"Wir brauchen Neubaugebiete", weil es eng wird
Verwaltung legte Bericht im Gemeinderat vor

Neue Bauplätze könnten auch auf dem Bergfeld entstehen. Eine Bebauungsplanänderung, die der Technische Ausschuss mit mehrheitlichem Empfehlungsbeschluss vorberaten hatte, wurde aber von der Tagesordnung der Sitzung am Mittwoch genommen. Hier bestehe noch Beratungsbedarf. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Mosbach. Auch wenn Oberbürgermeister Michael Jann meinte, dass die letzte Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause mit ihren Themen alles zeige, "was Verwaltung so zu bieten hat", so beherrschte doch ein Thema die zweieinhalbstündige Zusammenkunft: die Wohnraumsituation in Mosbach. Sogar mit einem Punkt, der auf Antrag von Freie-Wähler-Stadtrat und Knopfhof-Landwirt Werner Heininger wegen "Beratungsbedarfs" (Jann) von der Tagesordnung genommen wurde.
In der Fragestunde am Ende der Sitzung zeigte sich, dass die Pläne für knapp 50 neue Wohnungen auf dem Bergfeld offenbar noch weiteren Beratungsbedarf erzeugen. Zwei Bürgerinnen meldeten sich zu Wort, um für ihren Stadtteil "Aufregung" kundzutun.
Begonnen aber hatte die Sitzung damit, dass auf eine Anfrage der AL-Fraktion zum Wohnungsmarkt in Mosbach von Simone Bansbach-Edelmann mit einer umfangreich recherchierten Präsentation reagiert wurde. Sie leitet den Bereich Finanzen und Immobilien der Stadt.
Angefangen bei der Bevölkerungsentwicklung (Mosbach ist im Zeitraum zwischen 2011 und 2016 um 153 Einwohner gewachsen, was einem Zuwachs von 0,7 Prozent entspricht) über die Wohnraumentwicklung (260 neue Wohnungen entstanden zwischen 2011 und 2017, entspricht 2,2 Prozent) bis zu der Einschätzung, dass Mosbach - landesweit betrachtet - als "Wohnungsmarkt mit stagnierender Nachfrage" angesehen wird.
Gleichwohl, zog Bansbach-Edelmann ein Fazit, sei der Wohnungsmarkt aktuell enger als in der Vergangenheit. "Es gibt eine Nachfrage in allen Bereichen", beschrieb die Abteilungsleiterin den für den ländlichen Raum typisch hohen Anteil von Wohnen im Eigentum, der rund 50 Prozent beträgt.
"Wir brauchen Neubaugebiete", brachte SPD-Gemeinderat Georg Nelius die Informationen auf einen einfachen Nenner. Das wiederum löste bei den Kollegen die gedankliche Suche nach geeigneten Standorten aus. Was mit dem Inast-Gelände in Neckarelz geschehe, wollte AL-Frau Elisabeth Laade wissen.
Warum in Obrigheim, Haßmersheim oder Billigheim eifrig gebaut werde, fragte Walter Posert von den Freien Wählern und erkundigte sich nach den Möglichkeiten "oberhalb der Johannes-Diakonie". Da sei man dran, ging OB Jann auf den Hinweis ein, nicht ohne zu erwähnen, dass die Lage in Mosbach schon allein topografisch nicht einfach sei. "Ich hoffe, dass wir da bis Ende 2018 weiter sind."
Dass die Flächen für Wohnungsbau in Mosbach eher dünn gesät sind, hatte schon eine Folie veranschaulicht, die Simone Bansbach-Edelmann gezeigt hatte. Auch mit Zahlen verdeutlichte sie die Lage. Auf der einen Seite befinden sich in Mosbach rund 350 Bauplätze in privater Hand - ohne Bauplatzverpflichtung.
Auf der anderen Seite kann die Stadt noch zwei Bauplätze mit einer solchen Verpflichtung in Lohrbach anbieten. Ab Herbst 2018 kommen neun in Reichenbuch hinzu und irgendwann in Sattelbach durch die geänderte Abgrenzungssatzung 17 Bauplätze.
"Entwicklungspotenzial" sieht man daher in Flächen, die - wie beim nachfolgenden Tagesordnungspunkt - als Gewerbegebiet ausgewiesen sind. Südlich vom Lidl-Markt in Diedesheim gibt es eine 0,6 Hektar große, bisher gewerblich genutzte Fläche, auf der zwei mehrgeschossige Wohngebäude errichtet werden sollen, was eine Teiländerung der Bebauungspläne und den vorangehenden Aufstellungsbeschluss nötig macht.
Auch dieses Anliegen hatte bereits einmal auf der Tagesordnung des Gemeinderats gestanden und war auf Antrag der CDU-Fraktion im Mai abgesetzt worden. Daraufhin hat der Projektträger seine Planungen "aktualisiert" und eines der Gebäude um ein Geschoss reduziert. Dieser Entwurf erreichte nun die nötige Zustimmung im Gemeinderat - bei zwei Enthaltungen.



