Mehr als 2500 Menschen demonstrierten in Heidelberg (Update, plus Fotogalerie)
Schüler streikten wieder für Klimaschutz - Größte Demo bislang

Von Denis Schnur
Heidelberg. Ginge es nach Christian Lindner, hätten sich die Klimaschutz-Demos unter dem Motto "Fridays for Future" bald erledigt. "Das ist eine Sache für Profis", hatte der FDP-Chef erklärt. Von Kindern und Jugendlichen könne man nicht erwarten, dass sie "alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen". Die Schülerinnen und Schüler aus Heidelberg und Umgebung störte das jedoch offenbar wenig: Zwischen 2500 und 2800 - vor allem junge - Menschen demonstrierten am heutigen Freitag wieder in der Innenstadt, um schärfere Klimamaßnahmen einzufordern. "Mag sein, dass das was für Profis ist", erklärte der 14-jährige Leo vom Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasium, "aber wir sind hier, um die Profis darauf aufmerksam zu machen, dass sie das mal richtig angehen."
Denn, da sind sich alle Teilnehmer einig: Bislang wird zu wenig getan für den Klimaschutz. "Ich will, dass die Abgasregelungen für Autos eingehalten werden und weniger Kohlekraftwerke betrieben werden", forderte deshalb die Siebtklässlerin Lucy vom Heidelberger Hölderlin-Gymnasium. "Kurzstreckenflüge sollte man auch vermeiden", pflichtete Klassenkameradin Lea bei. Die beiden wissen, dass sie für den Streik einen Klassenbucheintrag bekommen und nachsitzen müssen. "Aber das ist okay. Ich wollte auch nicht entschuldigt werden", so Lucy. "So können wir zeigen, wie wichtig uns das Thema ist."
Das wurde auch schon die hohe Zahl der Demonstranten deutlich: Die Organisatoren gingen vor der Demo von 500 Teilnehmern aus, am Ende sprachen sie selbst von 2800, ein Polizist schätzte ihre Zahl gegenüber der RNZ auf "gut und gerne 2500" - also mehr als dreimal so viele Menschen wie noch bei der letzten Demonstration am 22. Februar. Und das, obwohl es den ganzen Vormittag in Strömen geregnet hatte. "Wer nur schwänzen will, stellt sich nicht in den Regen", hatte ein Teilnehmer entsprechend auf sein Plakat geschrieben.
Neben den Schülern, die den größten Teil der Demonstranten ausmachten, nahmen auch viele Studenten sowie Eltern und Großeltern teil. Aber auch die Profis, die FDP-Chef Lindner gefordert hatte, waren dabei: Mehrere Teilnehmer trugen Schilder mit der Aufschrift "Scientists for Future", "Wissenschaftler für die Zukunft". Sie alle forschen in Bereichen, die mit Klimaschutz zu tun haben - und geben den streikenden Schülern in allen Belangen recht. "Wenn Politiker sagen, den Klimaschutz solle man Profis überlassen, fühlen wir uns durchaus angesprochen", erklärte Heiko Keller vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung. Deshalb demonstrierten die Wissenschaftler nicht nur mit, sondern hatten auch eine Erklärung verfasst, die die Ziele des Streiks gutheißt. Bis heute hatten mehr als 23.000 Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschrieben.
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Unterstützung bekamen die Streikenden aber auch während ihrer Demo: In der Hauptstraße, Landfriedstraße und Plöck jubelten Anwohner und Passanten ihnen zu. Eine Bäckerei verteilte Brot, der Zuckerladen in der Plöck Bonbons. Und auch Oberbürgermeister Eckart Würzner machte deutlich, dass er hinter den Zielen der Bewegung steht. Eine halbe Stunde nahm er zu Beginn der Veranstaltung teil, verschob einen anderen Termin: "Ich find’s toll, dass sich junge Menschen in unserer Stadt so engagieren, und unterstütze das gerne", so das Stadtoberhaupt, das die Schüler auch bei der Klimakonferenz im Mai in Heidelberg einbinden will.
Unter den Demonstranten fand sich auch mindestens eine Lehrerin: Gwendolin Wolf war mit ihren Kindern Louie (8) und Liam (5) da. "Ich habe heute frei", sagte Wolf und fügte lachend hinzu: "Ich schwänze nicht die Schule." Aber nicht nur sie fand das Thema wichtig, auch die kleine Louie wollte unbedingt mitmachen, wie sie der RNZ erklärte: "Pinguine und Eisbären sind so süß. Die müssen wir schützen!"