Schnelles Internet für Wollenberg
Bad Rappenau will mit kräftiger finanzieller Unterstützung von Bund und Land schnelles Internet auch in abgehängte Randlagen bringen

Idyllisch, aber datenverbindungstechnisch bislang tiefstes Hinterland: das 400-Einwohner-Dorf Wollenberg. Foto: Armin Guzy
Bad Rappenau. (guz) Mit 300.000 Euro Einsatz eine Drei-Millionen-Investition zu stemmen und ein datentransfertechnisch bislang äußerst rückständiges Dorf besser an die große weite Internetwelt anzuschließen ist verlockend. Entsprechend einhellig fiel im Gemeinderat nun auch der Beschluss aus, diese Fördermittel bei Bund und Land zu beantragen und Wollenberg damit möglicherweise "mit einem Schlag zum bestversorgten Teilort" zu machen, wie GAL-Fraktionsmitglied Bernd Bauer die Erwartungen zusammenfasste.
Im idyllisch-grünen Teilort sanft in der Hängematte schaukeln war für die Wollenberger noch nie nur ein unerfüllter Traum - dabei gleichzeitig eine Hochgeschwindigkeitsverbindung ins weltweite Datennetz zu haben, hingegen schon. Während alle anderen Ortslagen und insbesondere die Kernstadt inzwischen bestens versorgt sind, liegt Wollenberg bislang im Datenschatten. Weder Telekom noch Unitymedia interessieren sich für das Dorf und seine knapp 400 Einwohner. Eine Glasfaserleitung dorthin zu verlegen, gilt als unwirtschaftlich - ebenso die Versorgung von Ober- und Unterbiegelhof, der Aussiedlerhöfe, dem Lerchenberg und des Zementwerks in Obergimpern.
Für all diese unterversorgten Flecken soll nun ein Bund-Länder-Förderprogramm die Not lindern helfen. Wenn eine Kommune die Unterversorgung nachweist und selbst beim Ausbau tätig wird, übernimmt der Bund 50 Prozent der Investitionskosten und das Land weitere 40 Prozent, erklärte Rainer Wannenmacher von der "tktVivax" nun im Gemeinderat.
Die Beratungsfirma aus Berlin hat im Auftrag der Stadt - und auf Kosten des Bundes - einen Strukturplan erarbeitet und will nun, nach der Zustimmung im Gemeinderat, einen Förderantrag erstellen, damit die Stadt Geld für den Glasfaseranschluss von Wollenberg und den genannten Kleinsiedlungen erhält - insgesamt 203 sogenannte Adresspunkte. Bis 31. Dezember 2019 ist der Antrag möglich, soll aber deutlich schneller gestellt werden. Wannenmacher geht davon aus, dass die Mittel in etwa 36 Wochen bewilligt sind.
Sogar die "letzten zehn Meter" der Glasfaserleitung bis in den Keller seien bei der angestrebten FTTB-Technik im Ausbaupreis schon inbegriffen. Gebaut sei das neue Netz dann vergleichsweise schnell, die Stadt müsse aber noch einen Betreiber finden.
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Weil durch das Kofinanzierungsprogramm von Bund und Land nicht nur der Anschluss von Privathaushalten gefördert wird, sondern auch der Anschluss von Schulen und Kliniken - selbst wenn diese nicht unterversorgt sind -, eröffnen sich für die Kurstadt außerdem weitere Möglichkeiten: Für geschätzt 2,3 Millionen Euro könnte hier auch der Schulstandort vorangebracht werden - die Stadt wäre folglich mit rund 230.000 Euro beteiligt.
"Wir sollten das schnellstmöglich angehen", signalisierte Anne Köhler die Zustimmung der CDU, und auch allen anderen Fraktionen begrüßten den Vorstoß. Einziger Haken: Wenn die Glasfaserleitung verlegt ist, haben Kunden keine Wahlmöglichkeit mehr: Sie müssen sich anschließen lassen oder ganz verzichten, wie Wannenmacher auf Nachfrage von Klaus Ries-Müller einräumte.