Die Arbeiten ruhen seit Wochen - Baugenehmigung nicht rechtskräftig
Eröffnung im Juni 2019 ist nicht mehr zu schaffen – Ist die Rettung der Jugendherberge Dilsberg in Gefahr?

Still ruht die Jugendherberge mit dem historischen Torturm (links): Der Umbau im Innern hat noch immer nicht begonnen. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. "Aufgrund von Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen ist die Jugendherberge Dilsberg bis voraussichtlich Juni 2019 geschlossen! Anfragen und Buchungen für Aufenthalte ab dem 1. Juni 2019 sind bereits jetzt möglich." Diesen Text lesen derzeit alle, die sich auf der Internetseite des Deutschen Jugendherbergswerks für einen Aufenthalt in der Dilsberger Jugendherberge interessieren. Aber ist das überhaupt realistisch? "Die Arbeiten in der Jugendherberge ruhen seit Wochen", wunderte sich Walter Berroth (SPD) im Gemeinderat. "Da tut sich gar nichts."
Hintergrund
> Die Dilsberger Jugendherberge ist inzwischen seit drei Jahren geschlossen. Das Jugendherbergswerk hatte den Betrieb Ende 2015 nach knapp 100 Jahren eingestellt, weil ihm erforderliche dringende Brandschutzmaßnahmen mit 1,8 Millionen Euro schlicht zu
> Die Dilsberger Jugendherberge ist inzwischen seit drei Jahren geschlossen. Das Jugendherbergswerk hatte den Betrieb Ende 2015 nach knapp 100 Jahren eingestellt, weil ihm erforderliche dringende Brandschutzmaßnahmen mit 1,8 Millionen Euro schlicht zu teuer waren. Auf dem Dilsberg hatten zuletzt jährlich 5000 Jugendliche aus der ganzen Region und darüber hinaus übernachtet. Es wurden jedes Jahr über 10.000 Übernachtungen gezählt.
Gemeinsam mit der Stadt wurde nach einem Käufer für das denkmalgeschützte Gebäude gesucht, Bürger starteten eine Unterschriftenaktion gegen die Schließung. Im Herbst 2016 kam dann die überraschende wie erlösende Nachricht: Die Jugendherberge ist gerettet! Ein anonymer Spender erklärte sich bereit, 1,5 Millionen Euro für die Sanierung bereitzustellen.
Im Herbst des vergangenen Jahres legte der Gemeinderat dann eine "Obergrenze" von 405.000 Euro für die Sanierung des historischen Torturms aus dem 15. Jahrhundert fest. Er gehört der Stadt, ist aber Bestandteil der Herberge. Die Kosten für die Sanierung der Jugendherberge waren zwischenzeitlich von 1,8 auf 2,7 Millionen Euro gestiegen. Die Spende kommt komplett dem Herbergswerk zugute, sodass dieses nur noch rund 800.000 Euro zahlen muss.
Bei dem Umbau soll die in die Jahre gekommene Aufteilung der Räume verändert werden. Es sollen mehr Zimmer mit Dusche und Toilette entstehen. Darüber hinaus werden alle sanitären Anlagen, Stromleitungen sowie Bodenbeläge erneuert und die Zimmer werden komplett neu möbliert. Die neue Herberge wird nur noch 70 statt 78 Betten haben und als Zweigstelle der Heidelberger Jugendherberge geführt. cm
Bürgermeister Frank Volk wollte sich dazu öffentlich nicht äußern, verwies auf den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung. Die RNZ hat deshalb mit Karl Rosner, dem Geschäftsführer des Landesjugendherbergswerks Kontakt aufgenommen. Fakt ist: In der Jugendherberge ruhen die Arbeiten. Ist die Rettungsaktion nun etwa in Gefahr?
Aber warum? Noch Anfang des Jahres hatte Bürgermeister Frank Volk im Gemeinderat bekannt gegeben, dass der Bauantrag genehmigt wurde. Wenig später wurde das Inventar bei einem Flohmarkt verkauft. Kurzum: Es sah so aus, als würden die Arbeiten beginnen. Doch bis heute hat sich nicht viel getan. Der Grund: "Die Baugenehmigung ist noch nicht rechtskräftig, weil sich die Anforderungen hinsichtlich Brand- und Denkmalschutz widersprechen", erklärt Geschäftsführer Karl Rosner. "Es liegt bislang lediglich eine Teilbaugenehmigung für die Abbrucharbeiten vor."
Für das Zimmer im Torturm ist ein zweiter baulicher Rettungsweg notwendig, der nicht über die Fenster möglich sei, so Rosner. Es gebe zwar einen Lösungsvorschlag im Innern des Gebäudes, eine Einigung sei aber noch nicht erreicht worden. Das notwendige Denkmalschutz-Gutachten durch einen von der Stadt beauftragten Restaurator liege bisher nur in einer Entwurfsfassung vor. "Hier wäre eine Beschleunigung dringend", so Rosner weiter.
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Die Abbrucharbeiten hatten zwar planmäßig begonnen, berichtet der Geschäftsführer. Zur Zeit ruhen diese bis zur Lösung des Problems und der erst dann möglichen endgültigen Baufreigabe.
Immerhin: Auf die Kosten hatte die Situation bislang noch keine Auswirkungen, bestätigt Rosner. Auch die Abstimmung mit der Stadt als Eigentümerin des Torturms laufe "bis auf einige, hoffentlich anfangsbedingte Kommunikationsprobleme" inzwischen gut. "Alle Beteiligten sind an einer gemeinsamen, guten Lösung interessiert", so Rosner. Die Stadt und die Ortsverwaltung würden in alle relevanten Fragen mit einbezogen.
Karl Rosner erklärt, dass nach wie vor eine Eröffnung im Juni 2019 die Zielsetzung sei. Ab diesem Tag gebe es Buchungen. Jedoch sei der Termin nach Angaben des Architekten wohl nicht mehr einzuhalten. "Das wird außerordentlich bedauert und ist teilweise nicht verständlich", meint Rosner. Um die Bauzeit zu verkürzen, sei eine weitere Teilbaugenehmigung für die nicht denkmalgeschützten Teile beantragt worden. Auch diese stehe noch aus. Darüber hinaus werde gerade eine bisher nicht vorgesehene Bildung von Bauabschnitten geprüft, um zumindest eine fristgerechte "Teilinbetriebnahme" zu gewährleisten. Der Innenausbau der nicht denkmalgeschützten Gebäudeteile könnte vorgezogen werden, danach würden Dächer und denkmalgeschützte Teile folgen.
Die Stadt hat unterdessen mit den Sanierungsarbeiten am historischen Torturm begonnen, wie Stadtsprecherin Petra Polte sagt. Diese laufen unabhängig vom Umbau der Jugendherberge.



