Waldhof-Investor Bernd Beetz: "Ich will Erlebnisse kreieren"
Der neue Geldgeber des Mannheimer Traditionsvereins stellte sich erstmals der Öffentlichkeit vor - Auch sein Sohn soll in den neuen Aufsichtsrat

"Ich bin ein absoluter Konsensfanatiker": Bernd Beetz (Mitte) will den SV Waldhof in eine rosige Zukunft führen, daneben sein Sohn Christian (2.v.l.) sowie die Präsidiumsmitglieder Alexander Rudnick (l.), Klaus-Rüdiger Geschwill (2.v.r.) und Klaus Hafner (r.). Foto: vaf
Von Frank Enzenauer
Mannheim. "Waldhof hat meine Jugend-DNA mitgeprägt." Bernd Beetz begann seine Rede mit Heimatkunde - der erfolgreiche Manager wollte erst gar nicht den Verdacht aufkommen lassen, bei seinem Engagement als Investor beim Fußball-Regionalligisten SV Waldhof handelte es sich um eine feindliche Übernahme. Also erzählte der 64-Jährige von seinen Wurzeln: Geboren in Sinsheim, "groß geworden" in Mannheim-Käfertal, Abitur am Ludwig-Frank-Gymnasium im Wohlgelegen, BWL-Studium an der Uni Mannheim, danach geschäftlich weltweit tätig, mittlerweile besonders in Nordamerika und Asien unterwegs. Und wann immer es geht, Stadionbesucher in blau-schwarzen Fanklamotten, wie zuletzt beim Aufstiegsrückspiel gegen die Sportfreunde von Lotte, als über 22 000 Zuschauer im Carl-Benz-Stadion den SV Waldhof - vergebens - in die Dritte Liga brüllen wollten und eine grandiose Stimmung entfacht hatten.
"Ich will solche Erlebnisse wie gegen Lotte auf eine permanente Basis stellen", erklärte Beetz am Montagvormittag im Gasthaus MaRuBa, wo er sich erstmals der Öffentlichkeit vorstellte, nachdem das SVW-Präsidium am 20. April auf einer denkwürdigen, vereinsinternen Zank offenbarenden Pressekonferenz die Personalie Beetz bekannt gegeben hatte.
Seine Motivation, als Investor einsteigen zu wollen? "Ich habe nicht ans Geldverdienen gedacht", sagte Bernd Beetz mit englischer Klangfärbung in der Stimme. "Ich will Erlebnisse kreieren." Und weiter: "Ich will, dass der Waldhof sportlichen Erfolg hat - das ist meine Hauptrendite."
Auf RNZ-Nachfrage wurde Beetz konkreter. Er selbst, sein Sohn Christian, 39, ein in Heidelberg lebender Architekt, sowie eine weitere Vertrauensperson sollen bei der Ausgliederung der Regionalliga-Mannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH im siebenköpfigen Aufsichtsrat sitzen. Wer Geschäftsführer wird, wollte Bernd Beetz nicht verraten. Er deutete jedoch an, dass eine Zusammenarbeit mit Geschäftsstellenleiter Stephan Pfitzenmeier schwer vorstellbar sei. Pfitzenmeier ist ein enger Mitstreiter von Sparkassenchef Stefan Kleiber, des Vorsitzenden der "Mannheimer Runde", eines Zusammenschlusses mehrerer mittelständischer Unternehmer. Kleiber hatte den Heidelberger Geschäftsmann Jürgen B. Harder als Großunterstützer favorisiert und sich mit dem Waldhof-Präsidium in der Investorenfrage überworfen. Am vergangenen Freitag traten sechs von sieben Aufsichtsräten zurück, allesamt Mitglieder der "Mannheimer Runde". Thorsten Riehle, Chef des Kontrollgremiums, sagte der RNZ: "Man will uns halt nicht, fertig." Er habe "nichts persönlich" gegen Bernd Beetz, aber er sei entschieden gegen das Modell mit einem alleinigen Investor. "Das ist nicht mein Weg." Ob Riehle, als Kulturschaffender und SPD-Stadtrat in Mannheim gut vernetzt, für die Präsidentschaft beim SV Waldhof kandidiert, ließ er offen.
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Beetz war gestern um Deeskalation bemüht, sagte: "Ich bin ein absoluter Konsensfanatiker, ich verweigere mich keinem Gespräch. Der Waldhof braucht jeden, jeden Beitrag."
"Mitte Juli, Anfang August", so Interimspräsident Klaus-Rüdiger Geschwill, soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über das Beetz-Investment in Höhe von (zunächst) einer Million Euro abgestimmt werden, ein Fragezeichen wurde am Montag immerhin beseitigt: "Kenan Kocak wird auf jeden Fall seinen Vertrag (bis 30. Juni 2017, Anm. der Red.) erfüllen", sagte Sportvorstand Klaus Hafner, nachdem der Trainer einen Tag nach dem 0:2 gegen Lotte (Kocak: "Meine schlimmste Niederlage") seinen Abschied erwogen hatte. Zwei Neuzugänge wurden zudem bekannt gegeben: Die Defensivspieler Alexander Rodriguez-Schwarz (19/TSV Steinbach) und Hassan Amin (24/1. FC Saarbrücken) erhielten Zweijahresverträge. Weitere Transfers wurden angekündigt. Hafner: "Der Etat wird deutlich angehoben, die Mannschaft wird stärker werden." In spätestens drei Jahren, so der Plan, möchte der SV Waldhof zurück in den Profifußball.