Am Protest der Bauern kommt keiner vorbei
In der Region waren neben den Landwirten auch viele weitere Mitstreiter unterwegs. Der Verkehr wurde ausgebremst.

Von S. Kern und H. Schattauer
Region Mosbach. Blinkende Lichter, große Fahrzeuge, klare Botschaften: An der Protestaktion der Bauern kam am Montagmorgen auch in der Region keiner vorbei. Zumal es nicht nur zahlreiche Landwirte mit ihren Schleppern waren, die auf den Straßen für Aufmerksamkeit und ganz bewusst auch für Behinderungen sorgten. Auch Fuhr- oder Bauunternehmen und Beschäftigte anderer Branchen, die von Plänen der Bundesregierung in Sachen Agrardiesel, Lkw-Maut und Co. so gar nichts halten, reihten sich ein in die Protest-Schlange. Schon in den frühen Morgenstunden (ab 6 Uhr) war rund um und vor allem auch mitten in Mosbach viel los – mit ihren Traktoren und Lastwagen "regulierten" die Landwirte den Verkehr, im Berufsverkehr war mitunter viel Geduld gefragt.
Die Fahrzeuge selbst nutzten die Bauern und ihre Mitstreiter, um ihrem Ärger über die geplanten Kürzungen und Änderungen sichtbar Ausdruck zu verleihen. "Keine Bauern, keine Zukunft", "Zu viel ist zu viel, es reicht" oder "Ohne uns läuft nichts – außer eure Nase" stand da zu lesen, auch mit der Meinung zur Ampelkoalition hielt man nicht hinterm Berg. Gegen 9.30 Uhr kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Protestaktion dann am Messplatz in Neckarelz zusammen – auch um sich über die Aktion auszutauschen und weitere Vorhaben zu besprechen.
"Ganz schön was los – aber ich find’s echt gut", ließ auf der Bundesstraße B27 im Mosbacher Loch ein im Schritttempo hinter zwei Traktoren zuckelnder Autofahrer seinen Nebenmann auf der zweiten Spur wissen. Die beiden nahmen die Verzögerung gelassen, wie viele andere vorübergehend Ausgebremste auch. Ein bisschen war’s – zumindest in Mosbach – wie bis kurz vor Weihnachten, als die B27-Baustelle für ähnliche Rückstaus sorgte. Aufgebracht hupende, auf Abbiegespuren überholende Verkehrsteilnehmer gab es allerdings auch immer mal wieder.
Nach gut drei Stunden Protestfahrt waren auch die Hauptverkehrsstraßen um und in Mosbach wieder weitestgehend traktorfrei. Die Nutzfahrzeuge parkten vorübergehend am Messplatz, ihre Fahrerinnen und Fahrer ließen die erste Aktion der Woche Revue passieren.
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"Wir haben sehr viel positive Resonanz erfahren", bilanziert Samuel Baier, einer der Mitorganisatoren der Fahrt rund um Mosbach und Landwirt aus Sulzbach. "Es ist alles friedlich abgelaufen", betont der Landwirt. Es sei nie die Absicht gewesen, zu blockieren, sondern zu "entschleunigen". Für Rettungswagen und Busse habe man stets Platz gemacht. Was DRK-Geschäftsführer Steffen Blaschek auf Nachfrage bestätigt: Es habe "keine Einschränkungen" gegeben.
"Ich habe schon das Gefühl, dass wir gehört werden – vielleicht nicht in Berlin, aber bei der Bevölkerung. Deshalb war es uns wichtig, auch hier in der Region Präsenz zu zeigen", führt Samuel Baier weiter aus. Dass es dann schlussendlich an die 100 Traktoren plus einige Fuhrunternehmer mit ihren Lkw waren, die Präsenz zeigten und den Protest mitgestalteten, habe ihn selbst überrascht.
Auch Mitstreiter Florian Mohring stand am Montagmorgen extra früh auf, um die Arbeit im Stall zu erledigen. "So eine Aktion wie heute kann man nur machen, wenn man den Rückhalt der ganzen Familie hat", betont er. Die große Resonanz zeige, "dass es dieses Mal alle betrifft und interessiert", meint Mohring. "Von der Unterstützung war und bin ich völlig überwältigt", beschreibt der Jung-Landwirt aus Lohrbach seine Gefühle. Auch Unterstützung in Form von Essbarem wurde geliefert: Brötchen von der Bäckerei Banschbach, Würstchen von der Metzgerei Stahl.
Die Forderungen der Bauern beschränken sich nicht nur auf Agrardiesel, Maut und Kfz-Steuer, bei manchem geht es auch ums Prinzip: "Wir arbeiten gerne, es macht uns nichts aus, auch mal mehr als 60 Stunden in der Woche zu haben. Aber am Ende vom Jahr muss was hängen bleiben", sagt Mohring. Und zwar auch im Hinblick auf die kommende Generation. Was Mohring freut: "Dass viele hinter uns stehen. Wir haben heute sehr viel Zustimmung erfahren."
Der Protest sei "grundlegend ruhig und überschaubar" verlaufen, ordnete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn die Aktionen am Montagmorgen ein. Im gesamten Zuständigkeitsbereich habe es 45 Protestaktionen mit insgesamt 1700 Fahrzeugen und "ohne besondere Vorkommnisse" gegeben. Besonders auf sich aufmerksam machten die Landwirte und ihre Mitstreiter unterdessen am späten Vormittag noch einmal auf der B27: Ab 11 Uhr bewegte sich der große Zug mit Blinklicht, Hupen und Fanfaren noch einmal geschlossen gen Osten. Am frühen Abend kam man noch zu einem großen Mahnfeuer in Sulzbach zusammen.