Eschelbronn: Wird das Schreiner- zum Sprudeldorf?
"Naturella" sucht am östlichen Ortsrand nach Mineralwasservorkommen - Untersuchungen dauern voraussichtlich ein ganze Jahr

Die Pumpstation in der "Bruchklinge" sorgt derzeit im Schreinerdorf für Gesprächsstoff. Foto: Wolf
Eschelbronn. (rw) Dass irgendwann einmal Mineralwasser aus Eschelbronner Grund und Boden gefördert wird und über eine Pipeline nach Waibstadt zur Firma Naturella gelangt, wo damit deren Fruchtsäfte verfeinert werden, das ist zwar noch Zukunftsmusik, lässt aber Bürger im Schreinerdorf aufhorchen. Die Vorbereitungen dazu laufen auf jeden Fall seit einigen Tagen auf einem privaten Grundstück in der Bruchklinge auf Hochtouren. Das Walldorfer Ingenieurbüro Hagellauer und Scheuerer hat dort eine Bohreinrichtung erstellt und ist mit ersten Probebohrungen in eine Tiefe von 204 Meter vorgedrungen. Seitdem sprudeln jede Sekunde vier Liter Grundwasser aus dem Boden, das als Versuchswasser umfangreichen Untersuchungen unterzogen wird und über die Kanalisation wieder abfließt.
Für dieses Verfahren liegt die Erlaubnis des Wasserrechtsamts des Rhein-Neckar-Kreises und auch das Einverständnis des Grundstückseigentümers vor. Die Gemeinde ist, abgesehen von einer Stellungnahme, an diesem Vorgang nicht direkt beteiligt und daher wurden zur Gemeinderatssitzung Daniel Spiegel von der Waibstadter Werksleitung sowie Klaus Busch und Rolf Hagellauer vom Walldorfer Ingenieurbüro eingeladen, um für Aufklärung zu sorgen.
So spricht Daniel Spiegel von einer "Neuausrichtung des Unternehmens", die die Anreicherung der Fruchtsäfte durch Mineralwasser aus der Region beinhaltet. Diese Neuausrichtung hängt auch mit dem Verkauf der Emig-Fruchtsäfte an die Bremer Firma Wesergold im Jahr 2014 zusammen. An die Qualität des Wassers als Mineralwasser sind sehr hohe Anforderungen geknüpft, und erst nach Prüfung durch verschiedene Fachbehörden erhält die Firma mit der wasserrechtlichen Genehmigung zur Entnahme des Wassers gleichzeitig strenge Auflagen, die erfüllt werden müssen, ansonsten erlischt das Wassernutzungsrecht. "Es ist auch das Bemühen, das Werk Waibstadt im Unternehmen langfristig zu stabilisieren", so Spiegel.
Diplom-Geologe Klaus Busch erklärte die technischen Abläufe und er berichtet von einer "hydrogeologischen Standortanalyse", die derzeit vorgenommen wird. Die Hydrogeologie beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen der Erschließung, der Nutzung und dem Schutz von Grundwasser. Gefahren, dass sich das Grundwasser langfristig absenkt, die umliegende Natur und Umwelt austrocknet oder dass sich Erdverschiebungen und Risse an der Oberfläche bilden, sieht er nicht. Schäden würden bei unqualifizierten Bohrungen oder bei einer problematischen Geologie auftreten, was er beides für die Eschelbronner Bohrstelle ausschließt. Er sieht ein Gleichgewicht zwischen der Entnahmemenge des Wassers und dem natürlichen Zustrom des Grundwassers gegeben.
Dass dies so ist, kontrolliert täglich Diplom-Ingenieur Alexej Philipp, indem er den Stand des Grundwasserspiegels misst, die Niederschlagsmenge aufzeichnet und andere Daten erfasst, die für die Beurteilung der Bohrstelle wichtig sind. Er entnimmt Wasserproben, die ständig ausgewertet werden. Der eigentliche Pumpvorgang als Test, so Philipp, erstreckt sich noch über ein ganzes Jahr. Erst dann kann ein Antrag auf Genehmigung der Wasserförderung gestellt werden.
"Erst dann kommt der Schritt, wo der Bauantrag auf Errichtung einer Pipeline von Eschelbronn nach Waibstadt gestellt werden kann", sagt Daniel Spiegel und sieht damit aber keine größeren Hindernisse auf sein Werk zukommen. Man habe schließlich auch eine Leitung für die Wasserversorgung vom Bodensee hierher bauen können.
Bürgermeister Marco Siesing bedankte sich für die Ausführungen, die zum Verständnis der Sachlage beitragen konnten. Einige Zweifel an der Realisierung des Projekts waren aber dennoch in der Gemeinderatsrunde und bei den Zuhörern zu erkennen.