SV Waldhof Mannheim

Darum ist das Verhältnis zwischen Präsidium und Investor zerrüttet

Rückzug der Führung ist logische Folge eines langen Streits – Es geht um Deklarierung von Darlehen

29.10.2018 UPDATE: 30.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Keine Basis mehr: Investor Bernd Beetz (l.) und Klaus-Rüdiger Geschwill. Foto: vaf

Von Michael Wilkening

Mannheim. Niedergeschlagen oder fassungslos wirkte Bernd Beetz nicht, als er im fernen Tokio von der Unruhe erfuhr, die beim SV Waldhof entstanden ist. Der Unternehmer befindet sich gerade aus beruflichen Gründen im fernen Osten und erhielt eine E-Mail mit dem Inhalt, dass das Präsidium des SVW seinen Rücktritt angekündigt hat.

"Hoffen wir, dass wir weiterhin sportlich erfolgreich sind", beendete der Mäzen der Blau-Schwarzen das kurze Telefonat. Es wirkte, als wolle Beetz so schnell wie möglich zur Tagesordnung übergehen, nachdem der Vorstand der Mannheimer einen Schlussstrich unter einen monatelangen Streit gezogen hatte.

"Ich bin von dieser Nachricht überrascht, aber ich danke dem Vorstand für die Zusammenarbeit", erklärte Beetz, der seit mehr als zwei Jahren als Investor dafür sorgt, dass die Waldhöfer beste Chancen haben, nach vielen Jahren in der vierten und fünften Liga wieder den Sprung in eine der drei Profiligen zu schaffen. Beetz war im April 2016 vom Waldhof-Präsidium überzeugt worden, sich beim Klub zu engagieren und unter anderem eine Million Euro zur Verfügung zu stellen, um die Profimannschaft in einer Spielbetriebs-GmbH ausgliedern zu können. Zudem stützt der Unternehmer den Klub immer wieder mit zusätzlichen Geldmitteln, um Löcher im Etat auszugleichen.

Hintergrund

Kommentar: Die Macht des Geldes

Von Michael Wilkening

In der Kneipe an der Ecke gilt seit jeher die Regel: Wer bezahlt, darf auch bestimmen, was bestellt wird. Und ganz ähnlich ist es eben auch im Leben abseits des Tresens - und da bildet der

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Kommentar: Die Macht des Geldes

Von Michael Wilkening

In der Kneipe an der Ecke gilt seit jeher die Regel: Wer bezahlt, darf auch bestimmen, was bestellt wird. Und ganz ähnlich ist es eben auch im Leben abseits des Tresens - und da bildet der Fußball keine Ausnahme. Bernd Beetz hält den SV Waldhof durch seine finanzielle Unterstützung über Wasser und als Manager bei weltweit agierenden Konzernen ist er keinen Widerspruch gewohnt - im Grunde duldet er ihn gar nicht erst.

Deshalb entzweiten sich beide Parteien, erst schleichend und später rasant.

Der Vorstand des Klubs hatte den Anspruch - und das niedergeschriebene Recht - die Entwicklung in der GmbH mitzubestimmen. In der Realität bestimmte aber die Macht des Geldes - das ist am Tresen so, in der Politik und eben auch bei Fußballklubs.

Letztlich ging das Vertrauen untereinander verloren, bis kein Miteinander mehr möglich war. Der Entschluss des Präsidiums, die Posten zu räumen, ist kein leichter Schritt, aber einer, der offenbar alternativlos war.

Absehbar ist, dass die Unruhe in den Gremien die Mannschaft nicht von ihrem bislang überaus erfolgreichen Weg abbringen werden. Wer sich gegen die emotionalen Wellen nach dem Spielabbruch im Aufstiegsspiel wehren kann, sich nicht von dem drohenden Punktabzug aus der Balance bringen und wer sich nicht durch den Streit zwischen Fans und Klub ablenken lässt, wird ganz sicher nicht wegen des Rücktritts des Präsidiums außer Tritt geraten.

Den sportlichen Erfolg, sprich den Aufstieg, wünschen sich alle im Verein - zumindest in diesem Punkt herrscht Einigkeit.

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Der erfolgreiche Manager wollten den Eindruck vermitteln, erstaunt über die Entwicklung beim SVW zu sein. Das ist aber wenig glaubwürdig. Zuletzt hatten die Unstimmigkeiten mit dem Vorstand des Vereins dazu geführt, dass gar nicht mehr miteinander kommuniziert wurde. Es ging bei dem Streit unter anderem um die Deklarierung von Darlehen, die Präsident Klaus-Rüdiger Geschwill dem Klub gewährt hatte.

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Es soll um eine Forderung von Beetz gegangen sein, die Darlehen mit einem Besserungsschein zu versehen, damit die Schulden die Bilanz der GmbH nicht belasten. Die defizitär arbeitende GmbH des SVW soll so vor einer bilanziellen Überschuldung bewahrt werden, ohne dass Beetz durch weitere Einlagen das Eigenkapital erhöhen muss.

Das Verhältnis beider Seiten war dermaßen zerrüttet, dass der Investor angekündigt haben soll, zu weiteren Treffen mit dem Präsidium nicht mehr bereit zu sein. Das beeinträchtige die Arbeit insofern, weil Klaus-Rüdiger Geschwill, Alexander Rudnick und Markus Ritzmann als Vereinsvertreter im Aufsichtsrat der GmbH vertreten waren, ihre Mandate nun aber mit sofortiger Wirkung niedergelegt haben.

Die Posten im Vereinsvorstand geben sie bei einer Mitgliederversammlung ab, die Ende November stattfinden soll. "Wir haben vereinbart, uns nicht weiter öffentlich zu dieser Thematik zu äußern", sagte Geschwill und blockte damit entschieden Fragen nach den Hintergründen des Rückzuges ab.

"Wir werden unseren Job wie bisher weitermachen. Ich glaube nicht, dass dieser Entschluss negative Auswirkungen auf uns haben wird", sagte SVW-Geschäftsführer Markus Kompp.

Ähnlich hatte sich zuvor schon Trainer Bernhard Trares geäußert. "Bei uns in der Kabine darf nur, wer da hingehört. Und da haben wir eine gute Stimmung", erklärte der Coach des Tabellenführers, der es in den vergangenen Monaten exzellent verstand, Ablenkung von der Mannschaft fernzuhalten.

Die Mannheimer haben Erfahrung darin, mit Negativmeldungen umzugehen. Immerhin gibt es nicht nur schlechte Nachrichten im Umfeld des SVW. Es sieht nämlich so aus, als könnten die Waldhöfer in Kürze einen neuen Trikotsponsor gewinnen. Ein Unternehmen aus dem Wettgeschäft interessiert sich offensichtlich für die lukrativste Werbefläche der Blau-Schwarzen.

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