschen manche Kandidaten bei der Auszählung - gemessen an ihrem unteren Listenplatz - nach oben. Prominentestes Beispiel ist Derek Cofie-Nunoo (Grüne). Der Gründer von "Generation-HD" hatte auf Platz 48 kandidiert und wurde mit 24.249 Stimmen auf Platz 13 gewählt und zieht somit in den nächsten Gemeinderat ein. Auch Bülent Tezitker, besser bekannt als DJ Boulevard Bou, wurde auf der Grünen-Liste nach oben katapultiert: Er kandidierte auf Platz 42 und erreichte schließlich Platz 18.
Einen ähnlichen Sprung machte der ehemalige Stadtrat Hermann Gundel bei den Freien Wählern: Er kandidierte auf Platz 48 und landete auf Platz 6. Auch seine ehemaligen Kolleginnen Dorothea Paschen (Grüne) und Lore Vogel (SPD) rutschten nach oben. Paschen kam von 45 auf 23, Vogel von 47 auf 26.
Hochburgen: Eigentlich kann man bei dieser Wahl gar nicht mehr von Hochburgen sprechen: Denn in nur 17 der insgesamt 131 Wahlbezirke wurden die Grünen nicht stärkste Kraft. In der Bahnstadt (39,84 Prozent), der Weststadt (37,59 Prozent) und in Bergheim (36,79 Prozent) fuhr die Partei die besten Ergebnisse ein. Die SPD verteidigte fünf der sechs Stimmbezirke im Pfaffengrund und erreichte dort stadtteilweit 24,21 Prozent (Grüne: 20,88 Prozent). Außerdem löste die SPD die CDU in einem Stimmbezirk im Rohrbacher Quartier Hasenleiser als stärkste Kraft ab.
Die Christdemokraten hatten bei der Wahl 2014 noch 37 Wahlbezirke in der Stadt gewonnen: in Handschuhsheim, Ziegelhausen, Kirchheim und Rohrbach. Nun sind die Hochburgen auf neun zusammengeschrumpft: Eine befindet sich in Rohrbach, drei in Ziegelhausen (hier konnte man der SPD einen Bezirk abnehmen), zwei auf dem Boxberg und drei im Emmertsgrund. Stadtteilweit konnte die CDU in Ziegelhausen (23,63 Prozent) und im Emmertsgrund (22,42 Prozent) ihre besten Ergebnisse einfahren.
Im dritten Wahlbezirk des Emmertsgrundes erreichte die AfD das beste Ergebnis. In Kirchheim schaffte es die Wählervereinigung "Die Heidelberger", einen Stimmbezirk für sich zu gewinnen und lag dort - bezogen auf den ganzen Stadtteil - mit 14,48 Prozent sogar noch vor der CDU (14,37 Prozent).



