Bürgerfest in der Heidelberger Bahnstadt

Applaus, Applaus (plus Fotogalerie)

OB Würzner singt beim Bürgerfest ein hymnisches Loblied auf Heidelberg – Seine Neujahrsrede kommt gut an

14.01.2018 UPDATE: 15.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

"Ich freue mich, dass ich Ihr Oberbürgermeister sein darf", sagte Eckart Würzner gut gelaunt am Ende seiner Rede im großen Festzelt. Die meisten der 350 Zuhörer hörten seine überschwänglichen Worte über Heidelberg gerne. Alle Fotos: Philipp Rothe

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Alles ist ganz großartig - und es wird noch viel besser. So sieht Eckart Würzner die Lage Heidelbergs im zwölften Jahr seiner Amtszeit. Seine Neujahrsrede beim Bürgerfest geriet dem Oberbürgermeister am gestrigen Sonntag zur überschwänglichen Laudatio auf eine Stadt, die in so ziemlich jedem Gebiet Maßstäbe setze. "Wir können uns alle glücklich schätzen, hier zu leben", fasste der 56-Jährige am Ende zusammen.

Hintergrund

rie. Vielleicht am meisten Bewunderung rief beim Bürgerfest der jüngste Schulneubau Heidelbergs hervor: die neue Grundschule im Bildungs- und Bürgerhaus B3. Dort lernen seit dem laufenden Schuljahr 140 Schüler - und das Gebäude, in dem noch das Bürgerzentrum und eine

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rie. Vielleicht am meisten Bewunderung rief beim Bürgerfest der jüngste Schulneubau Heidelbergs hervor: die neue Grundschule im Bildungs- und Bürgerhaus B3. Dort lernen seit dem laufenden Schuljahr 140 Schüler - und das Gebäude, in dem noch das Bürgerzentrum und eine Kita untergebracht sind, ist auch innen ein architektonischer Hingucker.

Viele Besucher staunten bei den ausgebuchten Führungen durch die Schule über die Raumaufteilung. "Wir haben neben jedem Klassenzimmer jeweils einen Differenzierungsraum", erklärte Lehrerin Wiebke Nass. So können Lerngruppen mit unterschiedlichem Tempo gebildet werden und Schüler auch mal eigenständig arbeiten. Schiebetüren und bewegliche Wände sorgen für viel Flexibilität. Eine Bibliothek, eine Lehrküche, eine Sporthalle und eine Mensa ergänzen das Angebot. Am meisten Begeisterung rief - vor allem bei einigen Vätern - aber der kleine Fußballplatz auf dem oberen der beiden Schulhöfe hervor.

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Würzner, sichtlich gut gelaunt und entspannt, sprach komplett frei und mit Mut zu spontanen Exkursen. Wenig verwunderlich, denn es waren seine Lieblingsthemen, die er besonders herausstellte: Bildung, Energiepolitik und natürlich die großen Stadtentwicklungsprojekte.

"Jeden fünften Euro stecken wir in die Bildung", erklärte Würzner unter dem Applaus der rund 350 Zuhörer. Heidelberg habe - von der Bertelsmannstiftung bestätigt - das beste Schulsystem Deutschlands. Hier gebe es echte Chancengerechtigkeit, was sich bei den Bildungsabschlüssen zeige: "48 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund gehen bei uns aufs Gymnasium." Wieder Applaus.

Die meisten im Zelt freuten sich über die hymnische Lobrede auf ihre Stadt. Eine Kindergärtnerin aus der Bahnstadt kommentierte noch während des Schlussapplauses nach Würzners Auftritt anerkennend: "Schlechtredner gibt es schließlich genug in dieser Stadt."

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Besonderes Augenmerk legte Würzner bei seiner Rede im Herzen der Bahnstadt natürlich auf diesen jüngsten Stadtteil Heidelbergs. "Vor zehn Jahren gab’s hier einen Obi, kleine Gewerbeansiedlungen und ein paar Gütertrassen - sonst war da nichts", so der OB. "Und heute leben hier schon 3800 Menschen und wir bieten Unternehmen tolle Perspektiven." Die Bahnstadt zeige als Stadtteil in Passivbaustandart, dass sich Städte auch ökologisch entwickeln könnten. Dass die Mieten dabei aus Sicht vieler etwas zu teuer gerieten für den Heidelberger Bedarf, erwähnte Würzner nicht.

Doch wohl nicht ganz zufällig kam der OB direkt nach der Bahnstadt auf die Entwicklung in der Südstadt zu sprechen. "Wenn neue Gebiete entwickelt werden, ist bundesweit üblich, dass höchstens 20 oder 30 Prozent bezahlbarem Wohnraum vorbehalten sind", so Würzner. In Mark Twain Village habe man mit einem einzigartigen Bündnis aus Baugenossenschaften und Banken geschafft, diesen Anteil auf 70 Prozent zu schrauben. "Das ist einen Riesenapplaus wert", animierte der Redner das Publikum, das der Aufforderung gerne nachkam.

Konferenzzentrum, Digitalisierung, Fahrradstadt: Rastlos eilte Würzner durch die Themen, die Heidelberg in den nächsten Jahren beschäftigen. Und natürlich ließ er auch den größten Brocken nicht aus: Patrick Henry Village (PHV). Dabei hat der Oberbürgermeister schon einen Zeitplan: "Nächstes Jahr wollen wir anfangen zu bauen." Durchaus ambitioniert, wenn man bedenkt, dass das Land noch wenig Anstalten macht, das Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus PHV nach Mannheim zu verlagern - und auch angesichts dessen, dass die Internationale Bauausstellung (IBA) bislang nur eine grobe Vision für die Entwicklung des Stadtteils vorgelegt hat.

Dennoch: In Heidelberg, so der Tenor von Würzners Rede, ist alles möglich. Dabei ist er sich seiner glücklichen Lage durchaus bewusst: "Wenn ich OB von Duisburg wäre, könnte ich Ihnen all’ diese Projekte nicht vorstellen." Ohne die 120.000 Arbeitsplätze in der Stadt und die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen könne sich Heidelberg das nicht leisten.

"Ich freue mich, dass ich Ihr Oberbürgermeister sein darf", schloss Würzner seine Rede - und gab dann noch einen Tipp, um den Geist des Bürgerfestes mit in den Alltag zu retten: "Schalten Sie das Handy ab und quatschen Sie einfach mal mit Ihrem Nachbarn."

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