Plakate für Heidelberger Autofahrer

Damit sich Kinder wieder sicher fühlen

Barbara Hollborn möchte mit selbst gemalten Plakaten Autofahrer zum Umdenken bewegen - "Die Stadt tut noch zu wenig"

10.04.2017 UPDATE: 11.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Die Botschaft ist nicht zu übersehen: Im verkehrsberuhigten Bereich nicht schneller als sieben Stundenkilometer fahren! Weil die Weststädterin Barbara Hollborn Angst um ihre Tochter hat, da durch die schmalen Straßen immer wieder Autos rasen, bemalten sie gemeinsam Plakate. Die sollen Autofahrer zum Umdenken bewegen. Fotos: Welker

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Mehr als ein Jahr ist es her, seit der neunjährige Ben in der Theaterstraße von einem Lieferwagen überrollt wurde. Zu einem Umdenken bei den vielen Autofahrern, die tagsüber durch Altstadt und Weststadt fahren, scheint der tragische Vorfall nicht geführt zu haben. Im Gegenteil: "Permanent rasen hier Fahrzeuge durch die schmalen Straßen. Dabei befinden wir uns in einem verkehrsberuhigten Bereich", sagt die Weststädterin Barbara Hollborn. Jeden Morgen begleite sie ihre Tochter Helena von der Wohnung in der Blumenstraße in die nahe gelegene Pestalozzischule. "Und das nicht, weil ich eine Helikopter-Mutter bin, sondern weil ich Angst um das Wohl meines Kindes habe."

Damit sich das ändert, ergriff Hollborn jetzt selbst die Initiative: In den vergangenen Wochen bemalte die ehemalige Kunststudentin insgesamt 50 Plakate mit verschiedenen Motiven. Die nicht zu übersehende Botschaft: Hier herrscht Schritttempo! "Ich wusste, ich muss etwas unternehmen. Da habe ich mir gedacht: Warum nicht etwas machen, was ich kann?", sagt sie. Zwar habe sie die Aktion die eine oder andere Nacht gekostet. Aufgeben wollte sie aber dennoch nicht: "Ich möchte erreichen, dass sich unsere Kinder wieder sicher fühlen können."

Um größtmögliche Wirkung zu erzielen, veräußerte die Hobby-Künstlerin ihre Werke nach der Fertigstellung an Gleichgesinnte, Freunde und Bekannte. Die waren durch den Kauf indirekt dazu aufgefordert, die Plakate gut sichtbar in den verkehrsberuhigten Bereichen von Alt- und Weststadt aufzuhängen. Ein Vorgehen, das auch Peter Bews, der Vater des tödlich verunglückten Ben, begrüßt: "Die Stadt tut mir persönlich noch immer zu wenig für den Schutz der Kinder. Daher ist es notwendig, dass wir uns weiter dafür einsetzen - wenn es sein muss, auch gegen den Willen der Verwaltung." Schließlich gelinge es der Stadt nur selten, Raser zur Verantwortung zu ziehen.

Eine Tatsache, die auch Esther Dreesen-Schaback beunruhigt. Gemeinsam mit Bews rief sie im vergangenen Jahr die Interessengemeinschaft "Verkehrssicherheit für Kinder" ins Leben. Darin setzen sich mehrere Eltern mittels kreativer Aktionen unter anderem dafür ein, Spielstraßen für Kinder zurückzuerobern. "Die Situation ist heute, mehr als ein Jahr nach dem Unfall, vielerorts noch immer untragbar", kritisiert Dreesen-Schaback. Dabei seien die Forderungen der Interessengemeinschaft alles andere als abwegig. "Wir wollen lediglich, dass die Verkehrsregeln vonseiten der Autofahrer endlich eingehalten werden. Das ist der Stadt bislang nicht gelungen."

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Die engagierte Mutter setzt daher auf die pädagogische Wirkung der bemalten Plakate - genauso wie Hollborn: "Viele Autofahrer wissen nicht, dass sie im verkehrsberuhigten Bereich nicht mehr als sieben Stundenkilometer fahren dürfen." Deshalb hoffe sie, dass ihre Plakate für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisierten. "Das würde nicht nur das Risiko für die Kinder minimieren, sondern auch zu einer höheren Lebensqualität innerhalb der Wohngebiete beitragen."

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