Mitgliederversammlung des SV Waldhof Mannheim beschließt Ausgliederung in Spielbetriebs-GmbH
Der Weg wurde frei gemacht für Investor Bernd Beetz. Der Top-Unternehmer wird eine Million Euro als Stammkapital zur Verfügung stellen

Voll besetzt war der Franziskus-Saal gestern Abend, als die Blau-Schwarzen eine neue Zeitrechnung einläuteten. Foto: vaf
Von Frank Enzenauer
Mannheim. Gestern um 20.09 Uhr wurde die Zeitenwende beim SV Waldhof verkündet. "Jetzt können wir den Aufbruch endlich starten", sagte Interimspräsident Klaus-Rüdiger Geschwill, nachdem das Wahlergebnis fest stand. Es war ein überaus deutliches Votum: 241 von 261 stimmberechtigten Mitgliedern stimmten für die Ausgliederung der Regionalliga-Mannschaft in eine Spielbetriebs GmbH, zwölf waren dagegen, acht enthielten sich. Damit wurde die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit weit übertroffen.
Heiße Diskussionen bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im stickigen Franziskus-Saal am Speckweg blieben aus, nur drei Wortmeldungen gab’s nach der höflich beklatschten Rede von Geschwill. Der Unternehmer aus Graben-Neudorf benutzte ein Merkel-Wort: als "alternativlos" bezeichnete er die Ausgliederung und erinnerte an "größtes Kopfzerbrechen" bei der Sponsorensuche in den vergangenen sechs Jahren, seit er im Waldhof-Präsidium sitzt.
Ab jetzt aber können die traditionsbewussten Blauschwarzen auf eine rosigere Zukunft hoffen - der Weg wurde frei gemacht für Investor Bernd Beetz. Der Top-Unternehmer wird eine Million Euro als Stammkapital zur Verfügung stellen, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur Sicherheit verlangt. Zudem übernimmt die Spielbetriebsgesellschaft 400 000 Euro Darlehensverbindlichkeiten des Vereins. Sollte der SVW in die Zweite Liga aufsteigen - das mittelfristige Ziel - würde Beetz (65) weitere 1,5 Millionen Euro beisteuern. "Ich bin sehr froh über das starke Votum", sagte der Investor gestern Abend nach der nicht mal 90-minütigen Versammlung. "Ich bin motiviert, den Waldhof voranzubringen."
Drei Mitglieder des neuen siebenköpfigen Aufsichtsrates darf Bernd Beetz ernennen, bekannt ist bislang nur, dass sein Sohn Christian ins Kontrollgremium berufen wird. Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung Ende Oktober soll auch das neue Präsidium gewählt werden, denkbar, dass Klaus-Rüdiger Geschwill entgegen seiner ursprünglichen Absicht doch für das Führungsamt kandidiert. Zum Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH steigt Geschäftsstellenleiter Markus Kompp (33) auf. Sportdirektor in der kommenden Saison wird nach RNZ-Informationen der spielende Co-Trainer Michael Fink (34).
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Das Waldhof-Präsidium hatte im Vorfeld der Mitgliederversammlung ordentliche Arbeit geleistet und den Fan-Dachverband sowie einflussreiche Mitglieder persönlich über das Ausgliederungsverfahren informiert. So wurden Kritiker besänftigt. Zuvor hatte monatelang ein heftiger Streit um das Investoren-Modell getobt, war fast der komplette Aufsichtsrat zurückgetreten und beendete eine Sponsorengruppe ihr Engagement. Gestern jedoch Eintracht. Und zum Schluss das Vereinslied: "Haltet euren Club in Ehren".