Repräsentant der ökologischen Kunst: Wassili Lepanto war zu Gast in China
Er fühlt sich als Anwalt der Natur - Der in Heidelberg lebende Maler zeigte als erster deutscher Künstler im Shandong-Kulturzentrum in der Provinz-Hauptstadt Jinan 70 großformatige Gemälde

Zeigte seine Arbeiten in China: der Heidelberger Maler Wassili Lepanto. Foto: hen
Von Heide Seele
Forscht man im Internet nach Hans-Georg-Gadamer, dann sieht man auf einem Foto den lange Jahre in Heidelberg lehrenden Philosophen zusammen mit Wassili Lepanto in seinem Garten beim Gespräch sitzen. Der 1940 in Lepanto geborene Grieche, der eigentlich Wassili Loukopoulos heißt, sich aber nach seinem Geburtsort nannte, war 1964 nach Heidelberg gekommen. Obwohl er nur im Nebenfach Philosophie studierte (und in Mannheim in Germanistik promovierte), verband ihn mit Gadamer eine enge Lehrer-Schüler-Beziehung. Von der Stadt am Neckar war er auf eine Weise fasziniert, dass er sie nie mehr verlassen wollte.
Hier plädierte Lepanto schon 1983 in einem Manifest "Für eine ökologischen Kunst", die er nach wie vor nicht nur als Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz versteht, sondern als ethische Einstellung zum Leben. Bis heute engagiert sich Lepanto im Gemeinderat dafür, "Heidelberg pflegen und erhalten" zu wollen. Wassili Lepanto, der mit seinem langen Regenmantel und der typischen Baskenmütze auf dem Kopf fast zum Stadtbild gehört, ist ein Idealist und fühlt Verantwortung für unsere Umwelt. Diese Einstellung zeichnete sich schon in seiner ersten Heidelberger Ausstellung von 1978 im Amerika-Haus ab. Auch in seiner Präsentation im Juni 2010 im Kurpfälzischen Museum widmete er sich ebenso liebe- wie verantwortungsvoll den Landschaften im Odenwald oder im Kraichgau, deren Tektonik er in erdhaften Tönen und konstruktiven Ordnungsgefügen sichtbar machte.
Dass er sich als Anwalt der Natur fühlt, wurde auch jetzt wieder deutlich, als er für vier Wochen in China zu Gast war. Gerade dieses Riesenland hat auf dem Sektor der Ökologie noch viel nachzuholen, und die chinesischen Medien, zum Beispiel Xinhua Nework, berichteten daher ausführlich über den Künstler, seine Bilder und Theorien.
Welcher deutsche Gegenwartskünstler wird schon mal ins Reich der Mitte eingeladen und erhält dort die Gelegenheit, seine bildhaft verwirklichten Vorstellungen in mehreren Ausstellungen und Vorträgen vorzuführen, und dies mit enormem Presseecho? Wassili Lepanto empfand die erlebte Gastfreundschaft denn auch als große Ehre. Seine bildhaft umgesetzten ökologischen Vorstellungen, Resultate einer innigen Verehrung der Natur, brachten ihm mehrere Einladungen ein.
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So zeigte er zum Beispiel (als erster deutscher Künstler) im Shandong-Kulturzentrum in der Provinz-Hauptstadt Jinan 70 großformatige Gemälde, und es war kein Zufall, dass dieses Ereignis zusammenfiel mit der Werbung der Sechs-Millionen-Metropole für einen generellen ökologischen Umbau. Im Katalog zur viel besuchten Ausstellung wurden die Gemälde als Wunsch- und Warnbilder eines schonenden nachhaltigen Umgangs mit der Natur gedeutet, denn Lepanto zielt in seinen Darstellungen auf eine gelungenen Symbiose von Kultur- und Naturlandschaft ab und will keineswegs Kopien der Natur liefern.
Auch bei seiner zweiten Bilderschau in der Stadt Taiyuan wurde der Künstler bei starkem Medieninteresse als Repräsentant der ökologischen Kunst geehrt. Er referierte über "Ökologische Ordnung in Kunst und Welt", und die bedeutende Zeitschrift "Qilu Zhoukan" berichtete darüber. Außerdem erhielt er mehrere Einladungen von Professoren, die wie er zu den Bewunderern Hans-Georg Gadamers zählen, der die bildende Kunst hochschätzte. Sein einstiger Verehrer Wassili Lepanto ist ihm da ganz nahe, denn er sieht die Kunst als Kosmos, als unendliche Weite.