Marguerre stiftet Millionen für den Umbau
Stifterkreis für den Umbau der Stadthalle wünscht sich ein Konzert- und Bürgerhaus - Wolfgang Marguerre trägt den Löwenanteil

Der Initiativ-und Stifterkreis für die Stadthalle traf sich im Europäischen Hof, um seine Unterstützung für die Sanierung bekunden: Vorne Jobst Wellensiek und Renate Keysser-Götze, dahinter (von links) Hans-Joachim Wessendorf, Inge Höltzcke, Wolfgang Marguerre, Thorsten Schmidt, Dietrich Götze, Caroline von Kretschmann und Manfred Lautenschläger. Foto: studio visuell
Von Ingrid Thoms-Hoffmann
In Heidelberg ist alles möglich. Da rettet die Bürgerschaft ihr Bürgertheater und jetzt macht sie sich auf, ein anderes Großprojekt zu stemmen: den Umbau der Stadthalle. Dass das Millionenprojekt verwirklicht werden kann, das ist (wieder einmal) großzügigen Stiftern zu verdanken, aber vor allem einem: dem Heidelberger Unternehmer und Mäzen Wolfgang Marguerre, der gerade angekündigt hat, den Löwenanteil der 22 Millionen Euro, die gestiftet werden sollen, zu tragen. Warum er das macht? "Ich will meiner Heimatstadt, in der ich mich und in der sich meine Familie so wohl fühlt, etwas zurückgeben. Ich will, dass Heidelbergs gute Stube wieder das wird, als was sie vor über 100 Jahren gebaut wurde, als Versammlungs- und Festgebäude für die Bürgerschaft." Marguerre sagte das vor Stiftern aus dem Umfeld des Klassik-Festivals "Heidelberger Frühling", die die Idee einer "Stadthalle für alle" unterstützen.
Wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete, fällte der Gemeinderat mit einer Dreiviertel-Mehrheit am 5. Oktober einen Grundsatzbeschluss: Das Jugendstilgebäude von 1903 soll in eine Stiftung der Stadt überführt werden, um darüber die Finanzierung des Umbaus auf der Basis einer vorgelegten Machbarkeitsstudie zu ermöglichen. Nach dieser Studie bleibt die Struktur des Saales erhalten, die Bühne wird jedoch völlig erneuert, tiefergelegt, kann aber durch Hubpodien wieder zu einer Fläche verwandelt werden. Wie in einem Amphitheater gruppieren sich die Sitze, die ebenfalls versenkbar sind, um die Bühne. Verbessert werden soll außerdem die Akustik, aber auch die Sicht. Denn von den 1250 Plätzen im großen Saal gibt es nur 725 ohne Sichtbehinderung.
Die konkrete Diskussion über den möglichen Umbau begann vor zwei Jahren, als sich abzeichnete, dass das neue Konferenzzentrum - für das mittlerweile ein Standort in der Bahnstadt gefunden wurde - gebaut werden wird. Glück und Pech zugleich. Glück, weil das historische Gebäude, das der ehemalige Oberbürgermeister Reinhold Zundel in den 70er Jahren im Rahmen der "Altstadtsanierung" abreißen lassen wollte, wieder stärker von den Heidelbergern genutzt werden könnte, und Pech, weil der Stadt mit dem Bau des Konferenzzentrums (dazu kommt noch die Großsporthalle), enge finanzielle Grenzen gesetzt sind. Sechs Millionen Euro ist sie bereit, für die Stadthalle auszugeben, viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass die Kosten, wie das Architekturbüro Waechter+Waechter errechnete, bei 28 Millionen liegen werden.
Und da kommen Wolfgang Marguerre, die weiteren Stifter und ein glückliches Zusammentreffen ins Spiel. Denn, was das Kuratorium des Musikfestivals "Heidelberger Frühling" schon seit Jahren fordert, nämlich einen Konzertsaal, der diesen Namen auch verdient, das deckt sich mit den Vorstellungen des großen Musikfreundes Marguerre: "Wir brauchen einen Saal mit einem optimalen Klang- und Seherlebnis." Für Festivalleiter Thorsten Schmidt ist das Aufeinandertreffen der "Kulturkrieger" (Zitat von Startenor Thomas Hampson) ein "absoluter Glücksfall". War er es doch, der seit vielen Jahren einen entsprechenden Saal forderte. Jetzt sind Schmidt und die Heidelberger ein ganzes Stück weitergekommen, dank großzügiger Bürger.
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Dass Marguerre, das wurde beim Treffen der Stifter und Unterstützer im "Europäischen Hof" klar, eine "Stadthalle für alle" und nicht nur ein "Konzerthaus" fördern will, wird von den Mitstreitern mitgetragen. Denn auch für sie ist es selbstverständlich, dass Vereine künftig ebenso in dem umgebauten Haus ihren Platz haben werden, wie auch das Philharmonische Orchester oder andere kulturelle Veranstalter.
In Manfred Lautenschläger hat der Stifterkreis einen leidenschaftlichen Sprecher gefunden: "Wir sind dabei, etwas zu bewegen, wir haben die Möglichkeit, unserer Stadt etwas zu geben, das Wirkung über viele Generationen hat - und das weit über Heidelberg hinaus für Furore sorgen wird."
Und das "Idealbild bürgerschaftlichen Engagements" wird auch von Inge Höltzcke, der Verlegerin der Rhein-Neckar-Zeitung, unterstützt. "Wir als Zeitung tragen das Projekt gerne mit", sagte sie und findet es "wunderbar, dass wir in dieser Stadt Menschen haben, die sich so großzügig für diese ‚Stadthalle für alle‘ einsetzen."