Riesige Reaktion auf Spendenaktion für "Walters Feinkost" (Update)
Die Suppenküche schließt zum 1. August. Corona und gesundheitliche Probleme führten in die Insolvenz. Die Anteilnahme ist überwältigend.

Heidelberg. (mare) "Das Essen bei Walters gehört einfach zum Alltag dazu!" Wie diese Instagram-Userin sehen das viele Heidelberger. Gehörte die Schlange zur Mittagszeit vor dem Feinkost-Laden in der Neugasse quasi zum Inventar der Altstadt. Doch das ist vorbei ab Mittwoch. Denn wie berichtet, schließt "Walters Feinkost" aus Insolvenzgründen zum 1. August (siehe unten).
Das Echo auf das Aus des beliebten Ladens war nicht nur auf Social Media entsprechend groß und mitfühlend. Und es blieb nicht bei Worten: Auf der Plattform "gofundme" wurde eine Spendenaktion gestartet, um Sylvia Walter und ihrem Mann Manfred einen möglichst sorgenfreien neuen Start zu ermöglichen.
Auch hier war die Reaktion überwältigend: Binnen kurzer Zeit wurde das ursprüngliche Spendenziel von 4000 Euro erreicht, über 100 Personen beteiligten sich bislang (Stand: Montag, 29. Juli). Jetzt sollen 5000 Euro erreicht werden.
Sylvia Walter selbst zeigte sich schon zum Start der Aktion tief bewegt von der Anteilnahme der Heidelberger, sagte auch per Video Danke.
"Ich bin fassungslos, das ist so wunderbar", sagt sie nun im Gespräch mit der RNZ. Ihr sei gar nicht bewusst gewesen, "dass das so viele Menschen bewegt".
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Wehmut über das nahende Ende ist bei Sylvia Walter selbst noch nicht angekommen. "Ich bin noch voll am Funktionieren", sagt sie. Das komme erst noch, "vielleicht dann am Wochenende". Jetzt müsse sie erst noch die letzten Tage rumkriegen.
Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Mit dem Jobangebot für Sylvia im Gesundheitswesen ab September. Mit der Wohnung. Mit der Miete für den Laden.
Da ist die Spendenaktion bestimmt mehr als ein Trostpflaster. "Ich bedanke mich sehr und drücke alle", sagt Sylvia Walter. Sie werde vor allem die Begegnungen mit den Menschen vermissen, die sagen, dass die geschmeckt hat oder mit denen man einfach plauschen konnte. Und man habe sich im Laufe der Zeit gekannt. "Es war eine tolle Zeit".
Info: Hier geht es zur Spendenaktion.
Update: Montag, 29. Juli 2024, 14.42 Uhr
"Walters Feinkost" in der Altstadt ist insolvent und schließt
Heidelberg. (jul) Linsen-Mango-Eintopf, Tomaten-Cremesuppe oder kalte Gurkensuppe mit Joghurt: Vor "Walters Feinkost" in der Neugasse stehen die Kunden in der Mittagszeit an bis auf die Gasse, die Schlangen sind oft meterlang.
Dennoch wird es dieses Angebot künftig nicht mehr geben. "Zum 1. August hören wir auf", sagt Sylvia Walter, die den Imbiss in der Altstadt seit 2012 gemeinsam mit ihrem Mann Manfred führt. Jetzt haben die beiden Insolvenz angemeldet. "Wir können nicht genügend Eintöpfe und Tortellini verkaufen, um damit Miete, Personal, Waren und Strom zu bezahlen."
Dabei lief es ein paar Jahre lang richtig gut für den vegetarischen Imbiss, der Berufstätige genauso wie Studenten zu seinen Kunden zählt. Mit Lebensmitteln kennen sich Sylvia und Manfred Walter aus, sie hatten zuvor zwölf Jahre lang als Selbständige im Kaufhof in der Plöck Obst und Gemüse verkauft, ehe sie das Geschäft in der Neugasse eröffneten: als Familienbetrieb im wahrsten Wortsinn, denn auch die beiden Kinder der Walters arbeiteten zeitweise mit.
Zu Corona-Zeiten aber sank die Zahl der Kunden. "Die Leute gingen ja kaum mehr raus, und unser Umsatz ging auf 30, 40 Prozent zurück", erzählt Walter. Davon habe sich ihr Betrieb nie wieder ganz erholt.
Das Genick bricht ihm nun, dass sich der Gesundheitszustand ihres Mannes, der an der chronischen Erkrankung Morbus Crohn leidet, im Oktober gravierend verschlechtert hat. "Er kann kein Brot mehr backen und fällt als Caterer aus. Und es besteht auch keine Hoffnung, dass er hier wieder voll einsteigt", sagt Sylvia Walter und wischt sich immer wieder ein paar Tränen aus den Augen.
Den Imbiss zu schließen, falle ihnen schwer, sei er doch ihr gemeinsamer Traum gewesen. "Wir sind einerseits sehr traurig, weil wir so ein gutes Verhältnis zu all den Leuten haben", sagt Walter, die den Betrieb zuletzt mit der Hilfe einer Angestellten führte und die beim Gespräch in der Neugasse so ziemlich alle Passanten grüßt. "Andererseits ist der Sorgensack zuletzt immer schwerer geworden. Ich kann nicht mehr."
Während ihr Mann derzeit noch mit seiner Gesundheit beschäftigt sei und ihnen auch die Suche nach einer günstigeren Wohnung bevorsteht, hat sich zumindest für sie schon eine neue Perspektive ergeben. "Gestern Abend rief eine Familie an, die bei uns Kunde ist, und bot mir eine Stelle im Gesundheitswesen an", freut sich Walter. Das sei zwar ein ganz anderer Bereich. "Aber vorstellen kann ich mir das sehr gut."