Heidelberg

Für den Umbau wird die Stadthalle zum Stiftungseigentum

Dreiviertel-Mehrheit im Gemeinderat stimmt für Umbau, der ohne Sponsoren nicht zu stemmen wäre.

05.10.2017 UPDATE: 06.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Der Umbau der Stadthalle zu einem Konzerthaus betrifft weniger das denkmalgeschützte Gebäude als vielmehr eine völlige Neugestaltung der Bühne und der Sitzreihen. Grafik: Waechter+Waechter

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Die Mehrheit für den Umbau der Stadthalle steht. Wie schon in der letzten Woche, bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, waren die meisten Stadträte gestern Abend bereit, die ersten Schritte zu gehen. Und die bestehen hauptsächlich darin, das Gebäude samt Grundstück in eine Stiftung zu überführen und auf der Basis der vorgelegten Machbarkeitsstudie weiterzuarbeiten. Wie berichtet, wird die Struktur des Saals nicht angetastet, allerdings wird die Bühne völlig umgebaut: Sie kommt in die Mitte, wird tiefergelegt, kann aber durch Hubpodien wieder ebenerdig ausgefahren werden. Um sie herum gruppieren sich wie in einem Amphitheater die Sitze, die ebenfalls versenkbar sind.

Die große Frage war: Machen die Stadträte dabei mit, aus dem Kongresshaus Stadthalle ein Konzerthaus zu machen? Ertragen Sie es, dass städtisches Eigentum in eine Stiftung übertragen wird? Wie sehen sie die Rolle von Sponsoren - ohne die dieses Vorhaben nicht zu stemmen wäre? Seit gestern weiß man: Es gibt eine große Koalition von begeisterten Anhängern des Umbaus - vor allem aus CDU, SPD, FDP -, prinzipielle Befürworter wie die Grünen oder die "Heidelberger", die aber viele Fragen, vor allem bei der Betreibergesellschaft, noch ungeklärt sehen, aber auch prinzipielle Gegner (Bunte Linke, Die Linke, Heidelberg Pflegen und Erhalten). Am Ende gab es eine solide Dreiviertelmehrheit (30 von 40 anwesenden Stadträten) dafür, das Projekt zu verfolgen.

"Das Eisen schmieden, solange es heiß ist"

In einer teilweise emotionalen Debatte schenkten sich die Räte nichts, vor allem warf sich die Fraktionsvorsitzende der SPD, Anke Schuster, ins Zeug: Man beschließe hier nicht das genaue Prozedere des Umbaus, sondern mache nur den ersten Schritt. Die noch offenen Fragen würden erst danach geklärt. Auch Jan Gradel (CDU) riet, "nicht mehr länger zuzuwarten", denn jetzt sei die Begeisterung der Mäzene für den Umbau - bei dem sie den Löwenanteil der Kosten von geschätzten 28 Millionen Euro tragen müssten - da. Und auch OB Eckart Würzner sagte: "Diesen Umbau können wir als Stadt nicht finanzieren. Wenn wir jetzt nicht diesen Beschluss fassen, wird das Projekt in der Schublade verschwinden." Karl Breer (FDP) packte es in die griffige Formel: "Man muss das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Sonst erlahmt das Interesse."

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Das beeindruckte die Gegner wenig: Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) sah vor allem unkalkulierbare Folgekosten auf die Stadt zukommen. Auch Hans-Martin Mumm (Grün-Alternative Liste) seufzte angesichts der vielen ungeklärten Punkte: "Da fehlt ja so viel." So richtig grundsätzlich wurde allerdings erst Wassili Lepanto (Heidelberg Pflegen und Erhalten): Der geplante Umbau greife doch in den denkmalgeschützten Gesamtbau ein und stelle "die gesamte historische Raumsituation völlig auf den Kopf". Wenn man schon einen funktionalen Konzertbau haben wolle, solle man den doch "anderswo neu bauen".

Erleichtert reagierte nach der Abstimmung der Intendant des Musikfestivals "Heidelberger Frühling", Thorsten Schmidt: "Es ist gut, dass der Gemeinderat in wesentlichen Teilen die Grundidee eines Konzert- und Festsaals ähnlich begeistert aufnimmt wie die Mäzene und die Bevölkerung." Und Mathias Schiemer vom Stadthallenbetreiber Heidelberg-Marketing sagte: "Das war die richtige Entscheidung, dass nun ein Zeichen an die Sponsoren gesetzt wurde: Wir sind bereit und wir wollen den Weg mit Euch gehen!"

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