Beate Weber-Schuerholz prägte einen neuen Politikstil
Als Beate Weber-Schuerholz 1990 zur Oberbürgermeisterin gewählt wurde, war das ein kleines kommunalpolitisches Erdbeben

Die Überraschung: Am 21. Oktober 1990 siegte Beate Weber-Schuerholz (SPD) im zweiten Wahlgang mit 55,5 Prozent über den Kandidaten des "bürgerlichen" Lagers Wolfgang Wagner (43,4 Prozent). Das Ergebnis löste Jubel bei ihren Anhängern auf dem Marktplatz aus. Foto: Welker
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Wenn es eine Person in Heidelberg gab, die für "Frauen in der Politik" stand, dann war es Beate Weber, die seit ihrer zweiten Heirat 2012 Weber-Schuerholz heißt. Natürlich denken die meisten Heidelberger an ihre Zeit als Oberbürgermeisterin, aber immerhin war die Sozialdemokratin auch elf Jahre, von 1979 bis 1990, Europaabgeordnete. Und, nicht zu vergessen: Sie war auch zehn Jahre lang, bis 1985, Stadträtin. Als Weber-Schuerholz’ kommunalpolitische Karriere 1975 begann, lag der Frauenanteil im Gemeinderat bei 25 Prozent (zehn von 40 Stadträten), heute liegt er kaum höher - bei 31 Prozent (15 von 48 Stadträten).
Als die Sozialdemokratin am 21. Oktober 1990 zur ersten Heidelberger Oberbürgermeisterin gewählt wurde, war das ein kleines kommunalpolitisches Erdbeben: Denn die damals 46-Jährige war zwar nicht das erste weibliche Stadtoberhaupt Deutschlands, aber immerhin das einer baden-württembergischen Großstadt. Ihre Wahl markiert auch den Bruch mit dem bisherigen Politikstil: Aus "männlich-dominant" wurde "weiblich-beteiligend", zum ersten Mal wurden die Bürger im großen Stil aufgefordert, das Schicksal der Stadt mitzugestalten. Einmal abgesehen davon, dass sie sich eines Themas annahm, das sie selbst als Mutter nur zu gut kannte: den Ausbau der Ganztagesbetreuung, damit Frauen arbeiten können. Auch deswegen wurde sie 1996 vom ZDF-Magazin "Mona Lisa" zur Frau des Jahres gewählt.
Über die Bilanz ihrer Amtszeit wird es immer Diskussionen geben, über verpasste Chancen und stets zu wenig Geld zum Investieren - allerdings machte es ihr der Gemeinderat nicht immer einfach; ihren letzten OB-Wahlkampf 1998 hat sie wegen der ungewöhnlichen Härte in unguter Erinnerung, wie sie einmal der RNZ verriet. Heute verbinden mit ihrer Person zumindest die Kirchheimer den Bau der Straßenbahn und der Rest der Stadt ihre Bemühungen für den Umweltschutz im Generellen und die Einführung der Bürgerämter im Speziellen.
Elf Jahre nach ihrem freiwilligen Dienstende - sie kandidierte nach zwei Amtszeiten nicht mehr - ist die 73-Jährige heute mit sich im Reinen. Mit ihrem Mann, dem Umweltexperten Goetz Schuerholz, verbringt sie einen Gutteil der Zeit in Kanada. Seit Mai 2012 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt, die vierte nach Anna Blum, Maria von Graimberg und Hilde Domin.