Drei Varianten für Radschnellweg im Rennen
Im Rat wurde über die geplanten Streckenverläufe diskutiert. Ziel ist es, für die richtige Variante durch Eppelheim zu kämpfen.

Symbolfoto: dpa
Von Felix Hüll
Eppelheim. Geburtsfehler korrigieren und für die richtige Variante des Radschnellwegs Heidelberg-Schwetzingen durch Eppelheim kämpfen – das war Tenor der Wortmeldungen in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses. Dort stellte der Leiter des Amtes für Bauverwaltung, Klima- und Naturschutz Michael Benda den aktuellen Sachstand vor (siehe unten).
"Möglichst viele zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel bewegen" soll eine umweltfreundliche Streckenalternative zu den Straßen. Deswegen sei der Bau des Radschnellwegs Heidelberg-Schwetzingen "absolut notwendig", erklärte Marc Böhmann, der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Gemeinderatsfraktion. "Es ist Zeichen der Zeit, um das Klima zu schützen, Fahrrad zu fahren", pflichtete ihm die SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Schmidt bei.
"Ich sehe da noch viele Fragezeichen bei jeder Variante", steuerte CDU-Stadtrat und Landwirt Horst Fießer diesen Forderungen eine pragmatische Betrachtung bei. CDU-Fraktionsvorsitzender Volker Wiegand machte deutlich: "Wir haben dem Radweg noch nicht zugestimmt. Nur der Planung." Und für Bernd Binsch, Sprecher der Eppelheimer Liste, "sollte alles viel schneller gehen".

Dass die Verbindungen fürs Fahrradfahren attraktiver gemacht werden müssten, war an sich unter allen Fraktionen unstrittig. Die Stadt Heidelberg hatte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, in der "vorschnell eine Vorzugsvariante 2 herausgedeutet wurde, ohne einen vernünftigen Variantenvergleich vorzunehmen", kritisierte Binsch. Weil die ehemalige Maulbeerallee entlang des Eppelheimer Bahndammes wieder belebt werden sollte, wurden "die vielen Nachteile und negativen Auswirkungen dieser Varianten einfach ausgeblendet".
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Binsch benannte eine "brachiale Flächenversiegelung" entlang des Bahndammes, eine Lichtverschmutzung durchs Beleuchten des Radwegs bei Nacht, das Salzstreuen im Winter und auch die Frage der Sicherheit gerade für Radfahrerinnen auf einem Weg entlang des Dammes.
Auch für den grünen Ratsherrn Böhmann schien die Variante 2 am Bahndamm entlang am besten geeignet, das Ziel einer attraktiven Radlertrasse zu erreichen. Böhmann hob hervor, im Sachstandsbericht sei deutlich geworden, man werde das wertvolle Biotop auf dem Bahndamm selbst schützen.
Es war von den Planern als Ausgleichsfläche für verbrauchtes Gelände beim Neubau der Autobahnbrücke an der Leonie-Wild-Straße festgeschrieben worden. "Eine Herstellung des Radschnellwegs auf diesen Flächen ist daher ausgeschlossen", sagte die Sitzungsvorlage eindeutig aus. Böhmann forderte in dem Zusammenhang ein städtisches Kataster der Ausgleichsflächen und ein dauerhaft fortlaufendes Überwachen.
Im Gegensatz zu den Grünen wünscht sich die Eppelheimer Liste eine Mischlösung aus den Varianten 2 und 3. Dazu sollte der Weg östlich der Autobahn bis zum Stückerweg verlaufen und dort über "eine längst überfällige neue Brücke über die Autobahn A5 entlang des Patrick-Henry-Village (PHV) nach Oftersheim und Schwetzingen weiter verlaufen".
Dies würde den Geburtsfehler von Variante 2 korrigieren, Oftersheim links liegen zu lassen und das PHV nur über Stichwege zu erschließen. Gleichzeitig entstünde südlich des Eppelheimer Gewerbegebiets eine attraktive Radweganbindung. Jürgen Geschwill (SPD) sah dies anders: Er sagte, die Variante 3 sei "eher ein Radumweg denn ein Schnellweg".
Binsch fügte noch hinzu, dass zudem ein Weiterführen des Radschnellwegs von Heidelberg ins Neuenheimer Feld und eine Fahrradbrücke über die Bundesstraße B535 nach Schwetzingen ebenfalls wichtig seien. Amtsleiter Benda erklärte, was letztlich genau ausgewählt werde, wisse aktuell niemand so genau.
Baubeginn 2027: Planer machen Schritt für Schritt
Eine weitere Veranstaltung zur Mitwirkung von Bürgern zum Radschnellweg Heidelberg-Schwetzingen ist noch in diesem Herbst vorgesehen. Ein genauer Termin wird aber erst noch veröffentlicht. Dies war dem Verwaltungsvortrag im Technischen Ausschuss in Eppelheim zu entnehmen. Dort stellte Michael Benda als Leiter des Eppelheimer Amtes für Bauverwaltung, Klima- und Naturschutz den aktuellen Planungsstand vor.
Die Städte Heidelberg, Schwetzingen und Eppelheim sowie die Gemeinde Plankstadt planen gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe diese Radschnellwegverbindung. Sie soll bekanntlich die bereits bestehende Radlerstrecke am Südwestrand von Heidelberg-Bahnstadt mit der Ostseite des Schwetzinger Bahnhofes verbinden.
Die Planungskosten zwischen 2022 und 2025 von rund 384.000 Euro streckt die federführende Kommune Schwetzingen vor. Für den Weg wird mit Gesamtplanungskosten in Höhe von 791.350 Euro gerechnet. Land und Bund übernehmen sie; es stehen dafür bereits 593.500 Euro Fördermittel bereit, weist die Ratsvorlage aus.
Für den Radwegplan trat erstmals im Januar ein "Projektbegleitkreis" im Schwetzinger Rathaus zusammen. Eine weitere Sitzung war Mitte Juli. Im Februar konnten sich Bürger bei einer Digitalveranstaltung über das Vorhaben informieren und bis Ende März Anregungen einsenden. Besonders die Variante 2 der Machbarkeitsstudie wurde begrüßt. Favorisiert wurde ein Brückenschlag über die Bundesstraße B535 von Plankstadt nach Schwetzingen. Landwirte äußerten Sorge wegen Flächenverlusten.
Kritik rief die Streckenführung des Variantenbündels Eins durch die Stadt Eppelheim hervor: Radler träfen dort zu sehr auf Busse, Straßenbahn und Autos. Auch würden hier Standards für einen Radschnellweg verfehlt. Erwähnt wurde ein Führen der Variante über den Baumschulenweg sowie der Knotenpunkt über die Kreisstraße K4147, was in den nächsten Wochen noch näher betrachtet werden solle.
Im März und April wurden zudem Verkehrsuntersuchungen vorgenommen. Nach deren Auswertung sollen drei durchgehende Varianten für das Verkehrsmodell zur Entscheidung vorgelegt werden. Diese Vorplanung des Radschnellwegs soll im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen sein – da soll dann auch die Trassenauswahl feststehen. Als Baubeginn war im Frühjahr 2027 anvisiert worden. Im Eppelheimer Rat kommentierte Bernd Binsch von der Eppelheimer Liste, dass eigentlich alles schneller gehen sollte, es aber gut sei, die üblichen Planungsschritte einzuhalten und einen sorgfältigen Vergleich der Radschnellwegvarianten vorzunehmen.