Heidelberg

Künstler und Stadtrat Lepanto ist tot

Der Maler und Stadtrat Wassili Lepanto ist im Alter von 78 Jahren gestorben - Er war ein leiser Mahner

07.09.2018 UPDATE: 08.09.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Wassili Lepanto in seinem Atelier in der Friedrich-Ebert-Anlage im Jahr 2009. Für sein künstlerisches Schaffen erhielt er 1997 den Willibald-Kramm-Preis. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Manchmal schien es so, als wäre Wassili Lepanto aus der Zeit gefallen. Ein Maler aus einem anderen Jahrhundert, einer der das romantische Erscheinungsbild von Heidelberg "pflegen und erhalten" will. "Heidelberg pflegen und erhalten" benannte er auch die von ihm gegründete Wählerinitiative, für die er 2009 als einziger Vertreter in den Gemeinderat einzog. Nun ist der stadtbekannte Künstler und Kommunalpolitiker nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben.

Obwohl er recht klein war und stets sehr bescheiden auftrat, war Lepanto ein Mann, der auffiel: Seine Baskenmütze war sein Markenzeichen, dazu trug er häufig einen beigefarbenen Trenchcoat. Vor allem wurde er aber für den leidenschaftlichen Einsatz für die Altstadt bewundert - und von manchen auch belächelt.

Als der damalige Theaterintendant Günter Beelitz im Jahr 2001 wegen der Schlossfestspiele eine groß gewachsene Trauerweide im Schlosshof fällen ließ, sammelte Lepanto mit der Hilfe von studentischen Hilfskräften mehr als 11.000 Unterschriften für eine Ersatzpflanzung an der gleichen Stelle. Dass die Stadt nur eine Kübelpflanze aufstellte, hat der Maler nie verwunden.

Fünf Jahre später setzte sich Lepanto bei der Diskussion um die Neugestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes vehement für den Erhalt der dortigen Marktkolonnaden ein. Fritz Haller hatte diese Säulenhalle 1927 als eines der ersten Betonbauwerke in Heidelberg errichten lassen. Doch die Konstruktion war marode und musste - auch wegen der neuen Tiefgarage unter dem Platz - weichen, trotz der 12.000 Unterschriften, die Lepanto für ihren Erhalt gesammelt hatte. Mehr Erfolg hatte der Maler mit einer anderen Aktion: Als er zusammen mit der Bürgerinitiative "Biest" gegen die Erweiterung der Stadthalle kämpfte.

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Als "Lepanto" kannte ihn jeder, doch eigentlich war das sein Künstlername - so lautet die italienische Bezeichnung seiner Heimatstadt Nafpaktos in Griechenland. Dort erblickte Vassilios Loukopoulos am 17. Juni 1940 das Licht der Welt. Nach seiner Kindheit in Athen verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens in Heidelberg: 1964 kam er für sein Studium hierher. Hier promovierte er in Germanistik, studierte aber auch Philosophie und Kunst. Mit dem Philosophen Hans-Georg-Gadamer verband ihn eine enge Freundschaft.

Seinen Malstil - meist Landschaften, häufig in unterschiedlichen Braun- und Gelbtönen, nannte er "Ökologische Kunst". Wenn er Heidelberger Motive mit Ölfarbe auf Leinwand bannte, ließ er gerne die Bausünden der vergangenen Jahrzehnte weg. "Die sollen andere malen", hatte er einmal in der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" mit Michael Buselmeier gesagt. Als er für die RNZ seinen Heidelberger Lieblingsplatz vorstellte, konnte dies nur ein Ort sein: sein Atelier in der Friedrich-Ebert-Anlage 11, mit Blick auf den Ebert-Platz. Nach seiner ersten Ausstellung 1978 im Amerika-Haus, dem heutigen Deutsch-Amerikanischen Institut, hatte er dort Quartier bezogen.

"Als Maler bin ich in Heidelberg aufgewachsen", hat er gesagt. Daher wollte er sich auch hier unbedingt als Stadtrat engagieren - und sprach sich nach seiner Wahl im Jahr 2009 für eine neue Straßenbahn in der Hauptstraße aus. Mit der Grün-Alternativen Liste, bei der er zuvor schon selbst kandidiert hatte, bildete er eine Fraktionsgemeinschaft. Seine mahnende, doch niemals laute Stimme, wenn es um den Erhalt der Altstadt ging, wird fehlen. Nun kehrt Lepanto wohl in das Land seiner Kindheit zurück: Er soll in Griechenland beigesetzt werden.

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