Hospital wird Stück für Stück von Baustelle zu Wohnquartier
Noch ist das ehemalige US-Army-Areal eine riesige Baustelle, doch das ändert sich. Die Projektträger berichten über den aktuellen Stand.

Von Joris Ufer
Heidelberg. Das Gelände des ehemaligen US-Hospital in Rohrbach soll ein neues Wohnquartier werden. Noch ist es jedoch eine große Baustelle. Trotzdem herrschte dort am Freitagnachmittag reges Treiben, als die Stadt um 16 Uhr zu einer Begehung mit den verschiedenen Projektträgern einlud. Das Angebot stieß auf großes Interesse – und so beteiligten sich trotz des strömenden Regens mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger daran. Die RNZ war dabei und stellt die aktuellen Fortschritte vor.
> Das Theater: Noch heißt es "Wilson-Theater", aber wer dieser Wilson eigentlich ist, das habe ihm auch nach langer Recherche niemand sagen können, erklärte Konstantin Waldherr, Vorsitzender des Stadtteilvereins Rohrbach. Die Suche nach einem neuen Namen sei aber fast abgeschlossen. Ursprünglich war der Saal mit den quietschroten Kinosesseln von der Wehrmacht als Exerzierhalle gebaut worden und diente später den US-Soldaten als Kino. Das Gebäude sei grundsätzlich in Ordnung, betonte Waldherr. Nur einige technische Veränderungen müssten vorgenommen werden, um dem deutschen Baurecht zu genügen. Zur Verwaltung des Theaters wurde ein Gremium gegründet. Waldherr hofft darauf, dass hier bereits im nächsten Jahr wieder regelmäßig Veranstaltungen stattfinden können.
> Die Beachhalle: Gleich drei mit Sand aufgeschüttete Beachvolleyballfelder sollen zukünftig in der großen Sporthalle mit ihrem historischen Holztragwerk Platz finden, führte Leon Schuch vom staatlichen Hochbauamt aus. Dafür soll auch der sichtbar mitgenommene Boden komplett herausgerissen werden. Für den angrenzenden Anbau sind mehrere Containerbauten für Umkleiden, Duschen, Toiletten und vielleicht ein Bistro vorgesehen. Die Halle selbst ist laut Schuch als "Kalthalle" konzipiert – soll also in der Regel gar nicht oder nur bei akutem Bedarf geheizt werden.

> Das Montessori-Zentrum: In einem Teil des ehemaligen Militärkrankenhauses will das Montessori-Zentrum einen neuen Standort errichten. Bisher betreibt der Bildungsträger mehrere unterschiedliche Einrichtungen für insgesamt über 260 Kinder in Heidelberg. Diese sollen hier alle zusammengelegt werden, erklärte Judith Mantei. Dadurch könnten Kinder "von der Krippe bis zum Schulabschluss" am selben Standort lernen. Für die Umbauarbeiten ist ein Zeitraum von etwa zwei Jahren vorgesehen. Mantei führte aus, man hoffe auf eine Eröffnung im Jahr 2024. Wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage gebe es allerdings bauliche Unsicherheiten.
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> Das Collegium Academicum: Sie wollen die Ersten sein: Die Organisatoren des selbstverwalteten Wohnheims planen, bestenfalls noch im Dezember dieses Jahres auf dem Gelände einzuziehen, erklärte Kilian Baumgärtner. Dennoch suche man für die weiteren Arbeiten noch nach Krediten. Zusammen sollen das alte Verwaltungsgebäude des Hospitals sowie der beinahe fertige Neubau Platz für 250 Studierende, Doktoranden und Auszubildende bieten. Für das alte Pförtnerhäuschen ist ein Fortbestand als öffentliches Café und Bürogebäude vorgesehen. Ebenfalls öffentlich sollen laut Baumgärtner die große Aula, der Garten sowie die Werkstätten vor Ort sein.
> Wohnen auf dem Hospitalgelände: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH ist die Erschließungsträgerin des Areals und baut darüber hinaus rund 240 geförderte Wohnungen sowie das Quartiersparkhaus. "Hier sehen Sie schon die fertig gepflasterten Wege des Geländes", erklärte Siegbert Braag von der GGH und deutete auf die Pflastersteine, auf die währenddessen unablässig der Regen prasselte. Rund 600 Wohnungen sollen es insgesamt werden, von denen die geförderten nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens an Miete kosten sollen. Mit dem Bau wollen die GGH und die weiteren Träger bereits im nächsten Jahr beginnen. Die ambitionierten Ziele für das alte US-Hospital: Es soll besonders ressourcenschonend, emissionsarm und dennoch bezahlbar werden.
> Die Parkanlagen: "Sie können sich das jetzt vielleicht noch nicht vorstellen", sagte Andrea Krastel vom Landschafts- und Forstamt, während sie vor einer brachliegenden Fläche stand, "aber ich sehe vor meinem geistigen Auge schon die zahlreichen Bäume." Drei Büros habe man Anfang des Jahres mit Entwürfen für den Park beauftragt, von denen sich nun das Landschaftsarchitekturbüro "Setup" durchgesetzt habe, fügte Jana Simon-Bauer von "Nassauische Heimstätte GmbH" hinzu. Jetzt würde die eigentliche Planung beginnen, in die auch viele Ideen von Bürgerinnen und Bürgern einfließen würden. Der häufigste Wunsch dabei: Es soll ein möglichst natürlicher Ort werden.
> Die Chapel: Das wohl auffälligste Gebäude auf dem Gelände ist die kleine ehemalige Militärkapelle. "Hier soll ein neuer Quartierstreff entstehen", erklärte Leon Schuch, als er inmitten des mit Holz verkleideten Innenraums stand. Neben dieser Funktion sind aber auch einige Büros für verschiedene Vereine vorgesehen. So sollen etwa der Naturschutzbund und das "Quartiersmanagement Hasenleiser" hier ansässig werden. Ähnlich wie die Beachhalle ist auch die Chapel hauptsächlich als Kaltgebäude vorgesehen.
> Die Lebenshilfe: "Es ist auch eine glückliche Fügung, dass wir diese 1600 Quadratmeter Fläche hier erwerben konnten", bekräftigt Wolfgang Thon von der "Lebenshilfe Heidelberg", als der Regen nachließ. In der Stadt gäbe es viele Menschen mit Behinderung, für die sie derzeit keinen Platz hätten. Das soll sich mit dem neuen zweigeschossigen Gebäude ändern, das unter anderem Betreuungsangebote für 26 Menschen bieten wird. Der Betriebsbeginn ist für März 2026 geplant, aber bisher steht auch der Baubeginn noch aus. Thon erklärt das mit dem längeren Planungsprozess, weil öffentliche Gelder verwendet würden und die Kostenberechnung wegen der derzeit steigenden Preise schwierig sei.



