Kampf gegen Homophobie in Heidelberg

Im Zeichen des Regenbogens

Am Anatomiegarten wurde der Internationale Tage gegen Homophobie gefeiert - Auch in Heidelberg liegt noch viel im Argen

18.05.2017 UPDATE: 19.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Mit einer Regenbogenfahne - dem Symbol der Bewegung aller Nicht-Heterosexuellen - zogen Bürgermeister Wolfgang Erichson und die Aktivisten des "Queeren Netzwerks" vom Anatomiegarten zum Bismarckplatz. Foto: Rothe

Von Alexander Maisenhelder

Zu 85 Peitschenhieben wurde ein homosexuelles Männerpaar am Mittwoch in Indonesien verurteilt - just am Internationalen Tag gegen Homophobie. Und als die Heidelberger an diesem Mittwoch am Anatomiegarten - hier informierten etliche Initiativen mit Infoständen - zusammenkamen, war diese drakonische Strafe eines der Themen. Bürgermeister Wolfgang Erichson und die Mitglieder des "Queeren Netzwerks" als Mitorganisatoren forderten, weiterhin gegen die weitverbreitete Intoleranz anzukämpfen. Wobei "queer" zunächst einmal "nicht heterosexuell" bedeutet - ein Wort, das die Aktivisten am liebsten verwenden.

"Wir haben viel erreicht, aber es ist eine Rückentwicklung zu beobachten", sagte Erichson mit Blick in andere Länder, wo es Diskriminierung und Verfolgung gebe. "Gerade weil es uns hier einigermaßen gut geht, müssen wir auf diese Probleme hinweisen", sagte er. Es sei gut, dass die Regenbogenflaggen am Rathaus gehisst wurden, so Erichson. "Homosexualität ist in der Öffentlichkeit keine Selbstverständlichkeit. In einigen Ländern gilt dafür immer noch die Todesstrafe", betonte Jann Chounard von "SPDQueer". Erichson berichtete auch vom "Runden Tisch für sexuelle Vielfalt". In dem Austauschgremium bringt der Bürgermeister seit diesem Jahr das "Queere Netzwerk" mit Ämtern und Verantwortlichen der Stadt zusammen. Zu dem Zusammenschluss zählen neben vielen anderen die Aids-Hilfe, die Initiative "Identität und Geschlecht" sowie das Queer-Festival. Der Bürgermeister fungiert dabei als Vermittler. "Bei unserem nächsten Treffen soll es um den Christopher-Street-Day und queere Geflüchtete gehen." Deren Situation in den Unterkünften sei prekär, so Danijel Cubelic vom "Queeren Netzwerk". Auch Lale Jakob war beim ersten "Runden Tisch" dabei: "Das war eine gute Erfahrung. Aber es kann schwer sein, den Verantwortlichen die Relevanz unserer Anliegen klarzumachen, wenn wir zum Beispiel fragen, warum der Heidelberger Frühling so stark beworben wird und das Queer-Festival nicht", sagte sie.

Jakob hat auch einen der Stände betreut: Am "Markt der Möglichkeiten" konnte man sich darüber informieren, was "Heidelberg für queere Menschen zu bieten hat, welche Ausgehmöglichkeiten es gibt und auch wie man sich engagieren kann", erzählte Jakob. "Viele glauben, nur weil es bei uns keine Schwulen-Cafés gibt, gäbe es keine Szene", ergänzt Cubelic. Neu war in diesem Jahr, dass der Aktionstag in Kooperation mit der Stadt umgesetzt wurde, sagte Christian Scholl vom Amt für Chancengleichheit. Es wurden Stände und die Ausstattung bereitgestellt, auch die Stadt war vertreten - schließlich fördert sie die gesamte Aktion.

Nach den Ansprachen zogen Erichson und knapp 70 weitere Personen mit einer Regenbogenflagge weiter zum Bismarckplatz. Er rief: "Wir sollten uns selbst feiern!" - und erntete großen Applaus. Zumindest bei den Aktivisten - während die Passanten eher teilnahmslos oder gar skeptisch reagierten. Also genug zu tun für das "Queere Netzwerk".

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