Kombibad Herzogenried wird 15 Millionen Euro teurer
Der Hauptausschuss stimmte den Mehrkosten schweren Herzens zu. Preissteigerungen und Verzögerungen sind dabei die Hauptfaktoren.

Mannheim. (oka) Sieben Schwimmbecken, zwei Rutschen, ein Dampfbad: Das Kombibad Herzogenried – ein Hallenbad direkt neben dem Freibad – soll nicht nur ein Anziehungspunkt für Familien werden, sondern auch für Schul- und Vereinssport bestmögliche Voraussetzungen schaffen. Doch seit dem Spatenstich im Mai 2022 hagelte es erst einmal schlechte Nachrichten: Es kam immer wieder zu Bauverzögerungen. Schon lange ist klar, dass die veranschlagten Kosten von knapp 50 Millionen sich nicht halten lassen werden. Jetzt gab es am Donnerstag im Hauptausschuss die Gewissheit: Das Projekt wird fast 15 Millionen Euro teurer als geplant.
Die Gründe sind vielfältig, wie Uwe Kaliske, Fachbereichsleiter Sport und Freizeit, anführte. Schon der Aushub der Baugrube bereitete Probleme und dauerte vier Monate länger als angenommen. Das hing zum einen mit Schwierigkeiten mit der Baufirma zusammen, aber auch mit den Bodenverhältnissen, denn es gab trotz Testung viel mehr Bauschutt als gedacht. "Wir bauen das Kombibad auf dem Schutt des Zweiten Weltkriegs", gab Kaliske zu bedenken. Die Tests seien zwar vorschriftsgemäß durchgeführt worden, böse Überraschungen allerdings trotzdem nicht auszuschließen.
Insgesamt mussten circa 34.000 Tonnen Steine, Ziegel, Blöcke und Ähnliches entsorgt werden, um die etwa fünfeinhalb Meter tiefe Baugrube zu erstellen. Das zu entsorgende Aushubmaterial war teilweise stark verunreinigt, beispielsweise mit Quecksilber. Solches Material nehmen nur wenige Deponien an. Knapp über 70 Kampfmittelfunde erschwerten den Aushub zusätzlich. Allein die Kampfmittelbeseitigung führte laut Verwaltung zu Mehrkosten von 3,5 Millionen Euro.
Aufgrund dieser Schwierigkeiten musste der Beginn der Rohbauarbeiten verschoben werden. Das wiederum resultierte in einem Streit mit dem Rohbauunternehmer und zu einer beidseitigen Kündigung. Der Auftrag für die Rohbauarbeiten musste erneut ausgeschrieben werden. Erst im September 2023 ging es an der Baustelle wieder voran. Mit dem gekündigten Rohbauunternehmen besteht ein Rechtsstreit, das Urteil steht noch aus.
Die Infektionsschutzmaßnahmen in den Jahren 2021 und 2022 haben sich genauso auf das Projekt ausgewirkt wie die hohe Inflation der Jahre 2022 und 2023 und die damit verbundenen die Preissteigerungen im Bausektor. "Das sind Faktoren, die wir nicht beeinflussen können", erklärte Oberbürgermeister Christian Specht.
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Doch es gab auch Dinge, die hätten vermieden werden können, fanden einige Stadträte. So hat eine Untersuchung ergeben, dass das Regenwasser aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse nicht versickern kann und in die Kanalisation eingeleitet werden muss. Um das Kanalnetz bei Starkregen nicht zu überlasten, ist eine Regenwasserrückhaltung erforderlich. Zudem ist im Gastronomiebereich entsprechend der Brandschutzrichtlinien ein Rauchabzug zu installieren. "Das man einen Rauchabzug braucht, hätte man vorher wissen müssen", monierte Birgit Reinemund (FDP). Und auch dass ein Lehmboden die Versickerung erschwert, sei wohl keine Überraschung.
Holger Schmid (Mannheimer Liste) erklärte: "Das einzige Mal, wo wir eine Punktlandung hinbekommen haben, war bei der Kunsthalle, und die wurde von einem privaten Spender finanziert. Für die Außenanlagen war die Stadt zuständig, und das lief dann wieder aus dem Ruder." Es könne nicht sein, dass man immer wieder mitten in der Bauphase solche Kostensteigerungen vorgelegt bekomme, schob Reinemund nach.
"Die Botschaft ist angekommen", so Specht. Er versprach, man werde künftig beim Baukostencontrolling noch genauer hinzuschauen. Der Gemeinderat gab grünes Licht für die Mehrkosten, denn der Bau ist so weit fortgeschritten, dass sowieso keine andere Wahl bleibt. Eröffnet werden soll das Kombibad laut Specht Ende 2025.