Hardheim

Fachgruppen sollen Kirche neu denken

Die Katholiken sind aufgerufen, die Zukunft der Kirchengemeinde Bauland-Odenwald mitzugestalten.

22.01.2024 UPDATE: 22.01.2024 06:00 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden
Zum Austausch über den Stand der Entwicklungen im Projekt “Kirchenentwicklung 2030“ und zum Start der Projektgruppenarbeit trafen sich am Samstag in Hardheim Katholiken der künftigen Kirchengemeinde Bauland-Odenwald. Foto: Engelbert Kötter

Hardheim. (ekö) Es geht um Zukunftsfähigkeit in einer sich verändernden Welt. So strukturiert das Erzbistum Freiburg zum 1. Januar 2026 im Rahmen der "Kirchenentwicklung 2030" Anzahl und Zuschnitt seiner Pfarrgemeinden neu.

Aus den bisherigen Seelsorgeeinheiten Adelsheim-Osterburken-Seckach, Buchen, Hardheim-Höpfingen im Madonnenland, Mudau und Walldürn entsteht zu diesem Termin eine neue Kirchengemeinde, mit neuem Flächenzuschnitt und damit neuer Zusammenstellung der einzelnen Pfarreien.

So stand am Samstag eine Informationsveranstaltung in Hardheim unter dem Motto "Kirche neu denken. Den Aufbruch mitgestalten." Moderiert wurde der gemeinsame Vormittag von Martina Heck, Gemeindereferentin und Gemeindeberaterin aus Bad Mergentheim.

Dekan Johannes Balbach (Buchen) begrüßte die Gäste mit der ausdrücklichen Ermunterung, an der "Mitgestaltung von Zukunft der Kirche" lebhaft mitzuwirken. Er sagte: "Wir haben uns auf den Weg gemacht, weil uns der Glaube wichtig ist und uns die Gemeinschaft unserer Kirche am Herzen liegt. Lassen Sie uns den begonnenen Wandel nun voranbringen, um auch in Zukunft einen Ort zu haben, an dem wir unseren Glauben miteinander leben können. Es geht um die Botschaft Jesu."

Zunächst berichtete Dekanatsreferent Christian Richter (Buchen) über die Hintergründe des aktuellen Entwicklungsprozesses und zeigte dessen Notwendigkeit auf. Während der letzten 20 Jahre sei in den genannten Seelsorgeeinheiten die Mitgliederzahl um 10.000 Personen auf heute 32 842 Mitglieder (2022) zurückgegangen, bei etwa gleichbleibender Bevölkerungszahl.

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Im selben Zeitraum sei die Anzahl von 8000 Katholiken, die regelmäßig sonntags am Gottesdienst teilnehmen, um 75 Prozent geschrumpft, auf heute nur noch 1824 Personen. Bei gleichzeitig starkem Rückgang der Anzahl von Priestern auch in der Erzdiözese Freiburg sei es im Sinne vorausschauenden Handelns nur klug, die Handlungsoptionen neu zu beleuchten und sie mutig so zu gestalten, dass katholischer Glaube in einer lebendigen Kirche auch morgen seine konkrete Verortung habe.

Grundlegende Veränderungen wird es nach Auskunft Richters in zwei Richtungen geben: Erstens werde die Verwaltung der Pfarreien im Erzbistum neu strukturiert, als künftig neue Zusammenschlüsse zu neuen größeren Pfarreien. Zweitens werde die Pastoral neu gestaltet und weiterentwickelt, also der gesamte Handlungsrahmen künftiger katholischer Seelsorge in diesen Pfarreien.

Vom Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg sei der Veränderungsprozess seit 2016 vorbereitet und eingeleitet worden. Auf dem Gebiet der künftig neuen Pfarrei seien seit 2022 Leitlinien entwickelt und eine Projektleitung vor Ort installiert worden, mit Dekan Balbach und Referent Richter als Projektkoordinatoren.

Die von der künftigen Pfarrei St. Oswald als Römisch-katholische Kirchengemeinde Bauland-Odenwald betroffenen Pfarrgemeinderäte haben einen beschließenden Ausschuss gebildet. Dieser entwickelt Vorschläge, wie Kirche vor Ort künftig aussehen kann und soll. Diese Vorschläge werden Bestandteil der juristischen Verankerung sein, der sogenannten Gründungsvereinbarung, wie sie der künftigen neuen Pfarrgemeinde zugrundeliegen wird.

Um möglichst viele Kirchenmitglieder mit ihrem Glauben, ihrer Gestaltungsfreude und fachlichen Expertisen in den laufenden Prozess einzubeziehen, wurden Fachgruppen gebildet, die, so Richter, "das Herzstück der ganz konkreten Weiterentwicklung" seien. Diese hätten die Aufgabe, für das Gebiet der künftigen Pfarrei zu erarbeiten, welche zum Beispiel Interessen- oder auch Altersstrukturen künftig welche Bedürfnisse nach sich ziehen und wie diese im Sinne der Pastoral beantwortet werden können. So gäbe es in der Region besonders viele Familien der Altersgruppe 35 bis 55 Jahre, der eine auf sie angepasste Familienpastoral angeboten werden solle.

Bei all dem gelte es zu schauen, was bisher erfolgreich verlaufe und was in Zukunft womöglich verbessert werden könne oder gar neu ausgerichtet werden müsse. Richter dazu: "Wir brauchen neue Wege. Lasst uns sie mutig gestalten. Das haben wir immer so gemacht, funktioniert so nicht mehr. Weil sich die Welt weiterentwickelt." Es gehe jetzt darum, "Menschen zu beteiligen, Ideen zu entwickeln, Zukunft der Kirche vorauszudenken".

Das Christentum, so der Hintergrund, verstehe sich im Sinne der Verkündigung des Evangeliums als geradezu auf Weiterentwicklung ausgerichtet und dem Wandel verpflichtet. Richter: "Wir machen, was jetzt möglich ist. Was nicht leistbar ist, ist aktuell nicht leistbar und muss zu einem späteren Zeitpunkt angegangen werden, wenn Bedarf und Möglichkeiten entstanden sein sollten."

Richter wünschte sich von den künftigen Gemeindemitgliedern, schon jetzt "voneinander zu lernen und einander zu Gestaltungswillen anzustecken". Ein frommer Wunsch an diesem Morgen, denn bei gerade einmal 80 Teilnehmern fehlten aus vielen jetzigen Gemeinden sehr viele Gremienmitglieder und beauftragte Ehrenämtler.

Gleichwohl bietet das System der Fachgruppen ab sofort zwei Varianten von Mitarbeit an: Zum einen die der festen ständigen Mitgliedschaft. Zum anderen die punktuelle Mitarbeit über die Homepage des Dekanats Mosbach-Buchen mithilfe digitaler Notizzettel, sogenannter Task Cards (www.kdmb.de/ke2030).

Diese sammeln Ideen, Vorschläge und Kommentare von jedermann und reichen sie an die Fachgruppenleiter weiter. Im Internet sind alle 26 Fachgruppen und deren Ansprechpersonen aufgeführt. Richter erinnerte daran, dass die Ergebnisse der Fachgruppen nach Annahme durch den beschließenden Ausschuss rechtsverbindlich werden, aber der fortlaufenden Weiterentwicklung unterworfen bleiben. Anschließend wurden die Fachgruppen vorgestellt, und es waren die Anwesenden aufgerufen, diese kennenzulernen und erste Anregungen zu platzieren.

Fazit der Veranstaltung: Die Kirche, so der katholische Glaube, ist durch die Gründung Jesu und das Wirken des Heiligen Geistes in sich und über alle Zeiten hinweg beständig. Sie wolle jedoch zeitgemäß gelebt sein. Dazu brauche es das Mittun all derjenigen, denen der gelebte Glaube wichtig ist.

Seit Jahren fordern Katholiken mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von ihren Kirchenoberen ein. Jetzt hat sich dieser Gestaltungswille zu beweisen. Jetzt besteht geradezu die Notwendigkeit, ihn einzubringen.

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