App "Nina" warnt die Heidelberger

Bei Gefahr piepsen die Smartphones

Im Notfall werden auch Verhaltenstipps übermittelt - Angebot des Bundes

12.04.2018 UPDATE: 13.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

In der Kartenansicht der Warnapp "Nina" kann man sehen, für welchen Bereich die Warnung gültig ist. Foto: dpa

Von Timo Teufert

Heidelberg. Früher schrillten die Sirenen des Zivilschutzes, um die Bevölkerung vor Gefahren zu warnen, heute piepsen die Smartphones. Zumindest, wenn man eine App installiert hat, über welche die Behörden im Fall von Gefahrensituationen oder Katastrophen informieren. Um die Bürger in solchen Fällen künftig direkt benachrichtigen zu können, verbreitet die Stadt Heidelberg ihre amtlichen Warnungen bei Großbränden, Gefahrstoffaustritten oder Hochwasser ab sofort über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App ("Nina"), die sich Smartphone-Nutzer kostenlos herunterladen können.

"Über die Warn-App können wir die Bürger schnell und zuverlässig informieren und ergänzen damit unsere bisherigen Informationswege", erklärt Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Vorstellung. Im Bedarfsfall könne man so viel mehr Betroffene erreichen als bislang, weil heute fast jeder ein Smartphone besitze. "Wir setzen sehr stark auf die neue Technik, um die Bevölkerung zu informieren", so Georg Belge, Chef der Heidelberger Feuerwehr. Geprobt wurde der Einsatz von "Nina" bereits im letzten Jahr bei einem Bombenfund in der Bahnstadt. Der Test hat die Verantwortlichen überzeugt.

Hintergrund

Drei Anbieter warnen vor Gefahren

Neben "Nina" gibt es noch andere Systeme, die in Gefahrensituationen oder bei Katastrophen die Bevölkerung warnen. Dazu gehören beispielsweise "Katwarn", das von der Fraunhofer Gesellschaft im Auftrag der öffentlichen

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Drei Anbieter warnen vor Gefahren

Neben "Nina" gibt es noch andere Systeme, die in Gefahrensituationen oder bei Katastrophen die Bevölkerung warnen. Dazu gehören beispielsweise "Katwarn", das von der Fraunhofer Gesellschaft im Auftrag der öffentlichen Versicherer entwickelt wurde, und "Biwapp", das von einem privaten Unternehmen auf den Markt gebracht wurde. Während das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) mit "Biwapp" eine Kooperation eingegangen ist, finden mit "Katwarn" erst Gespräche darüber statt, die Warnmeldungen gegenseitig auszutauschen, berichtet die Pressesprecherin des Bundesamtes, Marianne Suntrup.

"Katwarn" und "Biwapp" sind reine App-Entwicklungen für Smartphones. Hinter "Nina" steckt mehr, nämlich das "Modulare Warnsystem" (Mowas). Entwickelt wurde es, "um im Spannungs- oder Verteidigungsfall die Bevölkerung vor Kriegsgefahren - etwa Raketenangriffen - zu warnen", berichtet Suntrup. Neben der Kommunikation der Katastrophenschutzbehörden untereinander ist es darüber auch möglich, über verschiedene Kanäle die Bevölkerung zu warnen. Dazu gehören etwa Fernsehen, Radio, Sirenen oder eben die App "Nina". Zukünftig kann man sich im BKK auch weitere Nutzungen vorstellen: beispielsweise die Warnung über Wohnungsrauchmelder oder Funkwecker. tt

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Für die Warnungen gibt es Textbausteine, die die Leitstelle der Feuerwehr derzeit noch an das Lagezentrum des Innenministeriums in Stuttgart weitergeben muss, die dann die Warnung über die App herausgibt. Dieser Umweg - der im Notfall rund zehn Minuten kostet - soll zukünftig entfallen: "Derzeit werden gerade unsere Mitarbeiter in der Leitstelle geschult, damit sie die Daten dann selbst in das System einpflegen können", berichtet Belge.

"Die App ,Nina’ ist ein System, das über alle Bereiche informiert", erklärt Frank Karlein von der Stabsstelle Bevölkerungsschutz bei der Feuerwehr. So kann vor möglicherweise vergifteten Lebensmitteln - wie im letzten Jahr - ebenso gewarnt werden wie vor Hochwasser oder Unwetter. "In der App kann jeder selbst entscheiden, welche Warnungen er erhalten möchte", berichtet Karlein. Jeder, der in dem kleinen Programm "Heidelberg" unter der Funktion "Meine Orte" auswählt, wird künftig die Meldungen von der Feuerwehr bekommen. Wer für weitere Orte die Meldungen erhalten möchte, etwa den Ort des Arbeitsplatzes, kann dies einstellen oder die Meldungen GPS-gestützt erhalten. Doch "Nina" bietet noch mehr: "Für die Nutzer sind auch Tipps hinterlegt, wie man sich bei den einzelnen Schadenslagen richtig verhält", weiß Karlein.

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Auch wenn "Nina" noch nicht von allen Kommunen in Deutschland flächendeckend eingesetzt wird, ist die Region gut abgedeckt: "Sowohl der Rhein-Neckar-Kreis als auch die Kollegen in Mannheim und Ludwigshafen setzen das System ein", berichtet Würzner. Im Gegensatz zur Warnapp "Katwarn" können die Behörden "Nina" kostenlos nutzen. Für Karlein hat "Nina" - hinter der das Modulare Warnsystem des Bundes steht (siehe Artikel rechts) - noch weitere Vorteile: "Mit einer Warnung erreichen wir viele Empfänger, etwa auch die Medien. Aus unserer Sicht ist es im Ernstfall nicht zielführend, noch weitere Systeme zu bedienen."

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