Hygiene-Skandal Uniklinik Mannheim

Für Ex-Geschäftsführer wird es unbequem

Alfred Dänzer muss mit Schadenersatzforderungen rechnen - Strafprozess soll erst 2019 beginnen

22.01.2018 UPDATE: 23.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Das Universitätsklinikum hat sich immer noch nicht ganz von der Hygieneaffäre erholt. Foto: Alfred Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben hat, ist nicht die einzige bittere Pille für Alfred Dänzer, den ehemaligen Geschäftsführer des Mannheimer Uniklinikums. Der Aufsichtsrat des Krankenhauses habe entschieden, mögliche zivilrechtliche Ansprüche zu verfolgen, und zwar unabhängig vom Abschluss eines Strafprozesses - das teilte der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz am Montag in seiner Funktion als Aufsichtsratschef gegenüber der RNZ mit.

"Die Vorbereitungen dazu laufen", ergänzte er. Es seien alle notwendigen Schritte unternommen worden, um eventuelle Schadenersatzansprüche des Klinikums gegen Dänzer geltend zu machen, so Kurz. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den früheren Krankenhauschef, gegen das Medizinproduktegesetz verstoßen zu haben.

Alfred Dänzer. Foto: Alfred Gerold

Hintergrund ist die im Herbst 2014 aufgekommene Hygieneaffäre. Dänzer soll laut Anklagebehörde schon 2007 vom Regierungspräsidium Karlsruhe über Mängel bei der Reinigung und Sterilisation von Operationsbesteck informiert worden sein. Gegenmaßnahmen habe er allerdings nicht ergriffen, weshalb "die Gesundheit einer Vielzahl von Patienten" gefährdet worden sei.

Der einstige Geschäftsführer hat sich bislang nicht zu dem Ermittlungsverfahren geäußert und will auch aktuell keine Stellungnahme abgeben. Ebenso machte die Mannheimer Stadtverwaltung keine Angaben zum strafrechtlichen Verfahren gegen ihn. Ein Sprecher des Landgerichts sagte, der Prozess vor der 5. Strafkammer könne erst im nächsten Jahr stattfinden. Der Grund: Es sind dort einige andere Verfahren anhängig, bei denen sich die Angeklagten in Untersuchungshaft befinden.

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Dänzer ist aber nicht nur die Hauptfigur in der Hygieneaffäre. Der inzwischen 69-Jährige verantwortete 2013 auch die Übernahme des defizitären wie verschuldeten Südhessischen Klinikverbunds (SHK), zu dem drei Krankenhäuser in Bensheim, Lampertheim und Lindenfels zählten. Der Deal geriet zum wirtschaftlichen Desaster, der Klinikverbund meldete Anfang 2016 Insolvenz an. Schon damals prüfte die Uniklinik Regressansprüche gegen ihren früheren Geschäftsführer. "Und das ist auch noch der aktuelle Stand", sagte der Mannheimer Krankenhaussprecher Dirk Schuhmann auf RNZ-Anfrage.

Die Uniklinik hat einen möglichen Schaden von 33 Millionen Euro beim Badischen Gemeinde-Versicherungs-Verband angemeldet. Dort war eine obligatorische Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Dänzer abgeschossen worden. Die Versicherung kommt für Schäden auf, die ein leitender Angestellter erwiesenermaßen zu verantworten hat.

Auf Schadenersatz verklagt hat die Uniklinik die kirchliche Stiftung Heilig-Geist-Hospital, von der sie die drei Krankenhäuser in Südhessen zum symbolischen Preis von einem Euro übernommen hatte. Der Streitwert: 30 Millionen Euro. Die Klinik argumentiert, dass beim Kauf nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war und nicht alle Informationen auf dem Tisch lagen.

Das Mannheimer Landgericht hat die Klage im Dezember abgewiesen, wie erst jetzt bekannt wurde. Die Uniklinik hat nun Berufung beim Oberlandesgericht Karlsruhe eingelegt.

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