Das war Williams und Kates Besuch in Heidelberg (plus Video und Fotogalerien)
Wissenschaft, Romantik und Sport auf dem Neckar: Die Stationen der Stippvisite im Minutenprotokoll - Das Prinzenpaar nahm sich viel Zeit für persönliche Begegnungen

Für ein Foto vor der bekannten "Heidelberg-Kulisse" geht es auf die Alte Brücke: Begleitet werden William und Kate dabei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (r.) und von Oberbürgermeister Eckart Würzner (l.), der dem Herzogspaar einige Details zum gegenüberliegenden Neckarufer erklärt. Foto: Timo Teufert
Alle Augen auf Heidelberg: Gestern stand die Stadt im Scheinwerferlicht, Hunderte Journalisten aus ganz Europa waren da. Denn Prinz William und Herzogin Kate widmeten drei Stunden ihres Deutschlandbesuchs der Stadt am Neckar. Die Redakteure und Reporter der Stadtredaktion waren bei allen Stationen dabei.
Krebsforschungszentrum, 12.40 Uhr: Empfang im Regen
Die britische, deutsche und die europäische Fahne flattern im Wind: Gut zwei Stunden, bevor Kate und William am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erwartet werden, ist viel los: Wissenschaftler, Ärzte und Mitarbeiter in weißen Kitteln, aber auch weit angereiste Royal-Fans haben es sich an den rot-weißen Absperrbändern gemütlich gemacht. Die Stimmung ist gut. "Wir üben schon seit 14 Tagen den Hofknicks", scherzt Claudia Müller, die sich mit acht Kollegen aus der Labor-Spülküche Plätze in der ersten Reihe gesichert hat. Dort ist man William und Kate ganz nah: Sie werden auf dem roten Teppich - nur wenige Meter von den Zuschauern entfernt - vom Vorstand des DKFZ sowie von Ministerpräsident Winfried Kretschmann samt Ehefrau Gerlinde in Empfang genommen.
Der Landesvater trifft gut 20 Minuten vor dem royalen Ehepaar ein, Gerlinde Kretschmann im grell-pinken Spitzenkleid. Die beiden schützen sich zunächst im DKFZ vor dem Regenschauer, als sie wieder hinaustreten, ist es soweit: William und Kate steigen aus der schwarzen Limousine. Die Zuschauer applaudieren und schwenken ihre Fähnchen. Das Herzogspaar betritt zum ersten Mal Heidelberger Boden. Die beiden plaudern mit dem Ministerpräsidenten und den DKFZ-Vorständen Josef Puchta und Michael Baumann. Als sich das Begrüßungskomitee für den Regenschauer entschuldigt, sagt Kate: "Oh, it’s fine, we’re used to that." (Das ist in Ordnung, das sind wir gewöhnt.) Nach etwa drei Minuten ist der öffentliche Auftritt auch schon wieder vorbei. Das Herzogspaar verschwindet mit Entourage im Gebäude - wo Kate und William sich in den Labors an die Mikroskope setzen.
Marktplatz, 13.20 Uhr: "Ich habe Sie überall gesucht!"
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Die königliche Autokolonne fährt vor, das Publikum jubelt. Als das Paar aussteigt, winken sie auch den Zaungästen zu - die am Marktplatz aber nur wenig mitbekommen. Ganz anders die rund 300 Ehrengäste: Hände schütteln, plaudern - ist alles kein Problem. Selbst mancher Bürgermeister macht Selfies. William und Kate sind bei ihrem Rundgang über den Deutsch-Britischen Freundschaftsmarkt so richtig gut gelaunt. Beim Brezeln-"Werfen" stellt Kate sich deutlich besser an - und lacht ihren Gatten aus. "Bitte, achten Sie auf Ihre Krawatte", gibt Oberbürgermeister Würzner dem Herzog noch schnell einen Tipp.
Während Kate viel lacht und nachfragt, ist William etwas schüchterner. Richtig aus sich raus geht er aber, als er Ilona Appel erblickt: "Ich habe Sie überall gesucht", ruft er freudig, als er die Stadtteilvereinsvorsitzende Neuenheims erblickt. Appels Sohn Tobias arbeitet mit William bei der "East Anglian Air Ambulance" - der Herzog als Hubschrauberpilot, Tobias Appel als Notarzt. Und William wusste von Tobias, dass er in Heidelberg seine Mutter treffen würde. "Sie sehen Ihrem Sohn so ähnlich", sagt William, "und er ist übrigens ein sehr guter Arzt." Appel hat sogar noch ein Geschenk von Tobias für William: eine Schneekugel mit Heidelberger Schloss drin. Der Prinz lacht. "Das ist ein Insider-Gag, den ich auch nicht verstehe", sagt Appel. "Aber ich denke, William hat’s kapiert.
Dann zieht sich das Prinzenpaar ins Rathaus zurück - zum Umziehen. Auf dem Marktplatz sind alle erschöpft. Im royalen Pulk rumlaufen und den strengen Sicherheitsleuten entwischen - sehr anstrengend.
Auf zum Neckar, 14.30 Uhr: Blumen für Kate
Die Dudelsäcke spielen. Die Zaungäste auf dem Fischmarkt werden unruhig. Dass man hier, am Eingang zur Steingasse, die Royals sehen kann, war ein Geheimtipp - der sich herumgesprochen hat. Gegen 12 Uhr waren gerade mal 50 Neugierige da. Jetzt sind es über 300. Die Stadt hat Union Jack-Fähnchen verteilt - die werden jetzt geschwungen. Kate und William biegen um die Ecke. Eine Zuschauerin überreicht der Herzogin Blumen - die Kate dann glücklich bis zur Alten Brücke trägt. "Oh, sieht die gut aus", ruft eine Studentin. Aber mehr als einen kurzen Blick auf die winkenden Royals gibt es nicht: 20 Sekunden, für die manche über drei Stunden gewartet haben. Dann rennen alle durch die Haspelgasse ans Neckarufer, um den Ruderboot-Start mitzuerleben.
Alte Brücke, 14.40 Uhr: Posieren vor der Stadtansicht
Als William und Kate in die Steingasse biegen, brandet Jubel auf. Und wie leger sie jetzt sind: Er trägt ein blaues Hemd, dunkle Hose und Turnschuhe, sie ein gestreiftes Shirt, dunkle Hose, weiße Schuhe. Gemütlich schlendert das Paar zusammen mit Würzner und Kretschmann in Richtung Alte Brücke. Als die vier durch das Brückentor gehen, zeigt der OB auf das gegenüberliegende Neckarufer und erklärt, welche Persönlichkeiten dort früher lebten, Kretschmann plaudert mit Kate. Von der Brücke winkt William den Zuschauern, die auf der B 37 am Tränktor stehen. Für ein Bild mit Schloss gehen Kretschmann und Würzner zur Seite. Die Agenturfotografen haben den - vergleichsweise unbekannten - Oberbürgermeister sowieso ungern auf dem Foto. William zeigt Kate, wo sie stehen müssen - ein Kreuz auf dem Pflaster markiert die perfekte Fotoposition. Dann geht’s runter zu den Booten.
Einstieg in die Boote, 14.50 Uhr: Nein, das ist kein Missverständnis
Für Ruderer Alexander Archner ist die Situation noch ein wenig surreal: "Als wir die erste E-Mail mit den Infos bekommen haben, dachte ich noch, das wäre ein großes Missverständnis", sagt der 23-jährige Student. Schließlich sitzt er gleich mit Prinz William im Boot. Während die begleitende Delegation auf das bereitstehende Polizeiboot steigt, gehen Kate und William zum Schiffsanleger an der Alten Brücke. Dort warten die Boote vom Heidelberger Ruderklub (HRK) und von der Rudergesellschaft Heidelberg (RGH) auf die Royals. Nach einer kurzen Einweisung steigt zuerst William ins Boot des HRK, danach Kate in das der RGH. Keiner stürzt in den Neckar, die Delegation atmet auf.
In der Flussmitte bringen sich die beiden Achter in Position, am Ufer kommentiert ZDF-Sportreporter Norbert König, per Megafon wird der Countdown eingeleitet. William hat den besseren Start, gleich zu Beginn liegt er in Führung - obwohl er eine kleine Schlangenlinie fährt. Die Zuschauer an der Alten Brücke verlassen schlagartig ihre Plätze und strömen in Richtung Bismarckplatz.
Ruder-Wettkampf, 15.02 Uhr: Die Sonne scheint fürs Prinzenpaar
Die Sprengstoffspürhunde sind schon erschöpft: "Jason will nicht mehr", erzählt Polizist Dirk Schnellinger. Zumal er von Schäferhunddame Mucki ziemlich abgelenkt wurde. Die machte schließlich den Job - und durchsuchte die Taschen der Journalisten. Vom Ponton des Bootsverleihs Simon an der Uferstraße gibt es einen guten Blick auf das royale Ehepaar beim Rudern. Bootsverleih-Besitzer Georg Tsochantaridis ist mit Sohn Julius und Ehefrau Karina dabei. Der Grieche ist fröhlich: "Das ist doch schön." An der Neckarwiese und auch an den Ufern auf der Altstadt-Seite haben sich gegen 14.30 Uhr Menschentrauben gebildet. Darunter ist auch Studentin Victoria - bestens ausgerüstet mit Flagge, Fähnchen und Union-Jack-Regenschirm: "Das ist doch eine tolle Möglichkeit, das einmal im Leben zu erleben. Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen."
Als die beiden Boote an der Alten Brücke ablegen, macht sich am Neckarufer Hysterie breit: "Es geht los", rufen die Leute rundherum. William und Kate sitzen am Steuer, ihre Aufgabe ist es, Kommandos zu geben und die Boote durch den richtigen Brückenabschnitt zu führen. Jetzt, da die beiden auf dem Neckar sind, strahlt wieder die Sonne. Und auch William und Kate macht das Rennen sichtlich Spaß.
Zieleinlauf und Siegerehrung, 15.10 Uhr: Williams Achter gewinnt
Die beiden fahren unter der Theodor-Heuss-Brücke durch und ins Ziel - Williams Boot hat knapp die Nase vorn. Dafür legen die Ruderer mit Kate als Steuerfrau zuerst an, die Menge jubelt. Die Royals betreten zusammen mit Würzner und den Ruderern die kleine Bühne zur Siegerehrung. "Das war ein ganz außergewöhnliches Rennen", strahlt der OB - und betont, dass alle dieselbe Medaille bekommen. Dann werden die Auszeichnungen verteilt, erst an Kates Boot, dann an die Besatzung des William-Achters. Auf der Pressetribüne rattern die Foto-Kameras. Dann hat der Herzog von Cambridge noch eine ganz besonders ehrenvolle Aufgabe: den Fassbieranstich. "Das ist eine sehr alte Tradition und ganz einfach. Es kann nur ein bisschen nass werden", scherzt der OB. Aber wer mal britischer König wird, schafft auch das - nach zwei Schlägen fließt der Gerstensaft.
Das Paar flaniert noch ein wenig durch die Menge, schüttelt Hände, unterhält sich mit Jugendruderern und den Rugbyherren des HRK. Dann verlassen die beiden die Neckarwiese, laufen an einer Würstchenbude vorbei zur Uferstraße, wo ihr Autokonvoi wartet. Das war’s, bye-bye Heidelberg. Die Absperrungen werden zur Seite geräumt, alle dürfen auf die Neckarwiese.
Ruderer Alexander Archner kann es noch immer nicht fassen: "Ist das jetzt wirklich alles so passiert?", fragt er. William habe als Steuermann einen guten Job gemacht, meint Archner - "aber ich glaube, wir sind durch den falschen Brückenabschnitt gefahren." Außerdem sei William wohl ein bisschen eingeschnappt gewesen, dass alle die gleiche Medaille bekommen haben. "Als wir eingestiegen sind, hat er gesagt, dass wir das jetzt schon gewinnen müssen."
Info: Weitere Berichte gibt es unter www.rnz.de/hdroyal.