200 Menschen gedachten des in Mannheim getöteten Polizisten
Gerade in der Stille kann eine Botschaft liegen: Knapp 200 Menschen kamen zur Gedenkveranstaltung auf den Mosbacher Marktplatz

Von Stephanie Kern
Mosbach. Es ist ein komisches Gefühl, neben so vielen Menschen, gemeinsam mit so vielen Menschen auf dem Mosbacher Marktplatz zu stehen und nichts zu hören als den Flügelschlag einer vorbeifliegenden Taube, das Brabbeln eines Kleinkinds, das Zwitschern eines Vogels. Man merkt: Diese Stille gehört hier nicht hin, sie ist hier fehl am Platz.
Und doch gehört sie hier hin und ist hier genau richtig. Knapp 200 Menschen folgten am Freitagvormittag dem Aufruf zur Gedenkveranstaltung mit Schweigeminute für den in Mannheim getöteten Polizisten, darunter mehr als 20 Polizeibeamte.
Eingeladen hatte dazu das "Bündnis gegen Gewalt und jegliche Verunglimpfung gegenüber Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten". Zu diesem Bündnis zählen die kommunale Vereinigung der Freien Wähler, die CDU, Grüne, SPD, die christlichen Religionsgemeinschaften und die Türkisch-Islamische Gemeinde Mosbach sowie die Awo und weitere Organisationen.
Bruno Herberich fungierte als Sprecher dieses Bündnisses und betonte: "Polizisten sind Menschen in Uniform, und es war auch ein Mensch, um den wir hier heute trauern."
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Trauer und Mitgefühl standen im Vordergrund der Veranstaltung auf dem Mosbacher Marktplatz. "Es tut gut, dass Sie heute gekommen sind", sagte Herberich. Mit dem Gedenken wollte man allen Mitgliedern der Blaulichtfamilie ein Zeichen geben, jenen, die sich einsetzen für andere: "Wir brauchen euch und wir stehen bei euch!"
Landrat Dr. Achim Brötel füllte die Minuten vor der Schweigeminute mit bewegenden Worten: "Natürlich werden 60 Sekunden dem Leid der Menschen, um die es geht, nicht gerecht. Schmerz ist nicht mit Stille aufzuwiegen. Und: Natürlich bieten 60 Sekunden auch nicht genug Zeit zum Trauern und Reflektieren. Trotzdem wirkt eine solche Schweigeminute aber. Die Stille berührt uns nämlich." Besonders den Polizeibeamten war die bedrückte Stimmung anzumerken.
Auf das Schweigen folge aber das Reden, müsse es folgen, wie Brötel betonte. "Wir müssen darüber reden, wie wir im Alltag miteinander umgehen." Der Landrat erklärte auch, dass man ganze Bevölkerungsgruppen jetzt nicht unter Generalverdacht stellen dürfe.
"Wir leben als gute Nachbarn und Freunde zusammen. Daran darf sich nichts ändern, weil ein Einzelner in Mannheim durchgeknallt ist." Den Polizeibeamten sollte mit der Veranstaltung ein klares Signal gesendet werden, nämlich dass "wir uneingeschränkt hinter ihnen stehen – nicht nur heute, sondern auch an jedem anderen Tag", so Achim Brötel.
"Wir gedenken eines Polizisten mit Herz, der morgens aus dem Haus gegangen und abends nicht mehr nach Hause gekommen ist", so Bruno Herberich. Und wie durch ein Wunder schlugen von 11.34 bis 11.35 Uhr keine Tauben mit ihren Flügeln, kreischte die Kreissäge nicht, klingelte kein Handy. In dieser Stille lag eine große Botschaft.