Familienheim Mosbach

"Der Wohnungsmarkt ist angespannt"

Geschäftsführer Klaus-Dieter Roos findet zum Thema bezahlbarer Wohnraum klare Worte

04.01.2019 UPDATE: 06.01.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 40 Sekunden

Offene Baustellen - wie hier das aktuelle Neubauprojekt im Mittel - hat Dr. Klaus-Dieter Roos als Geschäftsführer des Familienheims (und mehr als 1000 Wohnungen im Bestand) immer. Im Gespräch mit der RNZ äußert sich Roos zum Thema sozialer Wohnungsbau ebenso wie zum Pfalzgrafenstift und zur Zukunft des Wohnens. Foto: Heiko Schattauer

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Wohnraum - nicht nur in großen Städten ist er seit Jahren ebenso knapp wie viel diskutiertes Thema. Auch in Mosbach ist Wohnen ein Aspekt von Bedeutung, vor allem seit die Duale Hochschule gewachsen ist und Studenten Angebot und Nachfrage mit beeinflussen. Im Gespräch mit der RNZ bezieht der Geschäftsführer der Genossenschaft Familienheim Mosbach, Dr. Klaus-Dieter Roos, Stellung zu Themen wie dem sozialen Wohnungsbau oder der Zukunft des Lebens/Wohnens in der Stadt.

Hallo Herr Roos, das neue Jahr beginnt für Sie sicher betriebsam - ihr Vorhaben im Baugebiet "Mittel" ist schließlich voll im Gange. Wie ist der Stand? Laufen die Maßnahmen wie geplant?

Der Start ins neue Jahr ist immer betriebsam. Für unsere Genossenschaft zum einen wegen der Vorbereitung der anstehenden Routinearbeiten, hier insbesondere unsere energetischen Modernisierungen am Haus Benedikt in der Bussestraße für rund 630.000 Euro. Aber auch wegen des Bauträgergeschäftes mit den vier Doppelhäusern. Aktuell ruht zwar die Baustelle. Aber am 7. Januar geht es weiter, im Januar 2020 soll alles fertig sein.

Welches Volumen hat die Investition in Grund und Steine vor Ort?

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Rund 3,3 Millionen Euro fallen für Grundstücks-, Planungs- und Genehmigungskosten sowie für die schlüsselfertige Herstellung an.

Wie ist denn die Nachfrage?

Fünf der acht entstehenden Einheiten sind verkauft. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt, wo gerade einmal die Bodenplatte betoniert ist, sehr befriedigend. Durch konsequente Planungen konnten wir zu akzeptablen Kaufpreisen kommen. Baukindergeld und günstige Finanzierungsbedingungen leisten ebenfalls einen Beitrag. Aber bei 177 Quadratmeter Wohnfläche in einem Doppelhaus mit solider Ausstattung, einer Garage und zwei Stellplätzen, mit Kosten von unter 2500 Euro/Quadratmeter Wohnfläche sind wir mehr als stolz. Unser Beitrag zu bezahlbarem Wohnraum.

Bei der RNZ melden sich immer wieder Menschen, die keine bezahlbare Wohnung finden. Wäre da das Familienheim nicht der richtige Adressat?

Keine Genossenschaft kann ohne die Unterstützung von Bund, Land und insbesondere der Standortkommune dieses Problem lösen. Es fehlen geeignete Grundstücke. Falls es welche gibt, werden diese nach dem Höchstpreisgebot vergeben, sodass sicher kein Sozialwohnraum entsteht. Und für sogenannte Konzeptvergaben, also die Vergabe von Grundstücken zu besonderen Konditionen, aber verknüpft mit besonderen Vorteilen, beispielsweise Belegungsrechte für die Asylbewerberanschlussunterbringung, konnten wir bei unseren Politikern keine Zustimmung finden. Auf Landesebene gibt es zum Thema "bezahlbares Wohnen" einen Wohnungsgipfel. In den Städten und Gemeinden leider nicht. Bei der Bewerbung um ein Grundstück einen auswärtigen Bauträger für ein Terrassenhauskonzept gegen eine Baugenossenschaft mit Mietwohnungsbau in die Konkurrenz zu schicken, kann letztendlich nicht mit sozialem Wohnungsbau enden. Wenn dann im Gemeinderat der Beitrag, dass der soziale Wohnungsbau Sache der Familienheim Baugenossenschaft sei, unwidersprochen bleibt, wird deutlich, dass das eigentliche Problem (noch) nicht erkannt wurde.

Also sehen Sie die Stadt in der Pflicht? Anderswo gibt es bereits funktionierende Beispiele von innerstädtisch entwickelten Quartieren.

Bezahlbarer Wohnraum - besser zeitgemäßer und angemessener Wohnraum - kann nur im Zusammenspiel verschiedener Akteure gelingen. Als erstes gefordert ist natürlich die Kommune: Sie muss definieren, welche Art von Wohnungen sie an welcher Stelle will. Mustergültig ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Haßmersheim. Bürgermeister und Gemeinderat haben uns von Anfang an bei den Planungen zur Siedlungserweiterung Nord III beteiligt. Ich bin mir sicher, dass wir dort ein gut funktionierendes Konzept für Miet- und Eigentumswohnungen im Geschosswohnungsbau genauso hinbekommen wie Ein-, Zweifamilien- oder Reihenhäuser.

Wie bewerten Sie den Wohnungsmarkt in Mosbach ganz allgemein?

Der Wohnungsmarkt in Mosbach ist angespannt. Er ist aber sicher nicht so überspannt wie in Groß- und Universitätsstädten. Dennoch gibt es sektoral erhebliche Unterschiede: kleinere barrierefreie oder zumindest barrierearme Wohnungen fehlen. Im gehobenen (Eigentums-) Segment gibt es ein größeres Angebot, aber eben zu höheren Preisen. Was sicher fehlt, ist der barrierefreie Mietwohnungsneubau für alle Altersgruppen.

Ganz anderes Thema: War die Liegenschaft Pfalzgrafenstift und deren Entwicklung eigentlich für das Familienheim kein Thema?

Doch, und für mich als Ur-Mosbacher natürlich umso mehr. Wir haben in unserem Aufsichtsrat ausführlich darüber diskutiert, insbesondere nach Vorliegen des Interessenbekundungsverfahrens. Letztlich haben wir uns (leider) gegen eine Beteiligung entschieden. Zum einen halte ich die seinerzeit geforderte starke Einschränkung auf betreutes Wohnen für falsch. Denn das Quartier muss vielfältiger entwickelt und für einen breiteren Personenkreis "lebbar" gemacht werden. In dieser zentralen Lage können Familien, deren Kinder zu Fuß in den Kindergarten oder die Schule gehen, ebenso gut leben wie junge Leute, welche die Innenstadt auch nachts besuchen, ohne das Wohnungsangebot für ältere Menschen, mit oder ohne Betreuung wesentlich einzuschränken. Nachdem wir an anderer Stelle mit einem vom Bebauungsplan abweichenden Konzept - Studentenwohnheim im Baugebiet Mittel - leider Schiffbruch erlitten haben, wollte unser Aufsichtsrat das Risiko erheblicher Planungskosten nicht noch einmal eingehen.

Den Blick in die Zukunft gerichtet: Kann man mit einem guten Wohnmarktangebot junge Menschen an Mosbach binden oder hierherlocken?

Ja natürlich. Aber ein gutes Angebot nicht nur für junge Menschen, sondern für alle, die bereits schon hier leben oder hierherziehen wollen. Ältere Menschen werden einmal ihre großen Häuser aufgeben und in barrierefreie Wohnungen umziehen wollen. Junge Familien brauchen flexible Wohnkonzepte, in denen die Familie wachsen und später auch wieder einmal schrumpfen kann. Oder Wohnkonzepte, wo Platz für die Pflegekraft oder für pflegebedürftige Angehörige ist. Das Thema studentisches Wohnen ist nach der Fertigstellung des in Bau befindlichen Studentenwohnheims noch nicht gelöst. Denn hier besteht noch immer erhebliche Nachfrage. Und manches Angebot, das den Studierenden hier unterbreitet wird, bringt die gesamte Vermietungsbranche eher in Verruf.

Und ganz allgemein: Wie sieht für Sie das Wohnen der Zukunft aus?

"Wohnen für ein langes Leben" hat der ehemalige Präsident unseres Bundesverbandes Lutz Freytag einmal formuliert. Ich halte dieses Motto für zeitgemäßer denn je. Wir arbeiten daran, vor allem auch um unseren Wohnungsbestand vermietbar zu halten, technisch zum Beispiel mit Aufzügen nachzurüsten und wo immer möglich, durch Neubauten zu ergänzen.

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