Eine Freundschaft, die zum Selbstläufer wird

Eberbach. Die Verschwisterung zwischen Eberbach und Thonon ist eine einzige Erfolgsgeschichte. "Mehr geht eigentlich nicht", sagt Christine Kley-Guermeur, Vorsitzende des Partnerschaftskomitées

22.01.2013 UPDATE: 22.01.2013 07:43 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
50 Jahre Städtepartnerschaft wurden 2011 am Genfer See mit Begeisterung gefeiert. 1961 gegründet, ist diese Jumelage schon ein Jahr älter als der deutsch-französische Freundschaftsvertrag. Archivfoto: Deschner
Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Die Offiziellen an Neckar und Genfer See nennen sie heute gern "Partnerschaft der Herzen", wenn sie die Beziehung zwischen den Schwesterstädten Eberbach und Thonon-les-Bains beschreiben. Und das scheint noch nicht mal übertrieben. Für Christine Kley-Guermeur hat sich die Partnerschaft längst in echte Freundschaft gewandelt: eine über Jahre und auf allen Ebenen gewachsene, Verwaltung, Schulen, Vereine, Gesellschaft gleichermaßen umfassende und durchdringende Freundschaft, belastbar "in guten wie in schlechten Zeiten".

Kley-Guermeur ist gebürtige Französin, unterrichtet Französisch am Hohenstaufen-Gymnasium und ist nicht nur als Vorsitzende des städtischen Thonon-Komitees eine Stütze des deutsch-französischen Austauschs. Sie ist selbst mit ganzem Herzen dabei. Erst am Sonntag kehrte sie mit einer dreißigköpfigen Eberbacher Delegation vom Genfer See zurück, wo 50 Jahre Freundschaftsvertrag gemeinsam gefeiert wurden. Und sie durfte dabei wieder hautnah erleben, "dass die Freundschaft zwischen den Menschen echt ist und noch intensiviert wurde".

Obwohl sich Kley im Grunde genommen überhaupt nicht vorstellen kann, wo es zwischen Eberbach und Thonon noch Raum zur Förderung der Beziehungen geben sollte: "Was willst du mehr machen? Die Qualität ist so hoch, man braucht keine Extras, man freut sich aufeinander". Und man nimmt persönlich Anteil aneinander, wie dieser Tage erst die Teilnahme Thononer Trauergäste spüren ließ, die zur Beisetzung der Eberbacher Mordopfer angereist waren.

Es ist nicht so, dass die Geburtsstunde dieser Jumelage mit dem vor 50 Jahren zwischen den Nationen geschlossenen Elyséevertrag zusammenfiele. Sie ist sogar noch ein Jahr älter: 50. Jubiläum wurde bereits 2011 in großem Stil gefeiert. Überhaupt spielt dieses Vertragswerk von 1962 in der Wahrnehmung der Eberbacher Städtepartnerschaft gerade bei jungen Leuten eine untergeordnete Rolle.

"Für sie ist die Freundschaft beider Länder doch gelebte Praxis", weiß Kley. Dennoch wird der Kontrakt sowohl im Geschichts- wie im Französisch-Unterricht am HSG durchaus gewürdigt: als ein Meilenstein in einer langen und wechselhaften Beziehung beider Nachbarländer.

Mit Blick auf die großen Kriege des vorigen Jahrhunderts "wird doch fast immer von Feindschaft, von Erbfeindschaft gesprochen, und die Gemeinsamkeiten werden vernachlässigt", weiß die Lehrerin. Dabei haben sich die Nachbarn kulturell über viele Jahrhunderte gegenseitig befruchtet. Auch darum geht es im Unterricht.

Allerdings "sind wir", so die Endfünfzigerin, "die erste Generation, die ohne Krieg zwischen beiden Völkern leben". Für Schüler sei dies erfahrungsgemäß "unvorstellbar". Die uneingeschränkten Reisemöglichkeiten ohne Grenzkontrollen und Geldwechsel ließen Deutsche und Franzosen längst eng zusammenrücken, zumal ja das Nachbarland hier praktisch vor der Haustür liegt. Und in der Schule, namentlich am HSG, hat der intensive Austausch mit der Partnerstadt Tradition. Mit zwei Schulen, Lycée de la Versoie und Collège Champagne, pflegt das Gymnasium sehr lebendige Beziehungen mit regem Schüleraustausch.

Aber wie sieht die Zukunft aus? Wie geht es weiter mit dieser Jumelage, wenn Eberbachs Jugend die Schule erst hinter sich hat? Wie lassen sich die persönlichen Beziehungen zwischen jungen Eberbachern und Thononern am Leben erhalten? Christine Kley-Guermeur ist da guter Dinge: "Ich denke, die werden zum Selbstläufer, da wird es Freundschaftstreffen über die Grenzen hinweg geben, vielleicht in Paris oder anderswo".

Die Motivation, Französisch zu sprechen, sei heute ohnehin stärker ausgeprägt: "Die Sprache ist in fast allen Studiengängen wichtig, Deutschland und Frankreich sind füreinander die wichtigsten Handelspartner, man braucht sie, und Englisch wird sowieso schon als selbstverständlich vorausgesetzt".

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