Forstreform

Eppingen verliert sein Forstamt

Reform greift ab 2020 - Das schlimmste Szenario ist aber vom Tisch - Treuebekenntnis zum "Forstamt light" hat Signalwirkung

12.11.2018 UPDATE: 13.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Licht und Schatten im Wald: Die Forstreform kommt und hat auch Auswirkungen auf Eppingen. Foto: Angela Portner

Von Angela Portner

Eppingen. Seit der Klage des Bundeskartellamtes gegen das Land Baden-Württemberg in Sachen einheitliche Forstverwaltung schwebt das Damoklesschwert der Unsicherheit über dem Wald. Zwar ist die Klage wegen Formfehlern seit Juni vom Tisch, zieht aber zum 1. Januar 2020 eine Neuordnung der Forstorganisation nach sich. Private und kommunale Waldbesitzer können künftig selbst entscheiden, ob sie die Bewirtschaftung selbst übernehmen, diese an privatwirtschaftliche Unternehmen vergeben oder weiterhin die Dienste des Kreisforstamtes in Anspruch nehmen. Die Eppinger Gemeinderäte entschieden sich nun einstimmig für Letzteres.

Dass von diesem Beschluss durchaus "Signalwirkung" für andere Kommunen erwartet wird - die Stadt Eppingen ist größte Waldbesitzerin im Landkreis und zweitgrößte im Regierungsbezirk Stuttgart -, wurde durch die Anwesenheit von Christian Feldmann, Leiter des Forstamtes Heilbronn, deutlich. Er erklärte die Hintergründe und Auswirkungen der Reform und warb bei den Räten um den "Schulterschluss" der Kommunen hinsichtlich Fortführung der Zusammenarbeit. Für Eppingen bleibt in der personellen und forsttechnischen Bewirtschaftung damit zwar alles beim alten, aber die Öffnung für den freien Markt wird einen Anstieg der Betreuungskosten nach sich ziehen. Bisher galt dafür ein einheitlicher und eher fiktiver Preis von 6,45 Euro pro Festmeter. Künftig müssen die realen Kosten errechnet und geltend gemacht werden. Zum Ausgleich für die finanzielle Mehrbelastung soll das Land den Revierdienst jährlich mit zehn Euro pro Hektar bezuschussen und eine kostenfreie Betriebsleitung sichern.

Hintergrund

Hintergrund der Forstreform ist die Klage des Bundeskartellamtes, das die bisherige Praxis der Einheitsverwaltung von Wäldern durch die Forstämter für rechtswidrig hält. Das Oberlandesgericht Düsseldorf gab dem Kläger recht. Das Land legte Widerspruch ein, hat aber bereits im

[+] Lesen Sie mehr

Hintergrund der Forstreform ist die Klage des Bundeskartellamtes, das die bisherige Praxis der Einheitsverwaltung von Wäldern durch die Forstämter für rechtswidrig hält. Das Oberlandesgericht Düsseldorf gab dem Kläger recht. Das Land legte Widerspruch ein, hat aber bereits im Sommer die Ausgliederung des Staatswaldes aus Gründen der Rechtssicherheit beschlossen. Künftig soll es keine gemischten Staats- und Kommunalwaldreviere mehr geben. Stattdessen wird das Forstamt nur noch für kommunale und private Wälder zuständig sein. Gemischte Waldgebiete müssen neu aufgeteilt werden. Für Verwaltung und Betreuung des Staatswaldes wird eine Anstalt öffentlichen Rechts gegründet. Das Ministerium für ländlichen Raum hat sich auf ein Kooperationsmodell verständigt, mit dem die bisherige Verwaltung der Kommunal- und Privatwälder in den bisherigen Forstämtern erhalten werden soll. Derzeit befindet sich der Entwurf in der Anhörung. Anfang 2019 soll das parlamentarische Verfahren eröffnet werden. Die Neuorganisation soll zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. (apo)

[-] Weniger anzeigen

Derzeit ist über Details zwar noch nicht endgültig entschieden, aber klar ist, dass durch die Umstrukturierung das Zuständigkeitsgebiet des Heilbronner Forstamtes schrumpfen wird. Man erwartet, dass dann auch die Außenstelle in der Eppinger Kaiserstraße geschlossen wird. Bisher werden von dort sieben Reviere verwaltet.

"Noch wissen wir nicht, wo künftig unser Arbeitsplatz sein wird", sagt Außenstellenleiter Martin Rüter und spricht damit auch für seine Kollegen Michael Meny und Jürgen Stahl, die dann voraussichtlich nach Heilbronn umziehen müssen.

Auch interessant
Forstreform 2019: Die Zukunft des Försters ist unsicher
Forstreform im Neckar-Odenwald-Kreis: Für die Waldbesitzer soll sich wenig ändern

Erfreulich ist die Entscheidung, dass Forstdienstleistungen nicht wie befürchtet ausgeschrieben werden müssen, und der Holzverkauf weiterhin zentral über das Landratsamt erfolgen kann. Und die Nachfrage nach Brennholz ist ungebrochen. Beim Kleingartacher Holzverkauf kommen am 15. Dezember rund 600 Festmeter Polterholz unter den Hammer. Im internationalen Holzhandel erfreuen sich besonders die Eppinger Buchen großer Beliebtheit. Sie werden nach China, Japan, Indien und Vietnam verschifft. Trotzdem reicht die Einschlagmenge noch aus, um die heimische Holzwirtschaft zu versorgen. Unterm Strich fällt der Überschuss im Haushaltsplan bei Ausgaben von 644.850 und Einnahmen von 758.000 Euro positiv aus. Der Gewinn wird mit 90.043 Euro aber geringer sein als 2017 (167.340 Euro).

Rüter betonte, dass die Zahlen mit "erheblichen Unsicherheiten" behaftet seien. Zum einen erwarte man Absatzprobleme beim Nadelholz, zum Anderen sei das Wetter ein großer Unsicherheitsfaktor. Im Vorjahr erschwerten nasse Böden die Ernte. Später brachten Winterstürme allerorts Bäume zu Fall und sorgten für ein Überangebot am Markt. Der lange, heiße und viel zu trockene Sommer verursachte massive Schäden durch Käfer- und Pilzbefall. "Notschlachtungen" von Eschen, Fichten und Lärchen waren die Folge. Um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, muss aufgeforstet werden. Der Fokus liegt dabei auf der Pflanzung trocken- und hitzebeständiger Baumarten wie Eiche, Douglasie, Hasel und Esskastanie.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.