Waldhof-Mannheim-Fans sorgen sich wegen Investor-Streit

Geschäftsführer Pfitzenmeier: Die Vereinskultur wurde mit Füßen getreten - "Jetzt haben sie endlich mal wieder Oberwasser - und prompt fangen sie an, dummes Zeug zu machen", empört sich ein treuer Fan

21.04.2016 UPDATE: 22.04.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Waldhof-Geschäftsführer und Präsidiumsgegner Stephan Pfitzenmeier: "Aufgeben oder hinschmeißen? Niemals!" Foto: vaf

Von Frank Enzenauer

Mannheim. Den Gipfelsturm und den Platz an der Sonne können Fans des SV Waldhof nicht mehr genießen, zu sehr regt der Zwist im Verein auf. "Das darf doch nicht wahr sein!", entfuhr es Stefan Schmich, Dauergast auf der Otto-Siffling-Tribüne bei Regionalliga-Heimspielen, als er gestern Morgen von den Machtkämpfen auf Führungsebene in der Zeitung las. "Jetzt haben sie endlich mal wieder Oberwasser - und prompt fangen sie an, dummes Zeug zu machen", sagte der treue Fan. Dann ein Seufzer im Gespräch mit der RNZ: "Tja, ist halt der Waldhof ..."

Eine Zerreißprobe und den Rückfall in schlimmste Chaoszeiten befürchten die Sympathisanten der Blau-Schwarzen, nachdem das Präsidium am Mittwoch auf einer denkwürdigen Pressekonferenz den Heidelberger Top-Manager Bernd Beetz als neuen Investor bekannt gab, sich aber Widersacher im Verein überrumpelt fühlten und heftige Kritik äußerten. Daraufhin reagierte gestern "mit großer Sorge" und einem Offenen Brief der Fan-Dachverband "PRO Waldhof": "Wir fordern von Präsidium und Aufsichtsrat, sich zeitnah an einen Tisch zu setzen und die offenkundigen Differenzen beizulegen. Gerne bieten wir uns hierfür als Mediator und neutrale Instanz an", heißt es in der Stellungnahme.

Den Ball nahm bereitwillig Schatzmeister Klaus-Rüdiger Geschwill auf. "Wir sind zum Konsens bereit", sagte er zur RNZ. Gleichwohl verteidigte er die Vorgehensweise des Präsidiums und die eilig einberufene Pressekonferenz, auf der der geschäftlich verreiste neue Investor nicht teilnehmen und somit auch sein Konzept nicht vorstellen konnte. "Die Zeit lief uns davon, wir standen unter hohem Druck", erklärte Geschwill.

Am 30. Juni ende die Frist, die Unterlagen zur Ausgliederung der Profiabteilung in eine Spielbetriebs-GmbH einzureichen. Beetz schuf dafür die Voraussetzungen, indem er seinem "Herzensklub" eine Million Euro darlehensfrei versprach. Als Gegenleistung soll der 65-jährige Unternehmer drei Stimmen im siebenköpfigen Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH erhalten. Zudem hatte Waldhof-Präsident Steffen Künster am Mittwoch vor Journalisten angekündigt, einen zweiten Geschäftsführer beschäftigen zu wollen - ein Affront gegen den aktuellen Geschäftsführer Stephan Pfitzenmeier, einen engen Vertrauten von Sparkassen-Chef Stefan Kleiber, des Vorsitzenden der "Mannheimer Runde", einer größeren Sponsorengruppe, die seit vergangenen Sommer viel bewegt hat beim SV Waldhof und nach RNZ-Informationen eine Ablösung des Präsidiums anstrebt.

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Auch Pfitzenmeier meldete sich einen Tag nach der Aufsehen erregenden Pressekonferenz ("Ich hatte das Gefühl, ich träume") zu Wort, mit einer schriftlichen Erklärung: "Ich bin entsetzt und enttäuscht zugleich, dass durch den Alleingang des Präsidiums innerhalb weniger Stunden die demokratische Grundstruktur sowie die vertrauensvolle neue Kultur des Vereins mit Füßen getreten wurde. Dies war in dieser Form überhaupt nicht notwendig!" Weiter meint Pfitzenmeier: "Mir ist es besonders wichtig, dass wir unserem eingeschlagenen Weg treu bleiben und das Invest auf mehrere Schultern verteilen."

Wie angesichts der völlig konträren Positionen und auch offenkundigen persönlichen Animositäten die Gräben zugeschüttet werden können, ist völlig offen. Dass eine Versöhnung zustande kommt, höchst fraglich. Investor Bernd Beetz will sich laut Vereinsangaben nach der Rückkehr von seiner Geschäftsreise in Südamerika erstmals öffentlich äußern, und die außerordentliche Mitgliederversammlung am 7. Juni wird zur Redeschlacht um Waldhofs Zukunft. Kämpferisch gab sich auf Nachfrage Stephan Pfitzenmeier: "Aufgeben oder hinschmeißen? Niemals!"

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