Bäko stoppt Millionen-Investition
Das Unternehmen ist besorgt wegen des Bebauungsplans "Wingertsäcker-Wiese" – Vorstand Jung: "Gehen notfalls bis zur letzten Instanz"

Auf der Wiese gegenüber der Bäko sollen 24 Einzelhäuser entstehen. Der Knackpunkt ist der Lärmschutz. Vorstand Reiner Jung fordert den Gemeinderat auf, Interessenten an einem Bauplatz "reinen Wein" einzuschenken, was die Lärmbelastung betrifft. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Noch ist die Wiese gegenüber der Bäko in Neckarhausen ein Minenfeld zahlloser tierischer Hinterlassenschaften. Doch hier soll nach dem Willen des Gemeinderats baldmöglichst Wohnraum entstehen: Im Januar stimmten Bürgermeister Simon Michler und die Fraktionen von CDU und SPD für eine von zwei Ideen des Planers Peter Fischer, auf dem Areal 24 jeweils 5,50 Meter breite und zwölf Meter tiefe Reihenhäuser mit einer Wohnfläche von 130 Quadratmetern in weitgehend geschlossener Bauweise als Lärmschutz zur Straße hin zu errichten.
Die Unabhängige Bürgerliste aus FDP und Freien Wählern (UBL) stimmte gemeinsam mit der Offenen Grünen Liste für sogenannte "Laubenganghäuser", weil diese ihrer Ansicht nach ein flexibleres (Miet-)Wohnen in mehreren kleineren und mittleren Einheiten ermöglichen könnten. Gerade für Senioren, die ihre Häuser verlassen wollten, seien diese Laubenganghäuser interessant, argumentierten die Räte.
Der Lärmschutz ist ein Knackpunkt des Baugebiets in den Wingertsäckern. Schon 1994 - aus dieser Zeit stammt der ursprüngliche Aufstellungsbeschluss - gaben Bürger Anregungen zum Lärmschutz ab, die nun auch bei der wieder aufgegriffenen Bearbeitung berücksichtigt werden.
Bei der benachbarten Bäko-Südwest ist man nicht glücklich über die Neuauflage des Bebauungsplans. Das Unternehmen fürchtet, dass es sich an Lärmschutzmaßnahmen beteiligen muss. Nicht zu Unrecht offenbar, denn in der zurückliegenden Debatte über eine Bebauung des Edinger Mittelgewanns erwähnte die UBL bei einer Veranstaltung, dass Bürgermeister Michler das Thema der Bäko gegenüber zur Sprache gebracht habe.
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Daraufhin stoppte die Bäko erst einmal ihre geplante siebenstellige Investition in einen Gebäudeanbau für eine Kommissionier-Zone zur Beladung der Drei-Kammer-Fahrzeuge. "Wir lassen uns von einem Fachanwalt beraten und gehen notfalls bis zur letzten Instanz", erklärte Vorstand Reiner Jung der RNZ auf Anfrage. Sehr gerne würde das Unternehmen, das in aller Welt Zutaten fürs Backen beschafft, im logistischen Bereich "weiterkommen".
Doch die geplante Investition über zweieinhalb Millionen Euro habe man nun zunächst auf Eis gelegt, bestätigte Jung. Er hofft, dass die Bäko zusammen mit der Gemeinde eine Lösung findet. "Wir hatten hierzu letzte Woche ein erneutes Gespräch mit Bürgermeister Michler." Nun sei er gespannt, was dabei rauskomme, so Jung.
Zugleich fordert er die Lokalpolitiker auf, Interessenten an einem Bauplatz "reinen Wein" einzuschenken, was die Lärmbelastung des Gebiets betreffe. "Direkt an der Bäko vorbei wird die neue Neckarquerung verlaufen. Das muss man den Leuten auch so sagen."
Es steht durchaus zu befürchten, dass der Lärmpegel in diesem Areal steigt. Aus diesem Grunde intervenierten seinerzeit sowohl eine Bürgerinitiative als auch die Kommune selbst gegen die Trassenverlegung der neuen L 597 nebst Bau einer Neckarbrücke. Allerdings erfolglos. Ob das Land im Zuge der zweiteiligen Baumaßnahme für Lärmschutz sorgt und, falls ja, in welcher Ausführung, ist ungewiss.
Im Jahr 2008 lehnte der damalige Minister Heribert Rech (CDU) gegenüber dem Grünen-Landtagskollegen Uli Sckerl den Bau einer Schallschutzwand noch ab. Sckerl hielt dies angesichts der veränderten Planung der L 597 jedoch für ungerechtfertigt.
Eine Petition der Neckarhäuser Bürgerinitiative pro Schallschutz scheiterte ebenso. Nun steht der Bebauungsplan "Wingertsäcker-Wiese" am heutigen Mittwoch in der öffentlichen Gemeinderatssitzung erneut auf der Agenda. Diesmal geht es um die Billigung der Vorentwürfe Fischers.
Im Kontext weiterer Bebauungspläne auf der Tagesordnung hat die OGL eine schriftliche Erklärung vorgelegt: Sie fordert, besonders für "Neckarhausen-Nord", kein "Hauruck-Verfahren", sondern eine sorgfältige Überprüfung der Gelände hinsichtlich Umweltbelange. Die Fraktion sorgt sich, dass diese im von der Verwaltung vorgeschlagenen vereinfachten Verfahren zu kurz kommen könnten.
Info: Öffentliche Gemeinderatssitzung am heutigen Mittwoch, 21. Juni, um 18.30 Uhr im Bürgersaal des Edinger Rathauses.



