Hospital-Areal soll nachhaltiger, grüner, günstiger als Bahnstadt sein
Baustellen-Sommertour mit dem Baubürgermeister. Die GGH baut 191 Wohnungen.

Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Roter Ziegel statt weißer Passivhausfassade: Auf dem Hospitalgelände baut die GGH 191 Wohnungen in mehreren vier- bis fünfgeschossigen Häusern. Und Baubürgermeister Jürgen Odszuck zeigte sich bei der letzten Station seiner Sommertour überzeugt, dass das Konzept mit Porotonsteinen – sie sind innen gelocht und isolieren gut – und normalen Fenstern statt aufwendigen Lüftungsanlagen besser ist als in der Bahnstadt: "Es ist energetisch gesehen kein Schritt zurück, sondern ein Schritt nach vorne."
Außerdem spare man sich Dämmstoffe, die in 20 Jahren als Sondermüll auf der Deponie landen würden. Der Abschluss der Rohbauarbeiten ist für Ende 2024 vorgesehen, Ende 2025 sollen die ersten GGH-Wohnungen fertiggestellt sein, die Vermietung startet 2026.
Die GGH-Gebäude sind nicht nur wegen ihrer Klimabilanz besonders – über den Lebenszyklus gerechnet ist der CO2-Ausstoß geringer als bei Passivhäusern –, sondern auch wegen des Mietmodells: 40 Prozent aller 600 geplanten Wohnungen im zehn Hektar großen Hospital-Quartier sind für Haushalte mit unterem und mittlerem Einkommen vorgesehen.
Bei der GGH sollen diese mit Wohnberechtigungsschein nur 30 Prozent ihres Einkommens als Miete zahlen. "Wir werden hier große Familien und keine Einzelpersonen fördern", erklärte GGH-Chef Peter Bresinski. Die meisten Wohnungen haben zwei bis vier Zimmer.
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"Wir sind gespannt darauf, ob es auch ein tragfähiges Modell für die Zukunft ist", erklärte Baubürgermeister Odszuck. "Ich habe persönlich große Sympathie dafür." Er findet es lobenswert, dass die GGH diesen Testballon startet: "Chapeau, ein solches Risiko einzugehen."
Eine weitere Besonderheit auf dem Hospital-Gelände: Alle Entwickler – neben der GGH etwa auch Epple und die Kraus-Gruppe – müssen drei Planer beauftragen und die Jury für die Auswahl des Entwurfs besteht aus allen anderen Entwicklern, der Bauherr ist dabei formal aus dem Spiel.
"Es gab interessante Diskussionen", erinnerte sich Odszuck. Der Vorteil des Modells: Kein Entwickler kann einfach etwas bauen, das nicht zum Rest passt. Und: "Keiner kann nachher sagen ,Guck mal, wie scheußlich der Nachbar gebaut hat’ – sie haben es ja selbst entschieden", so Odszuck.
Für die Planung der GGH-Gebäude ist das Architekturbüro Degelo verantwortlich, das auch das Konferenzzentrum geplant hat. Für die 19 Häuser haben die Planer 19 Arbeitsgruppen gebildet, die abgeschottet gearbeitet haben, damit die Häuser nicht alle gleich aussehen: Sie sind etwa unterschiedlich hoch, haben andere Fenster, so Odszuck. Im Zentrum entsteht ein rund 7000 Quadratmeter großer Park mit zentraler Spiel- und Liegewiese sowie großzügigen Freiflächen. Daneben tragen Gewerbeflächen zur Lebendigkeit des Quartiers bei.
Autos sollen künftig nicht ins Areal kommen: "Wir versuchen, hier ein echtes autofreies Quartier zu bauen", so Bresinski. Es gilt ein reduzierter Stellplatzschlüssel von 0,7 Autos pro Haushalt. Statt in einzelnen, kleinen Tiefgaragen, sollen die Autos in einer Quartiersgarage geparkt werden.
Nur ein paar Parkplätze für "halböffentliche Bauten" soll es geben. "Man geht dann 200 Meter vom Parkhaus bis zur Eingangstür", erklärte Bresinski. Für die "letzte Meile" bis zur Haustür wird es im Bereich der Quartiershochgarage Angebote wie Lastenräder oder Handwagen geben.




