Mühsame Suche nach Kandidaten für die Kommunalwahl
Bei allen Fraktionen des Gemeinderats noch Listenplätze frei - Abgabe am 28. März

Am 26. Mai werden die Bürger in Baden-Württemberg wieder an die Wahlurne gebeten, um ihren Gemeinderat zu wählen. So auch in Bad Rappenau. Foto: Armin Guzy
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. In genau vier Monaten, am 26. Mai, werden die Bürger in der Kurstadt an die Wahlurne gebeten, um abzustimmen, wer sie die kommenden fünf Jahre im Gemeinderat vertreten wird. Bei den momentan vertretenen Fraktionen - CDU, SPD, Freie Wähler, GAL und ÖdP - läuft die Suche nach Kandidaten auf Hochtouren. Während sich die Kandidatensuche in der Kernstadt nahezu verselbstständigt, gestaltet sie sich in den Teilorten schwieriger. "Je kleiner der Ort, desto schwieriger die Suche", meint Robin Müller, Fraktionssprecher der GAL.
"In manchen Orten läuft es ohne Probleme. Da kommen die Leute von allein", sagt indes Freie-Wähler-Sprecher Bernd Hofmann im Gespräch mit der RNZ. Aber in Teilorten, in denen die Freien Wähler keinen Ansprechpartner haben, kommen sie nur schleppend voran. "Wir sind eine kleine Gruppe im Rat und nicht in jedem Teilort vertreten. Ohne Kontakt ist es noch schwieriger, Leute zu finden."
Dennoch sehe es mehrheitlich gut aus, vor allem in der Kernstadt. Man wolle letztendlich so viele Bewerber stellen, wie in den jeweiligen Orten gewählt werden können. Um weitere Kandidaten zu finden, habe man ein Gremium gebildet, das die Strategie der nächsten zwei Monate bis zur Listenabgabe am 28. März festlegen soll. "Wir versuchen, die Aufgabe als Gemeinderat schmackhaft zu machen. Es ist nicht so aufwendig, wie viele denken."
Der Faktor Zeit schreckt nicht nur bei den Freien Wählern einige Interessenten ab. Bei der CDU treten mit Klaus Hocher und Erwin Wagenbach zwei langjährige Gemeinderäte nicht mehr an. Die Suche nach jungen Engagierten ist eine Herkulesaufgabe. "Es ist schwierig, Kandidaten, die Klein- oder schulpflichtige Kinder haben, zu gewinnen", konstatiert Fraktionschefin Anne Köhler. "Die Zeit ist ein großes Hindernis."
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Aber ihrer Meinung nach spielen neben dem Zeitaufwand und der zu übernehmenden Verantwortung weitere Faktoren eine Rolle. Das ehrenamtliche Engagement habe abgenommen. "Es gibt mehr gelebte Individualität. Als Folge nimmt man sich weniger Zeit für gemeinsame Projekte." Ebenso sei die allgemeine Politikverdrossenheit ein Problem. "Man denkt: Die Politik tut nix oder ist zu langsam." Dabei sehe man laut Köhler vor allem auf kommunaler Ebene schnell Erfolge. "Man kann vor Ort ganz bewusst Entscheidungen voranbringen."
In Obergimpern, Fürfeld oder Wollenberg sind die Listen bereits voll. "Wir haben aber auch einige Absagen bekommen, sind aber noch aktiv bei der Suche", erklärt Köhler auf Nachfrage dieser Zeitung. Man sollte "aus freien Stücken" kandidieren wollen. "Wenn man jemanden überreden muss, ist es nicht der richtige Weg." Eine Parteimitgliedschaft sei aber nicht notwendig.
Ebenso bei der GAL, die bei den kommenden Wahlen erstmals in Bad Rappenau als Bündnis90/Die Grünen auftreten wird. Ende 2018 wurde ein Grünen-Ortsverband gegründet. "Wir positionieren uns wie die Grünen und wollen die Themen auf die kommunale Ebene herunterbrechen", erklärte GAL-Stadträtin Sonja Hocher. Zudem ließen sich so die Verbindungen zu den Landtagsabgeordneten besser nutzen. Aus Sicht der Grünen läuft die Kandidatensuche erfreulich, und man sei auf einem guten Weg. Jüngere Leute mit Familien hätten aber großen "Respekt vor der Aufgabe" als Gemeinderat. Potenzielle Mandatsträger lasse man aber nicht alleine, sondern biete die Unterstützung der gesamten Fraktion.
Weniger erfreulich läuft es bei der ÖdP. "Es ist nicht einfach - wie jedes Mal", sagt Sprecher Klaus Ries-Müller, dessen Frau Agnes nicht mehr antreten wird. "Wir müssen es immer aus eigener Kraft schaffen. Es gibt landesweit nicht so viele Mitglieder." Man habe sich als Ziel gesetzt, mindestens 23 von 32 möglichen Personen, die nach der beschlossenen Aufstockung im Juli 2018 im Gemeinderat Platz nehmen können, zu stellen. "Das Optimum ist nicht zu schaffen."
Der SPD-Fraktion machen vor allem die Grabenkämpfe bei der Bundes-SPD zu schaffen. "Es sorgt für Diskussionen", sagt Gundi Störner, Sprecherin der hiesigen Sozialdemokraten. "Es ist wichtiger, was vor Ort passiert. Was in Berlin gemacht wird, betrifft uns nicht unmittelbar." Die Suche nach geeigneten Kandidaten läuft auch bei der SPD "ziemlich schwierig. Wir wollen jemanden, der bekannt ist und auch Stimmen bringt."
Man möchte eine gute Mischung aus frischem Wind und Erfahrung. Vor allem bei Jüngeren sei die Bereitschaft nicht mehr vorhanden, und man müsse teilweise Überzeugungsarbeit leisten. Dabei bekomme man als Gemeinderat eine andere Sichtweise und Einblicke ins Geschehen. Den Faktor Zeit lässt Störner, die auch Vereinsvorsitzende ist, nicht gelten.
Eine Frage, die sich vier Monate vor der Wahl stellt, ist, ob auch die AfD in Bad Rappenau kandidieren wird. Eine Antwort erhielt die RNZ trotz mehrfacher Anfrage nicht.