Vier Stationen für 1,40 Euro

Günstiger ÖPNV-Tarif für kurze Fahrten in Mannheim

Mannheimer SPD setzt sich für ein Kurzstreckenticket ein - Digital gibt es das Angebot bereits

15.02.2018 UPDATE: 16.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Nicht nur in den Mannheimer Quadraten, auch in den Stadtteilen - wie hier in Feudenheim - sollen die Bürger laut SPD die Möglichkeit haben, am Automat ein Kurzstreckenticket zu erwerben. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Die Nachricht von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), man erwäge, in fünf Städten kostenlosen öffentlichen Nahverkehr zu testen, um die Zahl privater Fahrzeuge zu verringern, hat bei der Mannheimer Stadtspitze für einigen Wirbel gesorgt. Denn die Quadratestadt ist eine der Pilotkommunen.

Doch wie das genau aussehen soll, ist noch unklar. Bis also der Startschuss zu einer testweisen Gratisnutzung von Bussen und Bahnen fällt, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Deshalb ist die Forderung der SPD-Fraktion nach einem Kurzstreckenticket für Mannheim in Bussen und Bahnen durchaus aktuell: Die Idee aus Berlin "passt perfekt zu unserem Vorschlag einer Mannheim-Karte", betont der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Eisenhauer. Der Vorschlag: ein Ticket, mit dem Fahrgäste vier Stationen zurücklegen können und dafür 1,40 Euro zahlen.

In der Innenstadt gibt es zwar das Quadrateticket, doch in den Stadtteilen muss für jede Fahrstrecke - auch wenn es nur eine Station ist - das normale Ticket für 2,60 Euro entwertet werden. Ein Kurzstreckenticket würde die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs steigern, vor allem für die Bewohner der Stadtteile, so die SPD-Fraktion in ihrem Antrag, der in der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 20. Februar, auf der Tagesordnung steht. "Kurze Strecken, kleiner Preis!" lautet der Slogan, mit dem die SPD derzeit Werbung für ihre Idee macht. "Wir haben noch nie auf eine unserer Aktionen so viel Resonanz erfahren wie auf diese", bilanziert Eisenhauer. "Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Zumal es das Kurzstreckenticket digital bereits gibt. Den "eTarif" der VRN können Smartphonebesitzer nutzen, wenn sie sich die entsprechende App herunterladen. Der Grundpreis beträgt 1,20 Euro, je zurückgelegten Kilometer Luftlinie kommen 20 Cent hinzu. Der Nutzer muss Abfahrt und Ankunft im Handy eingeben, und der entsprechende Betrag wird vom Konto abgebucht. Es müsse auch möglich sein, ein Kurzstreckenticket am Automaten zu erwerben, betont Eisenhauer. Sodass auch Menschen, die kein Smartphone besäßen, diesen Tarif nutzen könnten. Dann, so ist sich der Fraktionschef sicher, würden auch mehr Menschen Bus und Bahn fahren.

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In anderen Städten des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar, beispielsweise in Eberbach und Sinsheim, wurde bereits eine sogenannte Preisstufe 0 eingeführt, was laut Eisenhauer auch zu einer Steigerung der Fahrgastzahlen geführt habe. Das mache die Preissenkung wirtschaftlich vertretbar. "Da handelt es sich jedoch um kleinere Gemeinden, da ist man mit vier Stationen schon durch die Stadt gefahren", gibt Christian Specht (CDU), der für den öffentlichen Nahverkehr zuständige Bürgermeister, zu bedenken. In Mannheim sei es kompliziert festzulegen, wie viele Stationen das Kurzstreckenticket umfassen soll: "Es gibt Stadtteile, da reichen drei Stationen, es gibt aber auch Bezirke, da bräuchte man für den Weg zur Schule oder zum Supermarkt sechs Stationen." Zudem sei eine Umrüstung der Automaten kompliziert und kostspielig. "Momentan rechnet sich das nicht."

Specht betont zudem, dass die Nutzerzahlen des "eTarif" stark anstiegen, und zwar in allen Altersklassen: "Das sind bei weitem nicht nur junge Menschen, die älteste Nutzerin ist 82 Jahre alt." In Zeiten der Digitalisierung müsse man sich fragen, ob eine Umrüstung der Automaten überhaupt Sinn mache. Der Luftlinientarif ist für den Bürgermeister durchaus noch optimierbar - beispielsweise so, dass er nicht nur vom Smartphone aus nutzbar ist.

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