Die Not mit der Notdurft
Es gibt keine frei zugängliche Toilette - Last bleibt an Gastronomen hängen - Rathaus als Lösung?

Der Dilsberg mit seiner Burg lockt jedes Jahr Tausende Touristen an - eine öffentliche Toilette suchen diese aber oft vergebens. Foto: Zantopp
Von Benjamin Miltner
Neckargemünd-Dilsberg. Der Dilsberg lockt. Mit Wanderwegen durch Wälder und Felder, einem kleinen, aber feinen historischen Ortskern in der Feste und vor allem mit einer herrlichen Aussicht auf die Neckarschleife und die umliegenden Hügel des Odenwalds: Das alles macht den Ort zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region rund um Heidelberg.
Der eine oder andere Besucher wird hier allerdings auch schon geflucht haben. Nämlich dann, wenn er sich nach einer Toilette gesehnt hat - und in seiner Not keinen Abort gefunden hat. Ein Zustand, der immer wieder für Ärger sorgt.

Eva Heß. Foto: Zantopp
"Das Toilettenproblem ist so alt wie der Dilsberg", sagt etwa Eva Heß. Sie betreibt die Chocolaterie im ehemaligen Gasthaus "Zur Burg", eines von zwei Lokalen im Ort. "Wir Gastronomen haben die Last zu tragen", beklagt sie sich. Die einzige öffentliche Toilette auf dem Dilsberg befindet sich in der Burg. Die ist aber nicht frei zugänglich, sondern kostet Eintritt.
Diesen zu zahlen, sehen Radfahrer oder etwa Wanderer, die auf dem Neckarsteig - übrigens "Deutschlands schönster Wanderweg 2018" - unterwegs sind, nicht immer ein. Zudem ist die Feste nur von April bis Ende Oktober geöffnet und ganzjährig jeden Montag geschlossen. "Wenn niemand offen hat, dann stehen die Besucher im Regen", so Heß.
Sie hatte ihren Ärger schon früher nicht für sich behalten, sondern vor etwa einem Jahr den Dialog mit der Stadt gesucht. Heß berichtet von Gesprächen mit Bürgermeister Frank Volk und Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann. "Wir haben damals mögliche Lösungen erörtert, aber seither ist nichts mehr passiert", sagt Heß.
Sie selbst schlägt eine dauerhafte Nutzung der Toiletten der evangelischen oder katholischen Kirche auf dem Dilsberg vor. "Da müsste natürlich eine entsprechende Reinigung und Beschilderung her, das ist aber alles organisierbar", glaubt sie.

Bernhard Hoffmann. Foto: Zantopp
Bernhard Hoffmann glaubt das nicht. Für den Ortsvorsteher fällt die katholische Kirche wegen ihrer Lage am Ende der Straße als Option weg. Die Toiletten des evangelischen Gotteshauses seien dagegen nicht winterfest. "Ich bedauere die Situation ja auch", gibt Hoffmann zu: "Es gibt öfter Klagen bei uns."
Laut Hoffmann habe es schon verschiedene Anläufe zur Verbesserung der Situation gegeben. Diese seien aber alle mit hohen Kosten verbunden und aus unterschiedlichen Gründen gescheitert. Hoffmann: "Wir sind eben auf Gedeih und Verderb auf die Zustimmung der Stadt angewiesen."
Und was sagt die Stadt dazu? Derzeit sei in puncto Toiletten auf dem Dilsberg nichts geplant, berichtet deren Sprecherin Petra Polte auf RNZ-Nachfrage. Das Thema sei bekannt, aber habe zurzeit nicht allerhöchste Priorität. "Wir haben einige ganz dringende Sachen wie zum Beispiel das geplante Feuerwehrhaus in Dilsberg", sagt Polte. Sie verspricht aber: "Wir werden das Thema angehen, nach Möglichkeit auch mit den anderen Ortsteilen."
Eva Heß hat der Stadt auch angeboten, eine sogenannte "nette Toilette" in der Dilsberger Chocolaterie anzubieten. Das Prinzip: Jeder darf in der Lokalität kostenlos auf Toilette und der Gastronom erhält eine Aufwandsentschädigung durch die Stadt, die keine eigene öffentliche Toilette anbieten muss.
"Aber auch hier gab es keine konkrete Resonanz", berichtet Heß. Zudem bestünde selbst dann außerhalb ihrer Öffnungszeiten das Problem weiter. In der Chocolaterie ist die Toilette derzeit nur für Kunden angedacht. Heß erklärt aber auch: "Wenn jemand in Not ist, dann lasse ich ihn aufs Klo."
So ist das auch in der "Sonne", der zweiten Gaststätte auf dem Dilsberg. Hier werden Toilettenbesucher geduldet. "Wer bei uns reinkommt, trifft sowieso fast automatisch auf die Toiletten. Das können wir gar nicht kontrollieren", meint Günter Metzger. Und das scheint der Inhaber auch gar nicht zu wollen. Er habe nichts dagegen, wenn Leute nett nachfragen.
"Wenn sie aber still und heimlich durchhuschen, dann lasse ich auch mal einen Kommentar", so Metzger. In seinem Restaurant stellt sich das Problem weniger unter der Woche - da ist am Nachmittag geschlossen. Sondern vielmehr am Wochenende, wenn durchgehend geöffnet ist. Dann sei es schon einmal unangenehm und man achte besonders darauf, dass die Toiletten sauber bleiben, sagt Metzger.
Und trotzdem ist auch die Frage berechtigt: Wie geht es nun weiter? Ortsvorsteher Hoffmann glaubt mittelfristig an eine Lösung: das Rathaus in der Burgfeste. Dort ist zurzeit noch die Dilsberger Feuerwehr untergebracht. Die soll aber bald am Alten Hofweg ein neues Zuhause finden. "Dann könnte ich mir im Rathaus eine öffentliche Toilette vorstellen", so Hoffmann. Als Zwischenlösung sieht er eine Containerlösung an der Tuchbleiche. "Das Angebot der Firma Dixi liegt auf dem Tisch", so Hoffmann. Er verspricht: "Ich werde bei der Stadt noch mal einen Vorstoß wagen."



