Heidelberg ist jetzt Europapokal-Sieger-Besieger
Die Basketballer sind beim 81:66 auch vom amtierenden Europe-Cup-Champion nicht zu stoppen. Es ist der sechste Heimsieg in Serie.

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Der Pokalsieger wurde bezwungen. Und auch ein Europapokalsieger war wenige Tage nach dem Erfolg gegen Weißenfels in Teil zwei des Heimspieldoppelpacks für die MLP Academics keine Nummer zu groß. Mit 81:66 (42:50) triumphierten Heidelbergs beste Basketballer am Mittwochabend über die Niners Chemnitz.
Der Auftrag fürs Duell mit dem punktgleichen Tabellendritten war für die Heidelberger auf Rang vier klar: "Heute geht es erst einmal darum, zu gewinnen", sagte Kapitän Ryan Mikesell vor der Partie und versprach mit Blick aufs 65:72 im Hinspiel Mitte Februar: "Wenn es am Ende auf die Punktedifferenz ankommt, dann haben wir natürlich auch das auf dem Schirm."
Dass dank einer überragenden zweiten Halbzeit (39:16) auch der direkte Vergleich an die Hausherren ging, war die Krönung eines denkwürdigen Basketball-Abends. Es war der erste Liga-Sieg überhaupt im achten Vergleich mit den Niners seit der Erstliga-Rückkehr der "Akademiker". Schon im Pokal im vergangenen Oktober hatte das Team von Trainer Danny Jansson die Sachsen bezwungen, ebenfalls im SNP Dome.
Diesmal mussten die 3912 Zuschauer mit ansehen, wie die Gäste, bei denen die starke Nachverpflichtung Jacob Gilyard aufgrund einer Handverletzung in Chemnitz geblieben war, den besseren Start erwischten. 2:7 (3. Minute) und 5:14 (4.) lagen die Jungs vom Neckar früh im Hintertreffen.
Auch interessant
Dann brachte Jansson Michael Weathers aufs Parkett – und der US-Amerikaner zeigte, warum er als einer der besten "sechsten Männer" der Liga gilt. Mit der Schlusssirene der ersten zehn Minuten jagte der 27-Jährige einen Sprungwurf durch die Reuse. Es war sein vierter Treffer für seine Punkte sieben und acht – und die 23:22-Führung für die Academics.
Spätestens jetzt ahnten auch die Niners, warum die Heidelberger daheim zuletzt fünf Mal in Serie als Sieger vom Feld gegangen waren. Das Team von Rodrigo Pastore, amtierender Fiba-Europe-Cup-Sieger, gehört allerdings zur erweiterten Elite im deutschen Oberhaus, blieb dran und ließ sich auch von einem zwischenzeitlichen Heidelberger 10:0-Lauf nicht aus der Ruhe bringen.
Genauso wenig wie von der großen Michael-Weathers-Show, die auch im zweiten Abschnitt ihre Fortsetzung fand. 15 Zähler standen für das Heidelberger Sprungwunder zur Halbzeit auf dem Statistikbogen.
Das Problem: Die großen Jungs auf der anderen Seite, Rückkehrer Kevin Yebo (14 zur Pause) und Jeff Garrett (12), sind auch von jenseits der Dreipunkte-Linie gefährlich. Zusammen fünf von sechs Versuchen aus der Distanz versenkten die beiden Niners-Topscorer.
Danny Jansson fand’s fürchterlich. "In 17 von 20 Minuten hat bei uns eigentlich nichts funktioniert", ärgerte sich der Finne im Halbzeit-Interview. Was er monierte: "Wenig Energie, die Zone viel zu offen, schwach im Rebound. Wir können uns nicht alleine auf Aktionen von Michael verlassen."
Viel mehr nach dem Geschmack des Academics-Trainers war dann tatsächlich Abschnitt drei. Mit 15:9 holten sich seine jetzt defensiv aggressiver zu Werke gehenden Schützlinge. In Marcel Keßen war zudem ein zweiter Punktesammler gefunden. Die letzten acht Zähler im dritten Viertel markierte der 28 Jahre alte Center.
Und das Heidelberger Spezialgebiet stand ja noch aus. In den vorangegangenen fünf Heimsiegen hatten sie den Schlussabschnitt nie verloren – und auch am Mittwoch legten sie mit einem 13:0-Lauf los – und den Grundstein für den 16 Sieg im 26 Spiel.
Heidelberg: Weathers 19, Keßen 14, Horne 12 (2), Osunniyi 12 (1), Dibba 11, Mikesell 5, Würzner 5, Ersek 3 (1), Seric, O’Brien.
Chemnitz: Yebo 16 (3), Garrett 14 (2), Richter 13 (1), Bailey 6, Lansdowne 6, Tischler 4, Nkamhoua 4, Jefferson 3.
Stenogramm: 2:7 (3.), 14:19 (8.), 23:22 (1. Viertel), 26:28 (13.), 39:41 (18.), 42:50 (Halbzeit), 46:55 (23.), 51:58 (28.), 57:59 (3. Viertel), 65:59 (33.), 70:59 (36.), 76:64 (38.), 81:66 (Endstand).