Deutsch-französische Partnerschaft am Nationalfeiertag optimistisch
Vom Schützengraben zum Whats-App mit Thonon

Im I. Weltkrieg 1914-1918 töteten sich Deutsche und Franzosen in den Schützengräben. Diese besondere Gedenkstätte am Hartmannsweiler Kopf besuchten Bürger aus Eberbach und Thonon gemeinsam hundert Jahre später im Rahmen der Partnerschaft. Foto: privat
Eberbach/Thonon-les-bains. (fhs) Die "Fett Nazionall" klingt ein bisschen wie moderne Jugendsprache. Die Aussprache des französischen Nationalfeiertags "fête nationale 14. juillet" passt aber wirklich zu dem Eindruck, den man in Eberbach von der deutsch-französischen Partnerschaft mit Thonon-les-Bains erhält: nach Höhen und Tiefen zeigt sich diese Verbindung als sehr lebendig und - was die Jugend betrifft - auf der Höhe der Zeit.
"Das ist unglaublich: unsere Schüler haben sofort eine WhatsApp-Gruppe gegründet und Skypen ist normal," berichtet Französischlehrerin Christine Kley-Guermeur vom Schüleraustausch zwischen dem Hohenstaufen-Gymnasium und Klassen zweier Schulen aus Thonon, dem Lycée de la Versoire und dem Collège champagne. Rund 40 Mitglieder aus den Klassenstufen Acht bis Zehn waren zuletzt zu Gast in Eberbach.
Es zeigte sich zwar, dass die Deutschen im Französischen etwas weiter waren als umgekehrt, aber die Verständigung klappte angesichts der E-Hilfsmittel ebenso wie bei den Kontakten der Sportjugend 2016. Letztere werden wechselseitig alle zwei Jahre mal in Eberbach und mal in Thonon angeboten. Schulen und Sport sind nur zwei Aspekte der Städtepartnerschaft, die von der Thonon-Komission und den Freunden Thonons in Eberbach sowie den Amis d’Eberbach in Thonon begleitet werden.
"Das geht bereits weit über die Freunde Thonons hinaus", erklärt deren Vorsitzender Helmut Schultz. "Der Kontakt läuft längst direkt über Vereine, Privatpersonen, aber dann übers Hauptamt und auch mal über uns. Das ist nicht institutionalisiert, das ergibt sich." Zwar gab es Hänger, etwa weil für die Franzosen die Teilnahme am Frühlingsfest ebenso aufwändig wurde wie etwas später der jährliche Aufbau eines Eberbach-Zeltes beim Herbstfest "Foire de Crete" in Thonon.
Dies wird 2017 das dritte Mal nicht der Fall sein. Die Freunde Thonons reisen lediglich als Besucher an den Genfer See, "aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es zwischen Thonon und Eberbach neue Ansätze gibt, auch wieder die formellen Begegnungen mehr zu unterstützen" formuliert Schultz vorsichtig. Es sei aber noch zu früh, sich "mehr über dieses zarte Pflänzchen zu äußern."
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Mehr sagen lasse sich hingegen über das wieder gestiegene Ansehen der deutschen Sprache in Frankreich. Präsident Emmanuel Macron beabsichtige, die Schulreform von 2016 zu kassieren, in deren Folge u.a. auch Deutsch im Zweisprachenunterricht ab der sechsten Klasse als elitär und zudem als schwer zu lernen angesehen wurde und immer weniger gewählt wurde.
In Thonon waren die Auswirkungen zwar nicht so ausgeprägt wie andernorts in Frankreich, weil in der Nähe zur Schweiz viele Schüler in Thonon nach wie vor Deutsch als Fremdsprache wählten, um Arbeitsmarktchancen in ihrer direkten Nachbarschaft nutzen zu können. Thononfreunde-Vorsitzender Schultz sagt, dass man in Veröffentlichungen jetzt Optimismus herauslesen könne, dass sich Frankreich anschicke, die europäische Zusammenarbeit durch verstärktes Zusammengehen von Frankreich und Deutschland wieder voran zu bringen.
Wie schnell sich dies auch auf das Verhältnis Eberbach und Thonon auswirke, vermag Schultz nicht zu sagen. "Wir müssen erst mal bescheiden sein. Ich bin ja schon froh, dass wir eine lebendige Partnerschaft haben zwischen beiden Städten und ihren Vereinen. Das ist nicht überall so. Wenn wir das weiter beibehalten, haben wir zumindest den Sockel für Weiterführendes, wie etwa Anfragen von Praktikanten nach Plätzen in Firmen im Nachbarland."
Eberbacher können also heute mit Thonon Frankreichs fête nationale mitfeiern? Schultz: "Die Franzosen haben ein sehr ungebrochenes Verhältnis zur Nation. Sie respektieren aber auch unseren Ansatz, bei dem das Inhaltliche mehr im Vordergrund steht als der Blick auf die Nation."



