Gedenken an Theaterstraßen-Unfall in Heidelberg
Nun erinnert eine Plakette an den Neunjährigen, der in der Theaterstraße tödlich verunglückte

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Mehr als anderthalb Jahre sind inzwischen vergangen, doch Kirsten Bews schaut auf dem Weg zur Arbeit immer noch täglich in der Theaterstraße vorbei. Sie kommt bewusst an die Stelle, wo alles passiert ist: Wo ihr neunjähriger Sohn Ben am 15. Januar 2016 von einem Lieferwagen erfasst wurde und seinen schweren Kopfverletzungen erlag.

"Möge die Macht mit Dir sein!", steht auf Bens Gedenktafel.
Seit gestern erinnert nun eine Gedenkplakette, die gegenüber der Friedrich-Ebert-Grundschule an der Mauer des Anna-Blum-Spielplatzes angebracht wurde, an den lebenslustigen Jungen. Während einer bewegenden und tränenreichen Gedenkstunde wurde sie von Oberbürgermeister Eckart Würzner enthüllt. Direkt an der Stelle, wo der schreckliche Unfall geschah, wurde zudem ein kleiner Stern in den Straßenasphalt eingelassen.
Viele sind gekommen. Bens Freunde, die miterleben mussten, wie ihr Kamerad mitten in einer Schneeballschlacht aus der Hofeinfahrt gegenüber der Schule gerannt kam und der Fahrer des Lieferwagens nicht mehr bremsen konnte. Aber auch zahlreiche Eltern, Vertreter von Stadt, Schule und Polizei. Immer noch sichtlich betroffen von dem Unfall sagte Würzner zu den Eltern und Bens großer Schwester: "Wir können Ihren Schmerz nicht bemessen, nur erahnen."
Hintergrund
Der tödliche Unfall in der Theaterstraße bewegte die Heidelberger und setzte eine lebhafte Debatte um die Verkehrssicherheit von Kindern in Gang. Denn Monate bevor der Junge in der Spielstraße überfahren wurde, hatten die Eltern der Ebert-Grundschüler bereits
Der tödliche Unfall in der Theaterstraße bewegte die Heidelberger und setzte eine lebhafte Debatte um die Verkehrssicherheit von Kindern in Gang. Denn Monate bevor der Junge in der Spielstraße überfahren wurde, hatten die Eltern der Ebert-Grundschüler bereits den Wegfall von Parkplätzen und weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen gefordert - direkt nachdem auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Anna-Blum-Spielplatz eröffnet worden war.
Einiges wurde seit dem Unfall in Gang gesetzt: In der Theaterstraße fielen Parkplätze weg. Es wurden Bodenschwellen installiert und Piktogramme auf der Fahrbahn warnen die Autofahrer vor spielenden Kindern. Zudem hat der Gemeinderat für das gesamte Stadtgebiet ein Sicherheitsaudit in Auftrag gegeben. Die Gutachter schauen sich zusammen mit Eltern und anderen Betroffenen gezielt die Bereiche rund um Schulen, Kindergärten und Seniorenzentren an und schlagen Sicherheitsmaßnahmen vor. Diese werden nach und nach umgesetzt. Zudem erarbeit ein Arbeitskreis derzeit ein Verkehrsberuhigungskonzept für die Heidelberger Altstadt. hob
Mitten in der Freude, beim Spielen und Toben sei Ben aus dem Leben gerissen worden - und das in einer Spielstraße, nur ein paar Meter von seiner Schule entfernt. Würzner: "Das hat uns bewusst gemacht, dass wir noch mehr für die Verkehrssicherheit von Kindern tun müssen." Seinen "allergrößten Respekt" sprach der OB daher auch Peter Bews aus, der sich seit dem tödlichen Unfall seines Sohnes für die Sicherheit auf Heidelbergs Straßen engagiert. "Un᠆ser Andenken an Ben wird immer bleiben", so Würzner: "Mit dem Stern haben wir dafür ein Zeichen gesetzt."
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Peter Bews bedankte sich dafür, was in der Altstadt bisher alles für die Verkehrssicherheit von Kindern getan wurde. Zugleich hoffte er, dass der politische Wille, die Gelder und der Mut erhalten bleiben, um auch unliebsame Entscheidungen gegen den Willen von Autofahrern durchzusetzen. Statt des Wortes "Parkdruck", den das Verkehrsmanagement gerne bemühe, wenn es um den möglichen Wegfall von Autostellplätzen geht, würde er es lieber hören, dass man künftig vom "Sicherheitsdruck" spricht. "Kinder können Schutzengel haben", sagte Bews: "Aber wir müssen zu ihrer Sicherheit beitragen. Dann war Bens Tod vielleicht nicht umsonst."
"Wir haben Ben in unsere Herzen geschlossen", sagte Stefanie Wall, Schulleiterin der Friedrich-Ebert-Grundschule. Sie erinnerte an den fröhlichen, ideenreichen, kreativen und präsenten Ben. Der Stern vor der Schule solle nicht nur ein Mahnmal sein, sondern den Jungen ins Gedächtnis rufen, wie er war. So könne man hier auch mit einem lachenden Herzen vorbeigehen.
Ben liebte Musik und so spielten Lehrerinnen der Ebert-Schule mit ihren Flöten einen alten irischen Segen. Der kleine Stern in der Theaterstraße gebiete allen innezuhalten, auch denjenigen, die den Jungen nicht gekannt haben", betonte Pfarrerin Sigrid Zweygart-Pérez. In Gedenken an den leidenschaftlichen "Star Wars"-Fan und den Jungen, der sich leidenschaftlich für Kinderrechte einsetzte, wünschte sie sich: "Möge eine gute Macht mit ihm sein."