Michael Gartner wird der neue Pfarrer der neuen Pfarrei
Der Leiter der neuen Pfarrei St. Maria Mosbach-Neckarelz steht fest. Jetzt müssen Ideen auf das weiße Blatt.

Von Stephanie Kern
Region. Am Sonntag um 10.30 Uhr war es klar: Pfarrer Michael Gartner wird spätestens zum 1. Januar 2026 Leiter der neuen Pfarrei St. Maria Mosbach-Neckarelz werden. In den Gottesdiensten im Erzbistum Freiburg wurden am Sonntag die Leiter der neuen Pfarreien bekannt gegeben. Hintergrund ist der Reformprozess "Kirche 2030", der die katholische Kirche auf neue organisatorische Füße stellen soll.
Bis jetzt ist die katholische Kirche im Kreis (und an den Grenzen manchmal etwas darüber hinaus) so aufgebaut: Das Dekanat Mosbach-Buchen ist zehn Seelsorgeeinheiten mit 53 Pfarreien übergeordnet. Zum 1. Januar 2026 sollen aus dem einen Dekanat zwei Pfarreien werden: eine, die den Mittelbereich Buchen umfasst und eine, die den Mittelbereich Mosbach umfasst – und ihren Sitz in Neckarelz haben wird.
Michael Gartner ist in der Region kein Unbekannter, seit 2022 leitet er die Seelsorgeeinheit Elztal-Limbach-Fahrenbach und kam auch explizit für das Reformprojekt aus Rust in den Odenwald. "Die Region war für mich bis vor zwei Jahren ein blinder Fleck. Meine Arbeit auch als Koordinator für das Reformprojekt war ein Anlass, mich mit den Strukturen, den Dörfern und den Kirchen auseinanderzusetzen."
Man werde Kirche "radikal neu denken", schickte Christopher Mrosk voraus. Er ist Gemeindereferent in der Seelsorgeeinheit Billigheim-Neudenau-Schefflenz und der andere lokale Projektkoordinator für den Reformprozess. Der Pfarrer – also Michael Gartner – werde nicht mehr der Pfarrer sein, wie man ihn kenne, sondern vor allem die Verwaltung der neuen Pfarrei (gemeinsam mit einem Ökonomen und einem Referenten) schultern. In der Fläche (von Herbolzheim bis Eberbach sind es immerhin 46 Kilometer) werden Priester für Seelsorge, Gottesdienste und alle klassischen Seelsorge-Aufgaben zuständig sein.
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"Sie müssen sich dann nicht mehr darum kümmern, dass eine Regenrinne kaputt ist oder eine Glühbirne ausgetauscht werden muss", so Gartner. Er versichert aber: "Ich könnte mir nicht vorstellen, nicht im liturgisch-pastoralen Bereich tätig zu sein." Heißt: Auch er will Gottesdienste halten, Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten und junge Menschen zum Glauben erziehen. "Aber klar, ich werde nicht jede Taufe, nicht jede Beerdigung leiten können."
Aktuell ist es so, dass der Leiter einer Seelsorgeeinheit zwar (je nach Größe) Unterstützung hat, die Entscheidung trifft aber der Pfarrer. Oder wie Gartner sagt: "Es hängt viel an den Pfarrern." Auch vieles, das nicht originär mit ihrer Weihe als Priester zu tun hat. Davon soll die Reform wegführen, auch wenn sie die bisherigen Strukturen radikal verändert. "Ich bin überzeugt, dass wir diese Umstrukturierung brauchen", sagt der 47-Jährige.
Anders als die evangelischen Christen, gingen die Katholiken die Reform ihrer Kirche von einer anderen Seite aus an. "Wir stehen vor den gleichen Problemen, und auch bei uns wird das Thema Immobilien irgendwann aufkommen." Deshalb tue man gut daran, mit den evangelischen Kollegen im Kontakt zu bleiben, aus Fehlern und Erfolgen zu lernen – und auch ihnen die Chance zu geben, zu lernen. "Die Zeit der Grabenkämpfe muss vorbei sein", konstatiert der Pfarrer. "Der religiöse Wandel, der Wandel in der Gesellschaft kommt so radikal daher, das ist fast ein Tsunami." Was die meisten Probleme bereite, seien die Erinnerungen. Nun gelte es, neue zu schaffen, auf Familien und junge Menschen zuzugehen – Kirche für sie zu einem guten Angebot zu machen.
Wie genau die neue Pfarrei personell aufgestellt sein wird, weiß Gartner noch nicht. Er weiß noch nicht, wie viele Priester ihn seelsorgerlich unterstützen werden. Er möchte mit so vielen seiner aktuellen Kollegen wie möglich in die Zukunft gehen, Kontinuität schaffen, bei einem so klaren Bruch. "Wir haben natürlich einige Pfarrer, die dem Rentenalter nahe sind." 70, das ist so das Alter, in dem Pfarrer sich verabschieden.
Ein paar gibt es aber auch, die von diesem Alter (weit) entfernt sind, Gartner hofft, dass so viele wie möglich bleiben. Zudem hoffe er, dass Stellen, die in naher Zukunft frei werden, trotz der anstehenden Reform nachbesetzt werden.
Gartner hatte ein bisschen mit sich gerungen, ob er seinen Hut in den Ring um die Leitung der Pfarrei werfen soll. "In Anbetracht von gut 25 Jahren, die ich noch arbeiten werde, wollte ich gestalten, mitmachen." Denn diese Reform biete wirklich Platz zum Gestalten, nicht für den leitenden Pfarrer, auch für alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die Kirche umdenken wollen, die Bewährtes erhalten wollen. "Bisher gab es Reformen, bei denen die Puzzleteile neu angeordnet wurden. Jetzt ist das Blatt komplett weiß", betont Christopher Mrosk.
Das Ziel der Reform sei, denen, die sich haben zum Seelsorger ausbilden lassen, wieder Zeit und Raum für diese Aufgabe zu geben. "Und dass sie auch so wieder wahrgenommen werden." Dass die Entscheidung für ihn als leitenden Pfarrer nun gefallen ist, dafür ist Gartner dankbar. In Limbach werde er aber ganz sicher nicht die Hände in den Schoß legen, sondern schauen, "ob es Dinge gibt, die man angehen kann". Die Zeit, als die Kirche Platzhirsch war, die ist vorbei. "Aber jetzt muss Kirche deutlich machen, was sie eigentlich ist: Eine Gemeinschaft für alle." Für diesen Grundsatz braucht es keine Reform.




