Anhörung zur "Hinteren Mult" findet am 16. Mai statt
Mittagstreff des Netzwerks "Wirtschaft und Verwaltung" befasste sich mit konjunkturellem Aufschwung und Gewerbe-Entwicklung

Als "operativer Gastgeber" empfing Stefan Kleiber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, die Mittagstreff-Gäste im Dienstleistungszentrum am Multring. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) Anhaltender Aufschwung mit kontinuierlich sinkender Arbeitslosigkeit, moderate Inflationsraten und frohlockende Kapitalmärkte auf der einen Seite. Brexit, Nordkorea, ein unberechenbarer US-Präsident und Fachkräftemangel in Deutschland andererseits. Die Fragestellung des Referenten im Angesicht wirtschaftlicher "Negativ"-, "Basis"- und "Positivszenarien" war dennoch rein rhetorischer Natur: Wer etwas gegen eine Fortsetzung des seit neun Jahren in Folge anhaltenden Aufschwungs habe?, wollte Volker Bahr, Leiter Volkswirtschaft der Deka-Bank Frankfurt, kürzlich von den 80 Mittagstreff-Teilnehmern des Netzwerks "Wirtschaft und Verwaltung" wissen. Dass sich weder bei Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann noch bei den Unternehmens- und Firmeninhabern Finger in die Höhe reckten, überraschte nicht.
Doch was machen die Notenbanken daraus? Und welche Zinslandschaft werden wir in den nächsten Jahren vorfinden?, bohrte Bahr nach. Stellt dies doch einen zentralen Aspekt für die Konjunktur- und Kapitalmarktperspektiven für 2018 und darüber hinaus dar. Bahrs Antwort klang beruhigend. "Ein Aufschwung kann sehr alt werden!", verwies er auf "Rekordhalter" Australien mit 26 Jahren Aufschwung. Die Wahrscheinlichkeit eines Negativszenarios liege bei 20, das des Basisszenarios bei 70 Prozent. Der Trend zeige weiter nach oben. Auch wenn die Märkte "schwankungsanfälliger" würden: "Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs." Erst Mitte bis Ende 2020 rechne er mit langsam steigenden Leitzinsen. Verbunden mit einem "nur geringen Inflationsdruck", lehnte er sich weit aus dem Fenster. Wie sieht es mit dem Aktienmarkt aus? "Die Kurse werden durch die stabile Gewinnentwicklung unterstützt."
Ohne eine weitere Gewerbeflächenentwicklung drohe Weinheim allerdings mittelfristig vom "Aufschwungs-Zug" abgekoppelt zu werden, warnte OB Heiner Bernhard vor einer falschen Weichenstellung und einem verhängnisvollen "Stopp" in Sachen "Hintere Mult". Die Nachfrage nach Grundstücken sei höher als das vorhandene Angebot. Dies treffe generell auf die Weinheimer Situation zu.
Mit dem vorhandenen Gelände befriedige man lediglich Unternehmen, "die schon hier sind und hierbleiben wollen". Gelinge es nicht, zur Sicherung von Firmenexistenzen und damit Arbeitsplätzen notwendiges Erweiterungsgelände zur Verfügung zu stellen, kämen die Unternehmen um die Verlagerung ihrer Betriebe in andere Kommunen nicht herum. Weitere Gewerbeflächen böten für die Kommune die Chance, auf Dauer eine gesunde wirtschaftliche Basis zu legen, so Bernhard: "Darum müssen wir uns gemeinsam, aber nicht Hals über Kopf, sondern mit Sinn und Verstand kümmern." Rückendeckung erhoffe er sich durch die Mitglieder des Netzwerks. Vor allem an öffentlicher Unterstützung mangele es noch.
Während die Gegner sich "sehr laut" artikulierten, so der OB, agierten die Befürworter "zu leise". Damit aber könne man die Stimmung in der Stadtgesellschaft nicht abbilden. Bernhards Appell: "Öfter Stellung nehmen und Position beziehen, damit Weinheim ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort bleibt". In "kleiner Runde" kündigte er an, dass die vom Gemeinderat beschlossene Anhörung zum Gewerbegebiet "Hintere Mult" am Mittwoch, 16. Mai, 17 Uhr, in einer Sondersitzung des Gemeinderates erfolgen soll.
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Die Attraktivität einer Kommune nannte auch Stefan Kleiber "entscheidend für ihre Wirtschaftskraft". Gegenseitige Unterstützung mache stark, so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein Neckar Nord. Das Kreditinstitut verstehe sich nicht nur als "Geldgeber". Die Sparkasse zähle sich als der Stadtgesellschaft zugehörig und sei fest mit ihr verbunden.



