Millionen für Erweiterung und Neukonzeption der Stadtbibliothek
Stadtbibliothek als Haus der Begegnung - Lesecafé und Lesetreppe kommen hinzu

Die Heilbronner Stadtbücherei ist seit jeher ein Ort der Kommunikation - zuletzt ein sehr großer bei der Langen Nacht der Kultur. Nun sollen auch ein Lesecafé und eine Lesetreppe hinzukommen. Visualisierung: Blocher Partner/Foto: Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Wenn die Bundespolitik auf lokaler Ebene Dinge ermöglicht, die sonst vor Ort nicht so einfach zu stemmen wären, dann bemerkt man es gelegentlich auch da, wo es ankommen soll: Auf die Stadtbibliothek Heilbronn trifft das zu. Deren räumliche Erweiterung und inhaltliche Neukonzeption wird jetzt in Angriff genommen, nicht nur weil das notwendig war, sondern auch, weil man sich gute Chancen ausrechnen kann, 45 Prozent der förderfähigen Kosten aus dem mit 100 Millionen Euro gefüllten Bundesprogramm "Sanierung Sport, Jugend- und Kultureinrichtungen" zu erhalten. Bereits in den nächsten Tagen rechnet man in Heilbronn mit einem Bescheid aus Berlin.
Als "förderfähig" gelten Projekte von regionaler und überregionaler Bedeutung, für den sozialen Zusammenhalt und Integration und von hoher Qualität, Kriterien, die die Stadtbibliothek nicht nur nach eigener Wahrnehmung erfüllt. Rund 3,6 Millionen wird das Vorhaben kosten, das über mehrere Stufen bis 2021 abgeschlossen sein soll. Einkalkuliert sind darin rund 1,6 Millionen Euro vom Bund.
Ob sich diese Kosten amortisieren, ist nicht die Frage: Die Stadtbibliothek ist ja nur Mieterin im K3, dem Komplex zwischen Weinsberger Straße und Sülmerstraße. Die jährlichen Mietkosten von bis zu 600.000 Euro hatten in der Vergangenheit immer wieder zu Unzufriedenheit geführt, längst hätte die Stadt dafür ein eigenes Objekt damit finanzieren oder das K3 kaufen können.
Als jetzt die "Erweiterung und Neukonzeption der Stadtbibliothek" dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt und bei einer Enthaltung "einstimmig" beschlossen wurde, zeigte sich, dass man diese Kröte wohl geschluckt hat. Bibliotheksleiterin Monika Ziller ist jedenfalls froh, dass es nun mit einer großzügigen Lösung weitergeht. Der Vorentwurf des Architekturbüros Blocher Partners, Stuttgart, mit "Raumprogramm und Flächenlayout" wurde genehmigt.
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Das Herzstück der neuen Stadtbibliothek soll ein zentral platziertes Lesecafé werden, das dank mobiler Trennwände auch als Veranstaltungsort dienen wird. Auch auf einer "kommunikativer Lesetreppe" und im "spielerischen Kinderbereich" können "Events" stattfinden. Große Gruppenarbeitsräume sollen Platz bieten für Klassen und ruhiges Arbeiten. Insgesamt geht es um 4200 Quadratmeter Grundfläche auf drei Etagen und um eine Gestaltung, die so flexibel sein soll, dass sie für die nächsten zwei Jahrzehnte taugt. Derzeit platzt die Bibliothek aus allen Nähten. Die Chance auf Erweiterung kam auch dank eines Mieterausstiegs und der Tatsache, dass das Kleist-Archiv nunmehr ohne Leiter und Perspektive ist und man dessen Räume erhält.
Wie sehr Stadtbibliotheken zu Orten der unterschiedlichsten Kommunikation und Nutzung geworden sind, zeigte sich schon länger. Vorreiter finden sich im skandinavischen Raum. In der Gemeindedrucksache heißt es dazu: "Junge Menschen unterschiedlichster Herkunft kommen zum Lernen oder um ihre Freizeit zu verbringen. Sie wünschen sich eine Bibliothek als coolen Ort, wollen ungestört reden, Musik hören oder spielen können. Sie wünschen sich mehr Veranstaltungsangebote, zum Beispiel im Bereich Gaming." Vor allem junge Eltern schätzen Räume, denen sie sich treffen und ihre Kleinkinder unbesorgt krabbeln lassen können."
Auch für Nutzer, die sich beruflich weiter bilden wollen, für Menschen, die sich zu Hause einsam fühlen oder in einer schlechten Wohnsituation leben und Zugezogene, die hier Deutsch lernen, sollen dank WLAN hier auch Kontakte in die Heimat pflegen können. Bei der Planung sollten, so heißt es, die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen; es sollten längere Öffnungszeiten ermöglicht und die Medien sollen übersichtlich und animierend präsentiert werden. Als Ziel formuliert ist die Stadtbibliothek als künftiges " Haus der Medien, der Bildung und der Begegnung".



