Behörde stoppt Marriott-Erweiterung in Heidelberg vorläufig
Regierungspräsidium: Neckarpromenade greift zu stark in den Uferbereich ein - Roland Ernst muss jetzt umplanen

So sollten der Neubau und das Ufer nach den Plänen der SSV-Architekten aussehen. Doch die Promenade bereitet Probleme. Repro: RNZ
Von Holger Buchwald
Ein Jahr ist es nun her, dass der Gemeinderat nach langen und vor allem heftigen Diskussionen den Bebauungsplan für die Erweiterung des Marriott-Hotels mit knapper Mehrheit beschloss. Doch im Penta-Park in der Vangerowstraße sind immer noch keine Bagger angerückt - und das wird auch vorerst so bleiben. Denn das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) hat das Bauvorhaben vorläufig gestoppt. Die geplante Promenade, mit der Projektentwickler Roland Ernst das Neckarufer aufwerten wollte, sei mit dem Paragrafen 38 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und dem Wassergesetz Baden-Württemberg nicht vereinbar.
Konkret geht es um eine "massive Stahlträgerkonstruktion" im Uferbereich, erklärt RP-Sprecher Joachim Fischer auf RNZ-Anfrage. Innerstädtisch müsse solch ein Bauwerk fünf Meter Abstand vom Ufer halten. Fischer: "Der Gewässerrandstreifen muss frei bleiben." Mit dem Ablehnungsbescheid reagierte das Regierungspräsidium auf einen Einwand des Naturschutzbundes (Nabu). Dieser setzt sich bereits seit Jahren für den Erhalt des Penta-Parks als eine der letzten grünen Oasen in Bergheim ein.
Steht nun das ganze Projekt auf der Kippe? Daran möchte Roland Ernst nicht denken. In Absprache mit den städtischen Ämtern will er jetzt umplanen. Laut Joachim Fischer habe das RP bereits im September entsprechende Empfehlungen abgegeben: "Wir warten nun auf Rückmeldung von Seiten der Stadt." Das Erleben des Flusses sei auch möglich, wenn die Befestigung ein paar Meter zurückgesetzt werde.
"Wir gehen davon aus, dass wir eine Lösung finden werden", beruhigt Stadtsprecher Achim Fischer. Man wolle an den drei Zielen, die vom Gemeinderat beschlossen wurden, festhalten: den Erweiterungsbau des Marriott-Hotels ermöglichen, den Heidelbergern einen attraktiven Zugang zum Neckar gewähren und dabei die Belange des Naturschutzes achten. Der Gemeinderat müsste nur dann noch einmal über das Thema beraten, wenn es gravierende Änderungen am Bebauungsplan geben sollte.
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Die kommunalpolitische Diskussion wird trotzdem auf jeden Fall sehr interessant. Denn gerade die Aufwertung des Uferbereichs mit einem sieben Meter breiten Terrassendeck und einem öffentlichen Café hatte einige Stadträte doch noch von den Plänen überzeugt. Von dem 5200 Quadratmeter großen Grundstück sollen 1700 bebaut werden. Geplant ist ein 50 mal 22 Meter breites und 23 Meter hohes Gebäude mit Kupferfassade und Dachbegrünung. Marriott möchte darin ein "Residence Inn" unterbringen - eine Unterkunft für Langzeitgäste, zum Beispiel Medizintouristen oder Gastwissenschaftler. Mehr als die Hälfte des bisherigen Penta-Parks soll für die Öffentlichkeit erhalten werden. Ernst möchte die Grünfläche mit einem Spielplatz und Sitzgelegenheiten aufwerten. An diesem Versprechen will der Projektentwickler ungeachtet der Probleme mit der Neckarpromenade auch weiterhin festhalten. Eines gibt Ernst aber auch zu: Hätte er von Anfang an gewusst, welche riesigen Probleme es mit der Marriott-Erweiterung geben würde, hätte er wahrscheinlich die Finger davon gelassen.
Den Bauantrag hatte er bereits im August 2012 gestellt. Ein Rückzug oder ein Aufgeben sei nun keine Lösung mehr. Er habe bereits Hunderttausende Euro in die Planungen gesteckt. Und sein Auftraggeber habe großes Interesse an dem "Residence Inn". So etwas fehle noch auf dem Heidelberger Markt.
Bislang zahlte Ernst für das Gelände 25.000 Euro Erbpacht im Jahr an die Stadt, unter dem Penta-Park betreibt er eine Tiefgarage. Der Kauf des Geländes für 2,9 Millionen Euro ist eigentlich schon beschlossene Sache. Doch der Vertrag kann erst in Kraft treten, wenn der Bebauungsplan veröffentlicht wird.
Ob es so weit kommen wird, hängt davon ab, ob sich Ernst und die Stadtverwaltung mit dem Regierungspräsidium als oberer Wasserbehörde einigen können. Wie lange dies dauern wird, können bis dato weder der Projektentwickler noch Stadtsprecher Fischer abschätzen.



