"Queer Festival" feiert kleines Jubiläum

Heidelberg zeigt wieder bunte Flagge

Zehnte Auflage ab 18. April im Karlstorbahnhof - Immer mehr Besucher - Große Namen dabei

12.04.2018 UPDATE: 13.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Freuen sich auf das Queer Festival: Wolfgang Erichson, Ingrid Wolschin, Martin Müller und Danijel Cubelic. Foto: Rothe

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. Im Mai zeigt Heidelberg wieder Flagge. Und die ist bunt: Das Queer Festival soll auch in der zehnten Auflage die Erfolgsgeschichte der Veranstaltungsreihe fortschreiben. "Wir werden dieses Jahr wohl die 5000-Besucher-Marke knacken", freut sich Festivalinitiator Martin Müller. 2009 startete der Programmleiter des Karlstorbahnhofs gemeinsam mit Dominic Hauser das deutschlandweit erste Queer Festival, um die Themen sexueller Minderheiten wie Schwulen, Trans- oder Intersexuellen ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Ein Wochenende dauerte das Festival damals. Heute finden einen ganzen Monat lang - vom 18. April bis zum 30. Mai - Konzerte, Partys, Performances und vieles mehr statt.

"Hätte es euch nicht gegeben, hätte man euch erfinden müssen", lobt Bürgermeister Wolfgang Erichson die beiden Initiatoren. Denn die Nachfrage blieb in den letzten Jahren nicht nur ungebrochen, sondern wuchs stetig. Es sind allerdings nicht nur die Zahlen, die beeindrucken. Besonders berührt hatte Müller eine E-Mail, die er von einem jungen Software-Entwickler aus den USA bekam. Als der sich aussuchen konnte, ob er in Hong Kong oder Walldorf arbeiten wolle, entschied er sich für letzteres - wegen der Nähe zu Heidelberg. "Und das Queer Festival war der ausschlaggebende Grund", strahlt Müller. Mittlerweile ist der Amerikaner Stammgast. "Queeres Leben ist ein Standortvorteil, ganz unabhängig davon, ob man queer ist oder nicht", resümiert Erichson.

"Das hätten wir nicht zu träumen gewagt", gesteht Müller, der sich noch an das erste Festival mit 300 Besuchern erinnert. Letztes Jahr waren es bereits bis zu 4000 Besucher, schätzt der 38-Jährige. Die große Anziehungskraft ist mittlerweile allerdings nicht mehr verwunderlich. "Ganz große Namen" seien auch dieses Mal wieder dabei, so Müller. Mit dem Multitalent Nakhane aus Südafrika steht sogar ein Gewinner des bedeutendsten Filmpreises Großbritanniens, dem British Academy Film Award (BAFTA), auf der Bühne im Karlstorbahnhof. Auch die Musikerin "Big Freeida", in den USA bereits ein großer Star, wird ein Konzert geben.

Die Queerszene wird mit dem Festival immer mehr zum Bestandteil der Stadtgesellschaft, bilanziert Müller. "Luft nach oben gibt es aber noch", erklärt Ingrid Wolschin. Die Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs hat seit dem ersten Festival an den Erfolg geglaubt. Und der bestehe auch darin, die Queerszene für die Stadtgesellschaft sichtbar zu machen. "Denn queere Kultur ist nicht nur Kultur für queere Menschen - alle sollen sie erleben", betont Erichson. Deshalb hat auch die Stadt das Projekt immer unterstützt. "Es ist eben nicht nur der ,Heidelberger Frühling‘ oder der ,Stückemarkt‘", so der Bürgermeister.

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Gerade für Flüchtlinge aus Ländern, in denen es unter Strafe steht, nicht heterosexuell zu leben, sei die Offenheit hierzulande ein Glück, ergänzt Danijel Cubelic vom Amt für Chancengleichheit. Als "Queerbeauftragter" wird er die Diskussion über globalen Aktivismus der Szene mit dem Vater der Schwulenbewegung in Syrien, Mahmoud Hassino, moderieren.

Info:  www.queer-festival.de

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