Torsten Fetzner geht in die Offensive
Er will als Interims-OB die Interessengruppen an einen Tisch bringen - Lob für den Gemeinderat - Miller wehrt sich gegen Freie Wähler

Erster Bürgermeister Torsten Fetzner. Foto: Kreutzer
Weinheim. (web) Wie geht es von Mitte August an weiter in Weinheim, ohne gewählten Oberbürgermeister? Was kann und will Torsten Fetzner als Verwaltungschef auf Zeit tun? Fragen wie diese haben Weinheim in den vergangenen Tagen umgetrieben. Denn wegen einer Wahlanfechtung durch Dauerkandidatin Fridi Miller wird der Technische Dezernent als Beigeordneter und ständiger hauptamtlicher Stellvertreter des OBs die Stadtverwaltung demnächst führen. Und das so lange, bis über Millers Einspruch entschieden ist.
Gemeinsam mit der Pressestelle der Stadt hat sich Fetzner jetzt an die Medien gewandt: "Mit großer Erleichterung und Freude habe ich Äußerungen aus den Ratsfraktionen vernommen, wonach diese mich bei meiner Arbeit als kommissarischer Oberbürgermeister aktiv unterstützen", so Fetzner.
"Wie bekannt ist, habe ich mir dieses Amt nicht gewünscht. Trotzdem werde ich mit meiner vollen Energie und mit vollem Einsatz die anstehenden Arbeiten und Entscheidungen auf den Weg bringen", kündigt Fetzner an. Er gibt sich sogar überzeugt davon, dass die "Übergangszeit" eine Chance für Weinheim sein könnte: "Diese Zeit kann im positiven Sinne genutzt werden, um Verwaltung und Gemeinderat wieder etwas näher zusammenrücken zu lassen." In diesem Sinne versieht er das Gremium mit Vorschusslorbeeren - und widerspricht energisch einer These, die zuletzt öfter in der Stadt verbreitet wurde: Die Einschätzung, der Weinheimer Gemeinderat sei schwach und wenig entscheidungsfreudig, teile er "ausdrücklich nicht". Allein das Beispiel der Standortsuche für Unterkünfte geflüchteter Menschen habe deutlich gezeigt, "dass unsere Stadträtinnen und Stadträte Standfestigkeit zeigen und gleichzeitig bereit sind, ihre Arbeit zu reflektieren und gegebenenfalls auch falsche Entscheidungen zurückzunehmen", so Fetzner: "Daran könnten sich andere Kommunen ein Beispiel nehmen." Gleichzeitig widerspricht er der Annahme, in Weinheim werde sich in den kommenden Monaten nichts bewegen: "Es wird keinen Stillstand oder ein Verharren geben."
Fetzner will nun auf den Abschluss laufender Bebauungsplanverfahren dringen und noch nicht vollendete Bauprojekte "ohne Verzögerungen" weiterführen. Gerne nehme er auch den Vorschlag der OB-Kandidaten auf, die Bevölkerung aktiver und früher in Planungsprozesse einzubinden. So könne er sich vorstellen, den Stadtentwicklungsausschuss zu reaktivieren, "alle Interessengruppen in die Planungsprozesse einzubinden": Hierzu gehören für ihn auch Bürgerinitiativen, Vertreter der Landwirtschaft sowie der örtlichen Wirtschaft.
Weiter plant Fetzner, ein Kompetenzteam aus Mitgliedern des Gemeinderates und der Verwaltung zu bilden, das sich wöchentlich trifft und ihn bei wichtigen Entscheidungen berät. Fetzner: "Die Bürger bitte ich um Verständnis, dass ich aufgrund des mir zur Verfügung stehenden, begrenzten Zeitkontingents nicht alle Einladungen annehmen kann und Vertreter schicke. Sie können aber sicher sein, dass sich unsere Stadt weiter positiv entwickeln wird und alle Dienstleistungen wie gewohnt erbracht werden."
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OB-Wahlkandidatin Fridi Miller erkennt den Sieg von Manuel Just bei der Wahl am 10. Juni weiter nicht an. Am Montag reagierte sie außerdem auf eine Pressemitteilung der Freien Wähler. Fraktion und Stadtverband hatten Antworten auf die Frage gefordert, ob Miller möglicherweise von undemokratischen Kräften instrumentalisiert wird. Sie zahle ihre Anwaltskosten selbst, aus angesparten Rücklagen, betonte Miller. Lediglich bei der Wahlanfechtung in Plüderhausen im Osten der Region Stuttgart hätte der ebenfalls gescheiterte Kandidat Thomas Hornauer die Hälfte der Kosten übernommen, sagte sie.